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Harald Lesch warntUns geht das Wasser aus - auch wegen kühler Büros im Sommer

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In seiner aktuellen „Terra X“-Folge warnt Professor Harald Lesch vor der Verschwendung unseres knappen Trinkwassers. (Bild: ZDF)

In seiner aktuellen „Terra X“-Folge warnt Professor Harald Lesch vor der Verschwendung unseres knappen Trinkwassers. (Bild: ZDF)

„Da wird einem ganz anders“, schwant Harald Lesch mit Blick auf den täglichen Wasserverbrauch der Deutschen Übles. Auch die neue „Terra X“-Doku im ZDF bestätigt: Deutschland steuert auf eine Trinkwasserknappheit zu.

„Lange Zeit war Wasser in Deutschland eigentlich gar kein Thema“, erinnert sich Harald Lesch. Nun jedoch droht der Mangel: Die Selbstverständlichkeit, mit der jeder Mensch in Deutschland täglich Dutzende Liter Wasser verbraucht, könnte ins Wanken geraten - aus vielerlei Gründen, wie die neue Ausgabe des ZDF-Magazins „Terra X Harald Lesch ... und unser täglich Wasser“ darlegt.

Forscherinnen und Forscher geben schon lange zu bedenken, dass die Vorräte an sauberem Wasser schwinden. Besonders der Klimawandel wirkt dabei wie ein Brandbeschleuniger: Flüsse und Seen verlieren immer mehr Wasser, und auch der Grundwasserspiegel sinkt - zuletzt im Durchschnitt um 760 Millionen Liter jährlich.

„Unsere Umwelt ist ein träges System“, erklärt der Hydrologe Johannes Cullmann im ZDF. „Wir merken immer erst, dass Grundwasser fehlt, wenn der Wald schon abgestorben ist. Wir wissen, dass wir 2050 wahrscheinlich keinen signifikanten Beitrag mehr aus unserern Gletschern haben werden.“ Das Wasser aus Gletschern sei „sozusagen eine nicht-erneuerbare Ressource“.

Harald Lesch: „Da wird einem ganz anders, wenn man die Zahlen hört“

Der Magazin-Beitrag skizziert einen weiteren Teufelskreis: Geringer Niederschlag führt zu Dürre, der Boden wird trockener und wärmer. Das wirkt sich auch auf unter der Erde lebende Organismen wie Schnecken und Muscheln aus, die normalerweise dafür sorgen, dass das Wasser in die Tiefe vordringen kann und frei von schädlichen Bakterien bleibt. Die Grundwassertiere leben im Kühlen - und seien „über Jahrmillionen an diese Verhältnisse angepasst“, erläutert der Limnologe Hans-Jürgen Hahn.

Besonders kritisch sei in dieser Hinsicht der Einsatz von Geothermie-Anlagen im Sommer - etwa, um Bürokomplexe zu kühlen. Dabei wird kaltes Grundwasser entnommen, das seine Kühle per Wärmetauscher abgibt, sich erwärmt und schließlich wieder zurück in die Erde geschickt wird. Das Problem: Schon bei einer Schwankung von wenigen Grad Celsius sterben die Grundwassertiere - und die Qualität des Grundwassers leidet erheblich.

Doch nicht nur durch Umwelteinflüsse und den Klimawandel, auch durch unseren verschwenderischen Konsum droht die Wasserknappheit. Jeder von uns, klärt Lesch auf, verbrauche eine Badewanne Trinkwasser - und das täglich. Wobei wir davon nur einen Bruchteil, etwa fünf Liter, tatsächlich trinken oder zum Kochen nutzen. Der Rest fließt durch Toilettenspülungen, Waschmaschinen oder Duschköpfe.

Noch erschreckender sei der tägliche „virtuelle Verbrauch“, in den auch der indirekte Verbrauch durch Landwirtschaft und Industrie eingerechnet sei. Dieser betrage rund 7.200 Liter - pro Person. „Da wird einem ganz anders, wenn man die Zahlen hört“, muss der Fernsehprofessor schlucken.

Forscher warnt: „Wir verbrauchen zu viel Wasser“

„Wir verbrauchen zu viel Wasser“, bestätigt auch Johannes Cullmann. Der Experte wird deutlich: „Wenn wir gar nichts machen, dann werden wir in extremere Wassersituationen reinlaufen - sowohl Hochwasser wie Niedrigwasser. Uns wird Bewässerungswasser fehlen und wir werden Wasserqualitätsprobleme bekommen, die teurer sind.“ In Deutschland und in Europa werde man daher in den kommenden Jahrzehnten „sehr viel mehr Geld bezahlen“ müssen, mahnt Cullmann. „Und wir vererben damit eine Schuld an die nächste Generation.“

Noch ließe sich das drohende Szenario eines landesweiten Wassermangels abwenden. „Wenn wir es gut machen - und das können wir in Deutschland, weil wir das Wissen, das Geld und die Lage haben - können wir in 30 Jahren in einem grünen, wasserreichen Land leben, in dem die Landwirtschaft genug Wasser bekommt und wir sauberes Trinkwasser aus unserer Umwelt haben können“, beteuert Cullmann.

Wie das funktionieren kann, erklärt Harald Lesch am Ende des Films selbst: „Wir Konsumenten, also Sie und ich, sollten nicht nur auf unseren Trinkwasserverbrauch achten, sondern auch darauf, dass wir nicht indirekt zu viel Wasser verbrauchen durch unser Konsumverhalten.“ Zudem seien „Landwirtschaft, Industrie, Politik und die Forschung“ gefragt, fasst der Wissenschaftler und Moderator zusammen. „Schließlich ist eines sicher: Wasser ist so ziemlich das wertvollste, was uns der Planet zu bieten hat.“

„Terra X Harald Lesch ... und unser täglich Wasser“ ist am Dienstag, 24. Juni, 22.45 Uhr, im ZDF zu sehen. Und schon vorab in der ZDF-Mediathek. (tsch)