Markus Lanz und Richard David Precht haben sich in der neusten Folge ihres Podcasts „Lanz & Precht“ über die aktuellen Verhandlungen rund um den Ukraine-Krieg unterhalten.
„Die Nato abschaffen?!“Precht irritiert Lanz mit Vorschlag zum Ukraine-Krieg

Richard David Precht hat im Podcast „Lanz & Precht“ eine spezielle Idee geäußert, um den Ukraine-Krieg zu beenden - und damit Markus Lanz entsetzt. (Bild: ZDF / Christian Bruch)
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Sich von Donald Trump und den USA lösen, als Europa einen eigenen Weg einschlagen - die Nato abschaffen? In der neusten Folge des Podcasts „Lanz & Precht“ überrascht Richard David Precht mit einem Vorschlag, bei dem Markus Lanz kurzzeitig der Atem stockt. Doch Precht ist überzeugt davon, damit womöglich sogar den Ukraine-Krieg zu beenden ...
„Wir schleimen da alle immer noch bei Donald Trump und sagen, sei doch weiterhin unser großer, weißer Vater - und der hat sich schon längst innerlich von uns verabschiedet“, ist sich der Philosoph im Gespräch mit Markus Lanz sicher und wählt deutliche Worte: „Ich finde das armselig und jämmerlich - ich muss solche starken Adjektive benutzen -, wie wir uns da immer wieder versuchen an jemanden ranzuschmeißen, der nichts mehr von uns wissen will.“ Seiner Meinung nach müssten die Europäer ihren eigenen Weg gehen - und dafür zu einer drastischen Maßnahme greifen, in der Precht auch gleichzeitig eine Möglichkeit sieht, Wladimir Putin im Ukraine-Krieg zu einem Waffenstillstand zu bewegen.
„Armselig und jämmerlich“: Precht wird im Podcast plötzlich deutlich
So finde es Precht unfassbar, dass Bundeskanzler Friedrich Merz den Waffenstillstand bereits als Bedingung anführt, um überhaupt ernsthafte Verhandlungen mit Wladimir Putin führen zu können. „Das ist eine unmögliche Bedingung“, meint der Schriftsteller und nennt den Grund: „Das ist nicht die Bedingung, das ist der Preis. Der Waffenstillstand ist das, was Putin in Aussicht stellt, am Ende der Verhandlungen, sofern er auf seine Kosten gekommen ist.“
Immerhin käme Russland gerade in der Ukraine vorwärts. „Wenn er darauf verzichtet, verliert er sein Druckmittel“, erklärt Precht weiter über die Sinnlosigkeit einer solchen Bedingung: „So etwas ärgert mich einfach. Ich finde, das beleidigt doch jedermanns Intelligenz. Es ist doch völlig klar, warum die Russen das nicht machen.“
Lanz und Precht überlegen daraufhin, wie es denn überhaupt möglich sei, einen Frieden zwischen Russland und der Ukraine zu erreichen. Das realistische „Worst-Case-Szenario“ dabei laut Precht: „Trump einigt sich mit Putin, Putin kriegt die fünf geklauten Gebiete und danach gibt es ein mörderisches Wettrüsten. Das wäre eine fürchterliche Vorstellung.“ Der 60-Jährige habe eine ganz andere Idee.
„Das Szenario würde sein, die Auflösung der Nato in der Form, wie wir sie bisher kannten“, erläutert Precht. Er fordere ein neues Verteidigungsbündnis - unter Einbezug Russlands. „Dann ist die Luft raus. Dann stehen sich die Blöcke nicht mehr verfeindet gegenüber. Und ganz ehrlich: Das ist das, wovon Putin träumt. Was meinst du, wie geschmeidig der wird, in dem Moment, wo wir das machen“, so der Podcaster. Da reagiert Markus Lanz irritiert: „Wenn wir die Nato abschaffen?!“
„Ich versuche, gerade mal wieder Luft zu holen“: Prechts Idee raubt Lanz den Atem
Precht stellt klar, dass Europa natürlich weiterhin gemeinsam ein Verteidigungsbündnis haben sollte, „aber die Nato war das Verteidigungsbündnis der USA. Und die USA sind nicht mehr unser Partner“. Das Ziel sei: Eine Friedensordnung, die viele Jahrzehnte hält, ohne weiter gegeneinander aufzurüsten. Lanz zeigt sich über die Idee nach wie vor verwundert: „Du sagst, die Europäer stehen in Wahrheit auf der Bremse? Wir sind das Problem?“ Precht stimmt zu.
„Ich versuche den Gedanken gerade mal nachzuvollziehen und versuche auch gerade mal wieder Luft zu holen, weil das natürlich irgendwie atemberaubend ist, was du da sagst“, entgegnet Lanz, dass Prechts Ausführungen im Grunde das seien, „was russische Propaganda seit Jahren erzählt“. Precht sieht es seinen Worten nach als gesichert an, dass die Nato-Ost-Erweiterung maßgeblich für den Beginn des Ukraine-Krieges verantwortlich sei. Doch auch damit tut sich der ZDF-Moderator schwer.
Laut dem Polit-Talker sei die Bewegung nicht „West nach Ost“, sondern „Ost nach West“ gewesen, da sich die Staaten vor Russland hätten schützen wollen. Lanz weiter: „Das ist etwas fundamental anderes.“ Die Auflösung der Nato sähe er nicht als Möglichkeit an. Precht argumentiert weiterhin, dass ein Wettrüsten auf ukrainischem und russischem Boden doch aber keine Lösung sein könne. Lanz ist da wenig optimistisch: „Ich fürchte, wir haben gar keine andere Option.“ (tsch)