Leben wir in einem Land, das immer unsicherer und gefährlicher wird? Dunja Hayali setzt sich in der ZDF-Reportage „Am Puls mit Dunja Hayali - Die Innere (Un-)Sicherheit“ (Donnerstag, 21. August, 22.15 Uhr) mit dieser Frage auseinander. Die Journalistin warnt jedoch vor falschen Wahrnehmungen.
Dunja Hayali„Klassische Medien sind Teil des Problems“

Dunja Hayali warnt in ihrer ZDF-Reportage „Am Puls mit Dunja Hayali - Die Innere (Un-)Sicherheit“ vor Klischees und verfälschter Wahrnehmung, wenn es darum geht, vor wem man sich in Deutschland fürchten muss. Auch die klassischen Medien, so die ZDF-Journalistin, sind da nicht frei von Schuld. (Bild: ZDF und Klaus Weddig)
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Wie sicher ist Deutschland? Dunja Hayali forscht nach - und begleitet unter anderem die Polizeistreife am Bremer Hauptbahnhof. (Bild: ZDF / Felix Korfmann)
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Dunja Hayali warnt in ihrer ZDF-Reportage „Am Puls mit Dunja Hayali - Die Innere (Un-)Sicherheit“ (Donnerstag, 21. August, 22.15 Uhr, ZDF) vor Klischees und verfälschter Wahrnehmung, wenn es darum geht, vor wem man in Deutschland Angst haben muss. Auch die klassischen Medien, so Hayali im Interview mit der Agentur teleschau, sind dabei nicht frei von Schuld. Im Film offenbart die renommierte Wissenschaftlerin Julia Ebner, dass es nicht jene Gegenden mit vielen Migranten seien, die gefährlich sind, sondern prekäre - also arme - Gegenden. Aber kann man das so leicht auseinanderhalten? Dazu Dunja Hayali: „Was man untersuchen kann, ist, ob Gewalt- und Straftaten mehr werden, wenn sich in prekären Gegenden der Ausländeranteil erhöht. Genau das ist aber nicht der Fall. Es gibt dort eben nicht nur Messerstecher Ali, sondern auch Messerstecher Uwe - um es etwas plakativ zu sagen.“

Dunja Hayali (links) begleitet in ihrem Film auch Lea, die 2024 beim Messerangriff in Solingen schwer verletzt wurde. (Bild: ZDF / Felix Korfmann)
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Im neuen Film aus der ZDF-Reihe „Am Puls“, die sich mit gesellschaftlichen Trends und Problemen beschäftigt, besucht Dunja Hayali mit Einsatzkräften „Gefahrengebiete“ wie den Bremer Hauptbahnhof und spricht mit jungen Frauen über deren Erfahrungen mit Übergriffen im öffentlichen Raum. Eine beim Anschlag von Solingen schwer verletzte Frau kommt zu Wort, aber auch ein junger Mann mit Migrationshintergrund, der in Magdeburg - wohl aus rassistischer Motivation - Opfer eines Messerangriffs wurde. Dazu spricht Hayali mit Forschern und einem belgischen Bürgermeister, die sich mit einem sehr erfolgreichen Projekt für mehr Sicherheit im öffentlichen Raum engagierte.
Was sagt die Statistik?

Der Syrer Anas (zweiter von links) überlebte einen Messerangriff in Magdeburg. Dunja Hayali spricht mit ihm und seinem Vater über die Tat und ihre Folgen. (Bild: ZDF/Felix Korfmann)
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Oft fühlen sich junge Frauen beim Ausgehen aus Angst vor Belästigung unsicher. (Bild: ZDF / Felix Korfmann)
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Die Kriminalstatistik in Deutschland ist insgesamt rückläufig, insbesondere bei Diebstählen und Drogendelikten. Statistisch betrachtet, so Hayali gegenüber teleschau, leben wir in einem relativ sicheren Land. Dennoch müsse man ernst nehmen, dass viele Menschen ein gegenteiliges Gefühl haben.
Dass dabei Migration als großes Problem gesehen wird, dafür sind laut Hayali auch Medien verantwortlich. Laut Kriminalstatistik sind 33 Prozent der Täter Ausländer. In den klassischen Medien nehmen ausländische Täter jedoch über 80 Prozent des Raumes in der Berichterstattung ein. Wie kann das sein? „Man muss leider sagen, dass klassische Medien Teil des Problems sind“, befindet Hayali. „Ich persönlich glaube, dass die Vorwürfe gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wir hätten gesellschaftlich eine rosarote Brille auf, vielleicht sogar zu einer unbewussten Schärfe geführt haben. Jedenfalls, wenn es darum geht, Probleme und Herausforderungen mit Migration zu benennen.“ (tsch)