Ungewohnt scharfe Töne in der emotionalen Musikreihe „Sing meinen Song“: In der vierten Tauschkonzert-Folge, die sich eigentlich um MiA-Sängerin Mieze Katz drehte, ließ Rapper FiNCH seiner Wut freien Lauf. „Krass“, staunten da die anderen Stars auf dem VOX-Sofa.
„Ich habe so eine Wut“Rapper FiNCH platzt bei „Sing meinen Song“ der Kragen

Rapper FiNCH überraschte mit einem Rant gegen die Musikindustrie. (Bild: RTL / Markus Hertrich)
Copyright: RTL / Markus Hertrich
Mieze Katz hat sich in Schale geworfen: In der vierten „Sing meinen Song“-Folge war die Sängerin der Band MiA von oben bis unten in Glitzer gekleidet. „Ist ja auch ein besonderer Abend“, grinste die 46-Jährige. Im Fokus standen die Songs von ihr und ihrer Band. Einst als Schülerband angefangen, machen MiA bereits seit 28 Jahren ihre ganz eigene Mischung aus Popmusik, elektronischen Einflüssen und Indie Rock. „Ihre Musik ist wie ein tanzbarer Aktivismus für eine bessere Welt“, fasste Madeline Juno es zusammen.
Madeline Juno machte dann auch den Auftakt, und zwar mit „Fallschirm“ - einem Song über Mut und darüber, sich das zu trauen, worauf man Lust hat. „Ich bin ein krasser People-Pleaser, ich bin sehr verkopft, mache mir viele Sorgen. Und ich hatte großen Spaß, meinem inneren Kind diesen Song dank dir zu schenken“, erklärte Juno, und präsentierte mit der Rock-Pop-Variante des Songs eine ganz andere Seite von sich. „Diese Maddy ist auch ein Teil von mir. Ich muss sie nur öfter rauslassen.“
Mutiger Auftritt von Boki

In der vierten Folge von „Sing meinen Song“ drehte sich alles um Mieze Katz von MiA. (hier im Gespräch mit Gastgeber Johannes Oerding). (Bild: RTL / Markus Hertrich)
Copyright: RTL / Markus Hertrich
Bosse derweil nahm sich jenen Song vor, der MiA. Anfang der 2000er in den Mainstream katapultierte: „Hungriges Herz“. „Es gibt zwei Songs, die ich meiner Tochter, als sie klein war, zum Schlafen gehen vorgesungen habe: 'Frankfurt Oder' und 'Hungriges Herz'“, verriet er, und sang seinen Kollegen das Stück als wirklich schönes „Schlaflied“ vor.
Den mutigsten Auftritt des Abends lieferte Boki von ClockClock mit „Engel“. Nicht nur, weil er in dem Stück Deutsch sang, sondern auch, weil der Song im Refrain einen Tonartwechsel hat, bei dem Boki mühelos in die Kopfstimme wechselte. „Boki, ich bin so beeindruckt. Versprichst du, dass du mich immer kennst? Auch wenn du mal ganz berühmt bist?“, schwärmte Mieze Katz, die fand, dass er bei dem Song viel riskierte. „Er ist ungesichert über dieses Drahtseil gegangen und er hätte fallen können. Ist er aber nicht. Er ist losgeflogen.“

Boki von ClockClock bekam die Protea für den Song des Abends. (Bild: RTL / Markus Hertrich)
Copyright: RTL / Markus Hertrich
„Mach das öfter bitte mit Deutsch. Du erreichst ganz andere Leute, du kannst ganz anders Gefühle rüberbringen“, fügte FiNCH noch hinzu.
FiNCH redet sich in Rage: „Es geht mir einfach um den Respekt“
Der war anschließend selbst an der Reihe - und dichte das Stück „Zirkus“ auf eine Kritik an der Musikindustrie um. „In meinen Leben hier im Rampenlicht sieht man jeden kleinen Fehler / Könnt gern mit mir reden, wollt es aber nicht / Ich passe nicht ins Narrativ“, rappte er und klang mit jeder Zeile wütender. „Da hat sich so viel Wut in mir aufgestaut auf alles, und das musste irgendwie raus“, erklärte er hinterher und ließ ein leidenschaftliches Plädoyer folgen.

Bosse sang „Hungriges Herz“ als „Schlaflied“. (Bild: RTL / Markus Hertrich)
Copyright: RTL / Markus Hertrich
„Ich weiß, dass ich oft anecke und oft Sachen sage, die Menschen vielleicht nicht verstehen. Ich hatte nie einen Plan, ich hab einfach meine Sachen gemacht. Dass ich trotzdem die Möglichkeit habe, hier zu sein, ist nicht selbstverständlich. Es gibt viele, die sagen einfach 'Mit dem reden wir nicht.' Und ich glaube, genau das ist der große Fehler, wenn man verschieden Welten hat: dass man nicht miteinander redet. Man kann über alles reden! Diskussion ist einfach das Wichtigste. Leute aufgrund von Vorurteilen abzustempeln, ist schei..e!“
„Krass, man würde denken, dass das für dich gar kein Thema ist, weil du so erfolgreich bist“, staunte Madeline Juno. „Nein, das ist in meinem Kopf. Ich habe so eine Wut“, so FiNCH weiter. „Mir ist wichtig, dass die Leute da draußen das verstehen. Die sehen nur, der spielt große Konzerte, aber darum geht es mir nicht. Es geht mir einfach um den Respekt, und das nicht nur für mich, sondern fürs ganze Team.“
Wer klaut die Protea?
Was sonst noch los war? Mieze Katz spielte mit „Buntes Konfetti“ einen Song von ihrem ersten Soloalbum, in dem es um Endlichkeit geht, Johannes Oerding nahm sich den größten MiA-Hit „Tanz der Moleküle“ vor und verwandelte ihn zur Ballade mit Akustikgitarre, und Michael Patrick Kelly erfand „Kopfüber“ neu - auf Englisch und inklusive Gitarrensolo.
Zwischendurch erzählte Mieze Katz Anekdoten aus ihrem Leben und ihrer Karriere. Wie sie kurz nach dem Mauerfall im Alter von zehn Jahren nach Berlin kam und die Stadt als riesigen Spielplatz empfand, wie es Anfang der 2000er für MiA durch die Decke ging, aber auch Kritik gab und sie sich als Außenseiter fühlten.
Und sie verriet auf Nachfrage von Boki auch, warum sie sich nach all den Jahren immer noch so gut verstehen. „Getrennte Schlafzimmer“, scherzte Oerding und alle lachten. „Wir geben uns Raum und begegnen uns sehr liebevoll und respektvoll“, so Mieze Katz. „Das sind keine Kollegen, das ist meine Familie und die weiß ich jeden Tag zu schätzen.“
Die Protea für den Song des Abends ging am Ende an Boki - ganz zum Neid von FiNCH. „Ich klau die von deinem Balkon, du wirst sehen!“ (tsch)