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In Podcast spricht Bill Kaulitz über sein „leises Coming-out“„Ganz natürlich passiert“

Lesezeit 3 Minuten
Die Veröffentlichung seiner Autobiografie im Jahr 2021 war für Bill Kaulitz ein „Befreiungsschlag“. (Bild: 2024 Getty Images/Joshua Sammer)

Die Veröffentlichung seiner Autobiografie im Jahr 2021 war für Bill Kaulitz ein „Befreiungsschlag“. (Bild: 2024 Getty Images/Joshua Sammer)

Einst hatte Bill Kaulitz viele Geheimnisse. Heute hingegen versteht er sich als „offenes Buch“. Im Podcast „Hotel Matze“ erklärt der Tokio-Hotel-Sänger nun, wie es ihm gelang, auch in der Öffentlichkeit zu sich selbst und seiner Homosexualität zu stehen.

Heute ist Bill Kaulitz „ein offenes Buch“. Im Podcast „Hotel Matze“ spricht der Tokio-Hotel-Frontmann nun jedoch über Zeiten, in denen dies ganz und gar nicht der Fall gewesen sei - ganz im Gegenteil: „Ich war eine Zeitlang stolz darauf, keine Meinung zu haben. Ich bin früher aus Interviews rausgelaufen und habe gesagt: 'Ha, ich habe wieder nichts erzählt!'“ Auch sein Bruder Tom erinnert sich: „Wir waren immer stolz darauf, dass wir stundenlang Interviews gegeben haben und eigentlich keine neue Info durchgesickert ist.“

Die Veröffentlichung seines Buches „Career Suicide“ im Jahr 2021 sei für Bill Kaulitz „ein Befreiungsschlag“ gewesen. „Das war der Schlüsselmoment, in dem ich gesagt habe, ich schmeiß jetzt den Rucksack ab. Alle haben mir davon abgeraten. Tom war auch wahnsinnig nervös, als ich das Buch geschrieben habe. Der Verlag hat gesagt, das können wir nicht veröffentlichen.“

Als die Autobiografie des Musikers dann dennoch erschienen sei, „haben es die Leute geliebt“, erinnert sich Bill. „Dann dachte ich: Ach, super, das heißt, ich muss mich ja gar nicht zurückhalten!“ Zuvor hätte er stets „Sachen geheimgehalten“ aus „Angst, die Menschen könnten mich ablehnen oder die Karriere könnte dann vorbei sein. Du musst der begehrenswerte Single sein, du kannst nicht von deinen Liebschaften mit Männern erzählen.“

Bill Kaulitz: „Ich habe die Kraft dafür nicht mehr“

Das Buch habe bei dem heute 35-Jährigen zu einem „Selbstbewusstseinsschub“ geführt. „Mit dem Podcast ging das so ein bisschen weiter.“ Bill und Tom Kaulitz seien von Folge zu Folge ihres Podcasts „Kaulitz Hills - Senf aus Hollywood“ „immer mutiger“ geworden - auch in Bezug auf Bills Homosexualität.

„Jemand hat mal gesagt, das war das leiseste Coming-out, das jemals jemand hatte“, erzählt der gebürtige Magdeburger im Gespräch mit Podcast-Host Matze Hielscher. „Ich wollte nie sagen: 'Hallo, alle mal aufpassen!' Ich fand es schön, dass das irgendwie ganz natürlich passiert ist.“ Weder in der Öffentlichkeit noch im privaten Umfeld sei es für den Sänger nötig gewesen, sich ausdrücklich als schwul zu outen. „Das gab es nicht“, erklärt auch sein Zwillingsbruder, „wir hatten so ein Sitdown nicht, weder Mama, noch ich, noch irgendwer anders. Wir mussten uns nie hinsetzen und ein Gespräch darüber führen.“

Im 2021 gestarteten Podcast habe Bill Kaulitz vieles anfänglich noch zurückhaltender formuliert. „Um das so ein bisschen zu vertuschen, habe ich gesagt: 'Ich habe diese Person.' Da war schon allen klar, okay, der sagt das so, weil das offensichtlich ein Mann ist.“ Irgendwann habe er derartige Umschreibungen jedoch „einfach weggelassen“. Vom sprachlichen „Filter“ habe er sich inzwischen verabschiedet, erklärt Bill: „Dadurch, dass wir gemerkt haben, dass die Leute das so annehmen, hatte ich einfach immer weniger Angst.“ Es sei „einfach anstrengend“ gewesen, „so viele Geheimnisse zu haben. Und ich habe die Kraft dafür nicht mehr.“ (tsch)