Der Weltkrieg und die Liebe: In der meisterhaft inszenierten Miniserie „The Narrow Road to the Deep North“ ergänzen sich Grausamkeit und Poesie.
Erbarmungslose WahrheitenSky und WOW zeigen ein echtes Meisterwerk über den Krieg und die Liebe

Dorrigo Evans (Jacob Elordi) hat als Kriegsgefangener nur ein Ziel: überleben. (Bild: Sky/Curio)
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Dorrigo Evans (Jacob Elordi, links) trifft im Gefangenenlager auf den japanischen Major Nakamura (Sho Kasamatsu), der inmitten aller Unmenschlichkeit freundschaftliche Töne anschlägt. (Bild: Sky/Ingvar Kenne/Curio/Sony Pictures Television)
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Geschichten über „Heldentum und Kameradschaft“, das sei es, was die Menschen vom Krieg hören wollen. Die aber kann und will Veteran Dorrigo Evans Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs dem Publikum nicht liefern. Er erzählt lieber über die Wahrheit, und die ist in der fünfteiligen Miniserie „The Narrow Road To The Deep North“, ab 1. Juli bei Sky und WOW zu sehen, grausam. Gleichzeitig ist die Adaption des mit dem Man Booker-Preis ausgezeichneten gleichnamigen Romans des australischen Autors Richard Flanagan eine differenzierte, komplexe Betrachtung menschlichen Verhaltens - in besseren wie in schlechten Zeiten.

Kurz bevor Dorrigo Evans (Jacob Elordi) in den Krieg zieht, beginnt er eine leidenschaftliche Affäre mit Amy (Odessa Young), der Frau seines Onkels. (Bild: Sky/Ingvar Kenne/Curio/Sony Pictures Television)
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Keine Glorifizierung, keine Helden, keine einfache Einteilung in Gut und Böse: Der Krieg ist in „The Narrow Road To The Deep North“ erbarmungslos in vielen Facetten. Trotzdem schafft es Regisseur Justin Kurzel in seiner komplexen Romanadaption, viel Platz für Menschlichkeit in all ihren künstlerischen und leidenschaftlichen Ausdrucksformen zu lassen.
Meisterhaft inszenierte Betrachtung der Menschlichkeit

Dorrigo Evans (Jacob Elordi, links) und Frank „Darky“ Gardiner (Thomas Weatherall) kämpfen gemeinsam im Zweiten Weltkrieg. (Bild: Sky/Ingvar Kenne/Curio/Sony Pictures Television)
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Im Kriegsgefangenenlager müssen die Australier unter unmenschlichen Bedingungen eine Eisenbahnstrecke durch den burmesischen Dschungel bauen. (Bild: Sky/Ingvar Kenne/Curio/Sony Pictures Television)
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Die Story verwebt in fließender Eleganz drei Zeitebenen miteinander mit einer vielschichtigen Hauptfigur im Mittelpunkt: 1940 hat Dorrigo Evans (bravourös gespielt von Senkrechtstarter Jacob Elordi) eine leidenschaftliche Affäre mit Amy (Odessa Young), der Frau seines Onkels. Drei Jahre später muss er als japanischer Kriegsgefangener im Dschungel die berüchtigte Thailand-Burma-Eisenbahn bauen: Die Gräuel der Kriegsgefangenschaft übersteht Dorrigo nur dank der Erinnerungen an die kurze, heftige Liebesbeziehung.
1989 schließlich versucht er als wohlhabender Chirurg (nun gespielt von Ciarán Hinds) in einem Buch zu verarbeiten, was er vor Jahrzehnten erlebt und erlitten hat. Die Erinnerung an die „schmerzhafte und seltsame Unendlichkeit des Menschen“ wird Dorrigo nie mehr loslassen. Aber sie besteht in der in allen Belangen meisterlich inszenierten Romanverfilmung nicht nur aus Leid und Qual, sondern auch aus großartigen Ideen, aus Verstand, Mut und Herz.
So viel, wie „The Narrow Road To The Deep North“ über den Krieg erzählt, so viel erzählt die Miniserie auch über die Liebe. (tsch)