In Baden-Württemberg kämpft ein Wirt um die Gunst der Dorfbewohner - doch die kritisieren nicht nur das Essen im „Gasthaus zum Ochsen“. Auch das Äußere von Besitzer und Koch Sven ist manchen ein Dorn im Auge, es wirke „ungepflegt“ - nicht nur für den Gastwirt ist diese Kritik ein Schock.
TV-ShowFrank Rosin spricht Gastwirt auf „ungepflegtes Äußeres“ an

Frank Rosin im Gespräch mit „Ochsen“-Wirt Sven: Das Äußere ist ein Problem. (Bild: Joyn)
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Da blüht das Herz von Ruhrpottler Frank Rosin auf: Das „Gasthaus zum Ochsen“ liegt im malerischen Eichstetten am Kaiserstuhl, eingerahmt von Weinbergen. Weniger idyllisch ist jedoch die finanzielle Lage von Sven und Yvonne Braunstein, die das Lokal nach zehn Jahren des Leerstands seit zwei Jahren betreiben. Aber es läuft nicht: „Wir haben Tage, wo kaum Gäste da sind“, gibt der 42-jährige Wirt zu.

Die Gastleute aus Eichstetten am Kaiserstuhl haben den Sternekoch um Hilfe gebeten. (Bild: Joyn)
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Aus Krediten für die Sanierung und Erstausstattung müssen die Eheleute noch 100.000 Euro an Schulden tilgen. Wenn die 32-jährige Yvonne nicht immer wieder Geld zuschießen würde, wäre das Restaurant längst geschlossen. Sie arbeitet hauptberuflich als Krankenschwester, aber hilft auch im Service aus - auch ihre Mutter (63) hilft in der Küche. Frank Rosin fühlt sich sofort an seine eigene Geschichte erinnert: „Die Mama ist spitze, ist immer da und hilft den Kindern, wo sie kann. Das kenne ich, hat meine Mutter auch gemacht“, sagt der Sternekoch, dessen Mutter einen Imbiss hatte.
Frank Rosin hadert: „Kostet mich ganz viel Überwindung“

Das Gasthaus besteht schon seit mehr als 300 Jahren. (Bild: Joyn)
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Wirt Sven, der seine Kochlehre wegen einer Fischallergie abgebrochen hat, tischt im „Ochsen“ Badische Küche auf. Die Testesser aus dem Dorf sind jedoch enttäuscht von den Schweinelendchen mit Spätzle: „Etwas fad“, „das Fleisch war zäh“ und „das Essen wäre für mich ein absolutes Ausschlusskriterium, hier noch einmal herzukommen“, lautet die harte Kritik. Frank Rosin setzt noch einen drauf: „Der 'Ochse' hat kein Konzept, keinen Plan, kein gar nichts“, sagt er. Die wissen gar nicht, was es bedeutet, zeitgemäße Gastro zu betreiben.“
Und so fällt seine Kritik gegenüber Sven und seinen Beiköchen knallhart aus: „Das war schon ein großer Sch ..., was ihr da gestern gekocht habt und ihr müsst euch nicht wundern, dass die Bude nicht voll wird“, motzt Rosin. Sven ist geschockt: „Das tat mir richtig weh, das war wie ein Faustschlag ins Gesicht!“, sagt er. Damit nicht genug: Frank Rosin liest ihm zudem einen Brief vor, in dem die Testesser ihre Kritik ungefiltert aufgeschrieben haben. Darin kritisieren sie den 42-Jährigen persönlich; Er grüße andere Dorfbewohner nicht, werde schon mal ungehalten vor den Gästen und habe zudem „kein gepflegtes Äußeres“.
Frank Rosin muss schlucken: „Einem erwachsenen Menschen zu sagen, dass ein Grund seines Scheiterns sein ungepflegtes Äußeres ist ... das zu kommunizieren kostet mich so viel Überwindung, das finde ich ganz schlimm.“ Auch Ehefrau Yvonne ist getroffen: „Wenn ich meinen Mann sehe, dass er kurz vorm Weinen ist, wenn er so eine Kritik kriegt, das bricht mir das Herz“, so die 32-Jährige.

Frank Rosin muss Koch Sven eine unangenehme Nachricht überbringen. (Bild: Joyn)
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Frank Rosin nimmt sich Sven für ein Gespräch unter vier Augen zur Seite: „Ich habe viele Dinge in meinem Leben erst begriffen, als ich versucht habe, mich von außen zu beobachten. Nicht aufregen, nimm es an, es ist eine Riesenchance!“, schwört er ihn ein. Svens Kochjacke sei objektiv betrachtet, eindeutig zu eng, die Hose sehe aus wie schon zehn Mal getragen: „So kannste nicht rumlaufen!“, so Rosins klare Ansage. „Ich muss es ihm ja sagen, wenn er aussieht wie eine Filzlaus, das ist ja unästhetisch“, sagt er im Interview und grinst.
Gastwirt kann Tränen kaum zurückhalten: „Das hat mich sehr berührt“

Die Testesser kritisieren nicht nur das Essen. (Bild: Kabel Eins)
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Auch der eigentlich schöne Innenhof des Restaurants wirkt ungepflegt: Dreckige Fenster, Spinnweben und allerlei Unrat müssen weg, denn Frank Rosin hat große Pläne: „Hier muss Wein verkauft werden, hier müssen Tische und Stühle stehen, der Hof ist ja ein Juwel!“, schwärmt er. Gemeinsam mit Ausstatter Flo Kogler wird draußen und auch im Innenraum kräftig entrümpelt - die vielen kleinen Dekostücke fliegen raus, dafür bekommen selbst geschossene Fotos von Yvonne aus der Umgebung einen angemessenen Rahmen.
In der Küche coacht der TV-Koch Sven im richtigen Umgang mit Fleisch, gibt Tipps für die Soßenzubereitung und versucht, ihren Ehrgeiz zu wecken: „Ihr müsst den Spaß am Genuss in den Vordergrund stellen, sonst seid ihr für mich einfach nur welche, die in der Küche stehen und aufpassen, dass keiner den Ofen klaut“, sagt er. Ungläubig erfährt er von Yvonnes Mutter, dass die Familie mehrere Weinberge besitzt, Schwiegersohn Sven aber noch nie da war. Rosin spricht ein ernstes Wort mit Yvonne: „Dein Mann muss hier Gastronom werden und sich dafür interessieren, Gastlichkeit und Genuss zu leben. Tut er das nicht, könnt ihr zunageln.“
Doch die harsche Kritik zeigt Wirkung bei Sven: Die alte Kochjacke wird gegen eine neue, passende ausgetauscht und nach einem Friseurbesuch traut Frank Rosin seinen Augen kaum: „Gut siehst du aus! Ich bin stolz auf dich“, freut er sich über den „neuen“ Sven.
Beim zweiten Testessen stehen Schweinelendchen, Gemüse und Kartoffelbrei auf der Karte. Serviert wird im neuen, aufgeräumten Innenhof des „Ochsen“. Die Gäste sind angetan von der Veränderung (“Das hat Atmosphäre“) und dem Essen. Yvonne ist nach der Woche fertig aber glücklich: „Ich bin sehr stolz auf meinen Mann, der hier seit zwei Jahren kämpft und sein letztes Hemd für jeden gibt“, hält sie eine Ansprache.
Ehemann Sven kann bei diesen Worten die Tränen kaum zurückhalten: „Das hat mich sehr berührt, das war 'ne harte Woche, aber es hat sich gelohnt“, sagt er. Auch Frank Rosin ist überzeugt und freut sich über den „Riesenerfolg“ der Gastleute. (tsch)