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Haralds (59) Herz ist wie das eines 90-Jährigen - in ZDF-Doku sagt er„Ich hatte ein geiles Leben“

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Harald verfügt mit 59 nur noch über 17 Prozent Herzleistung.  (Bild: ZDF / Sebastian André Wirsching)

Harald verfügt mit 59 nur noch über 17 Prozent Herzleistung. (Bild: ZDF / Sebastian André Wirsching)

„Ich war ein stark übergewichtiger, egoistischer Workaholic“ - so beschreibt sich Harald rückblickend selbst. Seit einer Herz-OP hat der 59-Jährige die Herzleistung eines 90-Jährigen. Doch unterkriegen lässt er sich davon nicht, wie er in der ZDF-Doku „Mein widerspenstiges Herz“ beweist.

Harald ist 59 Jahre alt und voll berufstätig. Seine Frau Kathy und er haben eine Software-Entwicklungsfirma und eine Unternehmensberatung. Nebenbei leitet Harald ein Institut für psychologische Sicherheit in Arbeitsteams und entwirft Workshops. Der 59-Jährige ist rund um die Uhr aktiv - was man ihm dabei kaum ansieht: Der Familienvater und Ehemann ist schwer krank.

Denn sein Herz arbeitet wie das eines 90-Jährigen. Der 59-Jährige hat nur noch 17 Prozent Herzleistung. Vor sieben Jahren waren es noch 34. Doch davon unterkriegen lassen will er sich nicht. Stattdessen wandelte er seinen Lebensstil um, macht Sport, ernährt sich gesund, geht regelmäßig zur Vorsorge. Das sah vor vielen Jahren noch ganz anders aus.

„Ich war ein stark übergewichtiger, egoistischer Workaholic, rücksichtslos mir und anderen gegenüber“, so fasst es Harald selbst in der „37 Grad“-Doku „Mein widerspenstiges Herz“ zusammen. Damals wog er 104 Kilogramm, war Kettenraucher und Fleischesser. „Ein Jahr oder zwei später hatte ich den ersten Herzinfarkt“, erinnert sich Harald. Da war er gerade einmal 31.

Seiner Sterblichkeit ist sich Harald bewusst. (Bild: ZDF / Sebastian André Wirsching)

Seiner Sterblichkeit ist sich Harald bewusst. (Bild: ZDF / Sebastian André Wirsching)

Der erste Herzinfarkt blieb unbemerkt - und so auch die Herzprobleme. Erst 2014 wurde sein Hausarzt auf die schlechten Blutwerte aufmerksam und überwies ihn zu einem Kardiologen. Dort angekommen überschlugen sich die Ereignisse.

Harald musste während OP wiederbelebt werden

Vom Kardiologen ging es für Harald direkt in das Universitätsklinikum Heidelberg, wo er schon am nächsten Tag operiert wurde. Der heute 59-Jährige erinnert sich damals an die Worte seines Arztes: „Wir haben ein Problem. Sie brauchen eigentlich vier Bypässe, aber wir können keine mehr legen. Sie brauchen keine Bypass-OP, Sie brauchen ein neues Herz.“ Für den damals Ende-40-Jährigen ein Schock.

Harald wurde dennoch operiert. Seine Ehefrau Kathy erinnert sich: „Es kam noch schlimmer.“ Während der OP musste Harald wiederbelebt werden. Zwei Bypässe konnten zwar gelegt werden, doch danach sei Harald ein anderer Mensch gewesen. Seine Herzleistung war stark geschwächt, mittlerweile liegt sie nur noch bei 17 Prozent.

Sport macht Harald trotz seiner Herzschwäche. (Bild: ZDF/ Sebastian André Wirsching)

Sport macht Harald trotz seiner Herzschwäche. (Bild: ZDF/ Sebastian André Wirsching)

Die Ärzte rieten ihm 2019 deswegen zu dem Einbau eines Defibrillatoren mit CRT-System. Ein Gerät, das Herzrhythmusstörungen stabilisieren und im Notfall per Elektroschock wiederbeleben kann. Doch davon will Harald nichts wissen. Er fürchtet, dass der Defibrillator beim Sport oder beim Autofahren fälschlicherweise ausgelöst werden könnte und er dadurch seine „Autonomie“ verlieren könnte: „Die stellen dieses Ding ein, für Menschen mit 17 Prozent Herzleistung. Also für 80-Jährige, die immobil sind, die nicht mehr arbeiten und keinen Sport machen!“, betont er.

„Meine Philosophie ist, geh jeden Tag an deine Grenze“

Denn kürzertreten, das will der Familienvater absolut nicht. Ganz im Gegenteil. Entgegen der Empfehlung seiner Ärzte treibt Harald exzessiv Sport: „Meine Philosophie ist, geh jeden Tag an deine Grenze“. Seine Entscheidung gegen den Defibrillator begründet er mit den Worten: „Ich mach vieles, um möglichst lange da zu sein. Aber ich mache nicht bedingungslos alles.“

Bei einer Kontrolluntersuchung gibt es zumindest etwas Erleichterung: Laut des Mediziners Jan Beckendorf sei der Defibrillator aktuell nicht zwingend notwendig. „Sie sind besonders, weil Sie die Herzschwäche sehr gut kompensieren können“, betont der Arzt. Eine Entwarnung ist das aber nicht. Denn Harald leidet weiter an Herzrhythmusstörungen. Eine „Risikozone“, da diese auch einen plötzlichen Herztod beinhalten können, so Beckendorf. Er rät Harald daher eindringlich zu regelmäßigen Langzeit-EKG.

Dass Harald jeden Moment sterben könnte, darüber ist er sich bewusst. Er will seine Zeit daher nutzen und möglichst lange selbstbestimmt und aktiv leben: „Was kann es mehr geben, als zu sagen: Hey, es ist okay. Ich hatte ein geiles Leben.“ Über seinen Tod erklärt er: „Du kannst dir gewiss sein, dann geht ein sehr zufriedener Mann, wenn es so weit ist.“

Der 37-Grad-Film „Mein widerspenstiges Herz“ ist ab Dienstag, 19. August in der ZDF-Mediathek und um 22.15 Uhr im ZDF zu sehen. (tsch)