Wenn Laien an teure Bronzefiguren Hand anlegen, kommt nicht selten eine Verschlimmbesserung heraus. Das musste eine Verkäuferin erleben, die mit ihrem eigentlich wertvollen Stück zu „Bares für Rares“ gekommen war.
„Furchtbar!“ - „Bares für Rares“-Verkäuferin muss sich wegen teuren Fehlers Vorwürfe anhören

Expertin Bianca Berding (links) musste gegenüber Horst Lichter und der Kandidatin die Preiserwartung dämpfen. (Bild: ZDF)
Copyright: ZDF
„Da bin ich als Herr eigentlich falsch hier, drei bezaubernde Damen“, stellte Horst Lichter in der Donnerstagsausgabe von „Bares für Rares“ fest. Die Bronzefigur, die Sandra loswerden wollte, wurde nur „als Hutablage und für Schlüsselanhänger benutzt“, gestand die die 55-Jährige. Dafür sei sie viel zu schade ...

Die unverhüllte Darstellungsform sei bemerkenswert, erläuterte die Expertin, denn sie haben damals „einen Tabubruch“ dargestellt. (Bild: ZDF)
Copyright: ZDF
„Frau Doktor, was sagen wir dazu?“, fragte Horst Lichter. Dr. Bianca Berding fand das Verkaugsobjekt „total schön“. Horst Lichter wollte eigentlich hinaus auf den Fachbegriff, den er - stolz auf sein Fachwussen - nennt: „Ein Akt.“ Eigentlich gehörte die Bronze ursprünglich dem Urgroßvater des Partners von Sandra. Beim Lebensgefährten allerdings würde die Figur nicht zur Einrichtung passen, fand sie. Dr. Berding dagegen schwärmte: „Unglaublich klassisch.“
Die unverhüllte Darstellungsform sei bemerkenswert, erläuterte die Expertin, denn sie haben damals „einen Tabubruch“ dargestellt. Bianca Berding bezifferte den Entwurf auf circa 1900. „Fast schon der Sonnengruß im Yoga“, sinnierte die Expertin angesichts der Pose. Noch etwas ist ihr wichtig: „In der Zeit wurde die Befreiung des Korsetts stark vorangetrieben, den bis zu der Zeit war es fester Bestandteil der weiblichen Kleidung.“
Expertin erkennt Laien-Fehler: „Tödlich bei einer Bronze“

Horst Lichter fand die Skulptur „sehr schön“ und „in keinster Weise anstößig“. (Bild: ZDF)
Copyright: ZDF
„Und hier sehen wir einen natürlichen Körper ohne Korsett“, machte die Expertin auf eine Aussage der Bronze aufmerksam. Lichter fand sie „sehr schön“ und „in keinster Weise anstößig“. Besonders begeisterte sich der Moderator für zwei Details. „Ich finde die Hände sind exzellent gemacht“, lobte Horst Lichter. „Die Finger sind so schön und auch die Füße“, schwärmte er. Er war überzeugt: „Daran erkennt man, ob jemand gut ist.“ Dr. Berding widersprach ihrem Kunst-Azubi nicht.
1.000 Euro erhoffte sich Sandra, doch Bianca Berding bremste diese Idee aus. Ihr „Problem“: die radikal abgeputzte Patina sei „tödlich bei einer Bronze“. Laien würden oft nicht ahnen, wie wichtig die Original-Patina für die Wertigkeit von Plastiken und Skulpturen sei. „Deswegen muss ich niedrig bleiben“, so Berding. Nur 400 bis 600 Euro empfahl sie. Sandra war enttäuscht, entschied sich aber unter einer Bedingung für die Händlerkarte: Mindestens 600 Euro wollte sie mit ins nahe Zuhause bringen.
„Ob ich gut verkaufen kann, wird sich gleich zeigen“, verriet Sandra der Kamera. „Ich gucke mal in die Gesichter der Händler, dann versuche ich zu pokern und schaue, was dabei rauskommt“, nahm sie sich vor. Dann ging es zu den Händlern ...
Walter Lehnertz entsetzt: „Und du hast da mit Stahlwolle hantiert! Furchtbar!“

„Man sieht dass da mal jemand ran ist, kleine Kratzer“, jammerte Händler Jos van Katwijk. „Die gehört eigentlich nicht saubergemacht“, lamentierte auch Daniel Meyer. „Furchtbar!“, stellte ein geknickter Walter Lehnertz fest. (Bild: ZDF)
Copyright: ZDF
„Man sieht dass da mal jemand ran ist, kleine Kratzer“, jammerte Jos van Katwijk. „Die gehört eigentlich nicht saubergemacht“, lamentierte auch Daniel Meyer. „Furchtbar!“, stellte ein geknickter Walter Lehnertz fest. Ein schlechter Start, so schien es. Doch Lehnertz brach das Eis: Eine „wunderschöne Figur“ habe Sandra mitgebracht. Dann der Vorwurf: „Und du hast da mit Stahlwolle hantiert! Furchtbar!“ Sandra schob die Schuld weit von sich und stattdessen auf die Urgroßeltern ihres Lebensgefährten.
Daniel Meyer übersah begeistert die Mängel und fühlte sich von der guten Laune der Dame angesteckt: „Wenn ich die sehe, möchte ich so machen und sagen: ja!“ Susanne Steiger erkundigte sich nach dem Bildhauer. Sandra wusste: Paul Aichele war der Entwerfer. „Schöner Jugendstil“, schwärmte Steiger. „Ist zwar schade“, spielte Walter Lehnertz noch einmal auf die Beschädigung der Patina an. Dennoch war er es, der das erste Gebot machte: 280 Euro statt des typischen „Waldis“ von 80 Euro.
Susanne Steiger und Daniel Meyer boten ebenfalls. Steiger kratzte an der 1.000er-Marke. „Da geht bestimmt noch bisschen mehr“, fand Sandra selbst, als Steiger 1.100 bot. Die Expertise war längst übertroffen. Meyer stieg aus. Lehnertz erkundigte sich nach der Expertise. „800 bis 1.000, schätze ich“, glaubte Steiger. Sandra gab zu: nur 400 bis 600. Lehnertz erkannte ihr Verkaufstalent: „Da willste aber mehr haben.“ Sandra gab zu: „Ich kann's ja mal versuchen.“ Der Händler fand's okay: „Versuch ist nicht strafbar.“
„Ich würde sie neu vergolden“, verriet Steiger. Allerdings wollte auch sie wie die Vorbesitzer die Dame zweckentfremden: „Man kann Ketten dran aufhängen, Armbänder dekorieren.“ Deal! Steiger freute sich und Sandra war sicher, dass ihr Partner sich ebenso freuen würde. (tsch)