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„Man darf keine Angst haben“In TV-Doku erklärte Laura Dahlmeier ihre Sicht aufs Risiko

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„Man muss sich zu 100 Prozent sicher sein, was man da macht, und die Risiken und Konsequenzen wissen“, sagt Laura Dahlmeier im BR-Film „Gratwanderung“. (Bild: BR)

„Man muss sich zu 100 Prozent sicher sein, was man da macht, und die Risiken und Konsequenzen wissen“, sagt Laura Dahlmeier im BR-Film „Gratwanderung“. (Bild: BR)

Zum Tod von Laura Dahlmeier wiederholt die ARD ein Porträt aus dem Jahr 2019. Sie könne in den Bergen „intensiver und glücklicher leben“, sagt der Biathlon-Star bei einer riskanten Gipfeltour zur Zugspitze.

„Jeden Tag, wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich die Zugspitze vor mir“, sagt Laura Dahlmeier in die Kamera. „Irgendwann überlegt man dann schon, was kann man noch Besonderes bei uns machen?“ Da habe sie die Idee gehabt, „die drei Grate zu kombinieren und alles an einem Stück zu machen“.

Später im Film „Gratwanderung“ aus der BR-Redaktion „Blickpunkt Sport“ sieht man die damalige Noch-Biathletin mit Ex-Langläufer Peter Schlickenrieder auf dem Weg zum höchsten Gipfel der deutschen Alpen. Mit ganz kleinem Gepäck, der Schnelligkeit wegen. Das Kletterseil kommt nur beim Abseilen zum Einsatz. Jeder Fehltritt kann fatal sein.

Es sind atemberaubende Bilder, erstmals gesendet 2019, dem Jahr als Laura Dahlmeier entschied, ihre Ausnahmekarriere als Biathletin zu beenden. Über ihnen liegt nunmehr eine große Tragik, da die zweifache Olympiasiegerin beim Bergsteigen in Pakistan tödlich verunglückt ist. In der ARD-Mediathek ist der sechs Jahre alte Porträtfilm nun „zum Tod von Laura Dahlmeier“ wieder prominent zu finden (der BR wiederholt den Film am Mittwochabend um 22 Uhr). Er vermittelt ganz hervorragend, mit welcher Leidenschaft es die gebürtige Garmisch-Partenkirchenerin in die Berge zog.

Laura Dahlmeier konnte in den Bergen „intensiver und glücklicher leben“

Laura Dahlmeier ließ sich für den Film „Gratwanderung“ bei einer Bergtour zur Zugspitze begleiten. (Bild: BR)

Laura Dahlmeier ließ sich für den Film „Gratwanderung“ bei einer Bergtour zur Zugspitze begleiten. (Bild: BR)

„Wenn ich raufschaue in die Berge oder durch den Führer blättere, merke ich: Da kommt sofort der Drang in mir, dass ich rausgehe und coole Touren mache.“ Und eine coole Tour ist es ohne Zweifel, die sie mit Peter Schlickenrieder in Angriff nimmt, von der Partnachklamm über drei Grate zum Ostgipfel der Zugspitze. Der Ex-Langläufer charakterisiert sie als „pfundiges Mädel, am Boden geblieben, gerade, ehrlich, hellwach, offen und direkt“. Er lobt ihre mentale Stärke: „Laura hat die Fähigkeit, immer den Fokus auf die richtigen Dinge zu lenken. Sie blendet die unwichtigen aus.“ Das komme ihr in den Bergen zugute.

Auf der Stuibenhütte, der Übernachtungsstation vor den drei schwierigen Graten, tanken beide noch mal Kraft: „Das einfache Leben gibt mir total viel“, sagt Laura Dahlmeier. „Ich finde es total furchtbar, wenn auf den Hütten fett Duschen sind, und dann gibt's da WLAN und jeder kann sein Telefon einstecken. Das ist doch ein Schmarrn. Wenn ich auf den Berg gehe, ist mir wichtig, mich zu reduzieren.“

Dahlmeier weiter: „Es ist für mich ganz schlimm, wenn ich zu sehr in Zwängen drin bin.“ Freiheit verbinde sie mit dem Bergsteigen. „Da schalte ich mein Telefon aus, da beschäftige ich mich nicht mit dem Alltag, da versuche ich, den Moment zu genießen.“ In den Bergen könne sie „intensiver und glücklicher leben“.

Peter Schlickenrieder: „Laura macht das sehr souverän, sehr sicher, riskiert nichts“

Dass man ungesichert auf dem Grat zur Zugspitze nicht nur intensiv und glücklich lebt, sondern auch gefährlich, ist ihr damals schon bewusst. „Man darf keine Angst haben oder sonst irgendwie unsicher sein, weil schon ein Risiko dabei ist“, sagt Dahlmeier im BR-Film. „Man muss sich zu 100 Prozent sicher sein, was man da macht, und die Risiken und Konsequenzen wissen.“ Dennoch sei sie „kein Adrenalin-Junkie“ - glaube sie zumindest. Aber eine gewisse Challenge brauche sie schon, „ich bin Leistungssportler“.

Peter Schlickenrieder vertraut der Bergpartnerin blind, wie er betont: „Laura macht das sehr souverän, sehr sicher, riskiert nichts, sie ist ein Kletterpartner, bei dem ich weiß: Wir werden immer eine Lösung finden.“

Am Laila Peak, ein Sechstausender im Karakorum-Gebirge in Pakistan, hat Laura Dahlmeier keine Lösung mehr finden können. Laut ihrem Management wurde die 31-Jährige von Steinschlag getroffen. In einer am Mittwoch verbreiteten Pressemitteilung hieß es: „Am Morgen des 29. Juli konnte Laura Dahlmeier bei einem Überflug eines Militärhubschraubers gesichtet werden, es waren jedoch keine Lebenszeichen wahrnehmbar.“ (tsch)