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„Wir sind hier richtig!“Experte glaubt, Rätsel um Milliarden teuren Piraten-Schatz geknackt zu haben

6 min
Daniel Krieg glaubt, dass das Kryptogramm auf die Insel Mauritius verweist. (Bild: ZDF/Tilman Remme)

Daniel Krieg glaubt, dass das Kryptogramm auf die Insel Mauritius verweist. (Bild: ZDF/Tilman Remme)

Der Schatz des Piraten Olivier Levasseur beschäftigt noch heute viele Wissenschaftler und Hobby-Schatzsucher. Niemand weiß, wo „Le Buse“ seine wertvolle Beute versteckt hat.

Es klingt wie ein Märchen: Im Jahr 1720 kapert der französische Pirat Olivier Levasseur, bekannt unter dem Namen „La Buse“ (übersetzt: der Bussard), das manövrierunfähige portugiesische Schlachtschiff Nossa Senjora do Cabo et São Pedro. An Bord erbeuten er und seine Crew bei ihrem Raubzug Schätze in Milliarden-Höhe. Einige Jahre später wird den Seeräubern Amnestie angeboten, um der Piraterie ein Ende zu setzen. Jedoch unter einer Bedingung: Sie müssen die gestohlenen Schätze zurückgeben. Einige geben nach, andere weigern sich - so auch Kapitän Le Buse. Sein Anteil wird nie gefunden.

Jaschree Mungur-Medhi hat auf einer Mangroveninsel einen Markierungsstein entdeckt, dessen Spitze auf das gegenüberliegende Ufer weist. (Bild: ZDF/Tilman Remme)

Jaschree Mungur-Medhi hat auf einer Mangroveninsel einen Markierungsstein entdeckt, dessen Spitze auf das gegenüberliegende Ufer weist. (Bild: ZDF/Tilman Remme)

Zehn Jahre später wird ihm seine Sturheit zum Verhängnis. Er wird verhaftet, verurteilt und erhängt. Doch unmittelbar vor seiner Hinrichtung soll Le Buse eine Notiz in die Menge geworfen haben - eine Geheimschrift, die angeblich verraten soll, wo sich sein Schatz verbirgt.

Für viele Menschen dürfte dies wie eine reine Legende klingen, eine Erzählung, die jedoch nicht auf einer Wahrheit beruht. Andere sehen das anders. Denn: Eine Kopie dieses Zettels tauchte 1923 auf und hat seitdem schon viele Kryptoanalytiker beschäftigt. So auch den Schweizer Historiker und Rätselexperten Daniel Krieg. Denn er hat seine ganz eigene Theorie und glaubt, den Code knacken zu können.

Die „Terra X“-Dokumentation „Der Schatz des Piraten“ (abrufbar in der ZDF-Mediathek und am Sonntag, 6. Juli, um 20.15 Uhr im ZDF) begleitet Krieg auf seiner Suche nach dem Schatz. Am Ende ist sich der Schweizer sogar sicher: „Wir haben den richtigen Ort gefunden“.

Die Legende des verschwundenen Schatzes von Le Buse

Das angebliche Grab des Piraten La Buse auf dem Friedhof von Saint-Paul auf der Insel La Réunion wurde erst Jahrzehnte nach der Hinrichtung des Piraten angelegt.
 (Bild: ZDF/Tilman Remme)

Das angebliche Grab des Piraten La Buse auf dem Friedhof von Saint-Paul auf der Insel La Réunion wurde erst Jahrzehnte nach der Hinrichtung des Piraten angelegt. (Bild: ZDF/Tilman Remme)

Der verschwundene Schatz von Le Buse ist eine der bekanntesten Erzählungen über Piratenschätze aller Zeiten. An Bord sollen sich Indisch-chinesische Seidenwaren, Porzellan und wertvolle Edelsteine aus Indien befunden haben. Der geschätzte Gesamtwert: 2,4 Milliarden Euro!

Kein Wunder also, dass das Interesse vieler Historiker, Archäologen und Hobby-Schatzsucher groß ist. Das berüchtigte Kryptogramm wurde in einem Freimaurer-Code geschrieben. Für Rätsel-Experte Daniel Krieg eine Kleinigkeit: „Der Code ist ganz einfach zu verstehen“, betont er.

Auf einer kleinen Mangroveninsel im Nordosten der Insel Mauritius soll nach Daniel Kriegs Ansicht der Schatz des Piraten La Buse vergraben worden sein. (Bild: ZDF/Tilman Remme)

Auf einer kleinen Mangroveninsel im Nordosten der Insel Mauritius soll nach Daniel Kriegs Ansicht der Schatz des Piraten La Buse vergraben worden sein. (Bild: ZDF/Tilman Remme)

Übersetzt ergeben sich demnach die folgenden Zeilen: „Nehmt ein Taubenpaar. Zieht die Herzen heraus und drückt sie auf den Kopf des Pferdes. Raucht die Öffnung eines türkischen Hundes. Das Ei muss halb ausgebrütet sein.“

Für Außenstehende mag dies schlichtweg brutal und sinnfrei klingen - es soll sich jedoch um damals gebräuchliche Texte aus Afrika und der Region Indischer Ozean handeln. Diesen schenkt Krieg mittlerweile aber weniger Aufmerksamkeit. Denn: „Mir wurde relativ rasch klar, dass der eigentliche Text nichts dazu beiträgt, um das eigentliche Rätsel zu lösen. Mir war klar, dass es hinter dem Rätsel ein zweites Rätsel geben muss“ Demnach diene der Text nur als Tarnung für eine zweite Rätselebene.

Schweizer Experte bringt neue Theorie ins Spiel

Der Schweizer Daniel Krieg ist davon überzeugt, dass er das Geheimnis des Kryptogramms entschlüsselt hat. Zusammen mit der Historikerin Marina Carter folgt er der Spur des Piraten La Buse auf La Réunion. (Bild: ZDF/Tilman Remme)

Der Schweizer Daniel Krieg ist davon überzeugt, dass er das Geheimnis des Kryptogramms entschlüsselt hat. Zusammen mit der Historikerin Marina Carter folgt er der Spur des Piraten La Buse auf La Réunion. (Bild: ZDF/Tilman Remme)

Im Text verteilte Sonderzeichen, die nicht zu den anderen verwendeten, im Freimaurercode üblichen Zeichen gehören, deutet er als geografische Marker. Für ihn ist das Kryptogramm nichts anderes als eine Schatzkarte, die, in Kombination mit der richtigen Landkarte und Verbindungslinien, zum Versteck des Piratenschatzes führt.

Doch die erste Ernüchterung lässt nicht lange auf sich warten. Folgt man Kriegs Theorie, so wird klar: Das Kryptogramm kann nicht von Le Buse persönlich verfasst worden sein. Denn es enthält die Buchstaben J und V, die allerdings erst rund 30 Jahren nach La Buses Tod in das französische Alphabet aufgenommen worden. Und auch die Karte von Mauritius, an der sich Krieg orientiert, entstand erst mehr als zwei Jahrzehnte nach der Hinrichtung des Piraten.

Die Archäologin Dr. Jayschree Mungur-Medhi hat sich bereit erklärt Daniel bei seiner Schatzsuche auf Mauritius zu unterstützen. (Bild: ZDF/Tilman Remme)

Die Archäologin Dr. Jayschree Mungur-Medhi hat sich bereit erklärt Daniel bei seiner Schatzsuche auf Mauritius zu unterstützen. (Bild: ZDF/Tilman Remme)

Einen Zusammenhang zwischen dem Piraten und dem Kryptogramm ausschließen will Krieg dennoch nicht. Er weiß: „Es ist oft so, das Legenden nicht ganz aus der Luft gegriffen sind“, und fügt an: „Ich schließe es nicht aus, dass es einen Zusammenhang gibt, zwischen dem Überfall auf die Nossa Senora und dem Kryptogramm.“

Mehr noch, er ist sich sicher, das System hinter dem Kryptogramm erkannt und entschlüsselt zu haben. Demnach verweise der Geheimcode auf das heutige Mauritius. „Der höchste Punkt der Insel, passt genau auf diesen Fleck!“, erklärt der Experte, legt die Karte unter das Kryptogramm und deutet auf einen kreisförmigen Fleck, der sich von den anderen Zeichen abhebt. Bei dem höchsten Punkt der Insel handelt es sich um den 880 Meter hohen Berg „Piton de la Petite Riviere Noire“ - liegt dort etwa der Schatz vergraben?

„Der höchste Punkt der Insel, passt genau auf diesen Fleck!“

Mitten im Wald stoßen Daniel Krieg und Jayschree Mungur-Medhi auf die Überreste einer bis dahin unbekannten Siedlung. (Bild: ZDF/Tilman Remme)

Mitten im Wald stoßen Daniel Krieg und Jayschree Mungur-Medhi auf die Überreste einer bis dahin unbekannten Siedlung. (Bild: ZDF/Tilman Remme)

„Für mich ist das schon ein sehr großes Indiz dafür, dass es genau dieses System braucht, um der Lösung auf die Spur zu kommen“, freut sich Krieg. Er bittet schließlich seinen Freund, den Schamanen Erik um Rat - und dieser will mithilfe seines Pendels den genauen Ort des Schatzes herausgefunden haben. Eine kleine Insel in einer Lagune vor Mauritius.

Eine neue Theorie, die Krieg euphorisch werden lässt: „Am Ende hat sich ein unglaubliches System ergeben, von Linien, von der Kombination zwischen dem Kryptogramm und der Karte, das mich immer noch staunen lässt.“ Der Autor des Rätsels habe, so ist sich Krieg sicher, drei Elemente miteinander kombiniert: die Karte, das Kryptogramm und die Linien. „Für mich war absolut klar: Da gibt es keine Zufälle! Da muss irgendetwas sein“, so Krieg.

Doch als er gemeinsam mit Dr. Jayshree Mungur-Medhi, einer Archäologin aus Mauritius und dem Rest des Teams auf die kleine Insel reist, stößt die hoch motivierte Gruppe schnell an ihre Grenzen. Denn die Wurzeln des dichtbewachsenen Mangroven-Waldes sind zu dick für die Metalldetektoren. Schon ein Schatz in zwei Meter Tiefe bliebe unentdeckt, weil er von den Detektoren nicht mehr erfasst werden könnte.

Liegt der verschwundene Schatz vor Mauritius?

Umso größer ist die Aufregung, als eines der Geräte plötzlich doch ausschlägt. Der vermeintliche Schatz entpuppt sich nach kurzer Suche aber lediglich als alte Bierdose.

Ganz umsonst war die Reise dennoch nicht. Krieg und sein Team sind sich sicher, einen neuen Markierungsstein auf der Insel entdeckt zu haben, der exakt in ein Dreieck geschnitten ist. Mungur-Medhi ist überzeugt: „Für mich sieht es wie ein Pfeil aus, der in eine Richtung weist“. Bei der zweiten großen Entdeckung handelt es sich um einen Brunnen, sowie Reste einer steinernen Mauer. All dies seien Hinweise, dass hier einst eine Siedlung existiert haben muss.

„Das ist ohne Zweifel ein von Menschen gefasster Brunnen“, freut sich die Archäologin. Und auch Krieg ist am Ende der Reise zufrieden: „Wir haben keinen Schatz gefunden, aber auf der anderen Seite haben wir Dinge gesehen, die jenseits von dem waren, was wir erwarten konnten.“ Er ist sich sicher, näher denn je an der Auflösung des Rätsels zu sein: „Ich bin ganz sicher, dass beides Hand und Fuß hat. Für mich zeigen diese beiden Elemente (Anmerk d. Red. die Linien und das Kryptogramm) ganz klar, dass wir hier richtig sind und das Mauritius die Lösung des Rätsels ist. Auch, wenn wir noch nicht ganz durchgedrungen sind - wir sind hier richtig!“ (tsch)