Vor 80 Jahren fand der Zweite Weltkrieg sein Ende. Mit zwei Atomschlägen zwangen die USA das Kaiserreich Japan zur Kapitulation. Zum Jahrestag des ersten Atomschlags zeigt der HISTORY Channel zwei sehenswerte Dokumentation zum Fall „Little Boy“.
Nichts als VerwüstungDie Tragödie von Hiroshima und ihre Folgen

Die Atombombe „Little Boy“ hinterließ in Hiroshima nichts als Verwüstung. Zehntausende starben. Der HISTORY Channel zeigt an den Jahrestagen jeweils direkt hintereinander „Hiroshima - Der Tag, an dem die Atombombe fiel“ und „Hiroshima - Chronik einer Tragödie“. (Bild: The HISTORY Channel/ZDF)
Copyright: The HISTORY Channel/ZDF
Der 8. Mai markiert aus europäischer Sicht das Ende des Zweiten Weltkriegs. Doch die Achsenmacht Japan kämpfte noch monatelang weiter und dachte nicht daran, aufzugeben. Bis die USA unter den Decknamen „Little Boy“ am 6. und „Fat Man“ am 9. August an Hiroshima und Nagasaki ein Exempel statuierten. Mit „Hiroshima - Der Tag, an dem die Atombombe fiel“ und „Hiroshima - Chronik einer Tragödie“ zeigt der HISTORY Channel am Mittwoch, 6. August, ab 23.35 Uhr, und am Samstag, 9. August, ab 20.15 Uhr, zwei Perspektiven auf den ersten und vorletzten Atomschlag der Geschichte.

Vor 80 Jahren, am 6. April 1945, wurde die erste Atombombe im Krieg eingesetzt. Ziel der US-Operation war die japanische Stadt Hiroshima. Weit über 100.000 Einwohner starben. Der HISTORY Channel zeigt zu diesem Anlass zwei Dokumentationen, die die historischen Umstände und den Schrecken der Bombe beleuchten. (Bild: The HISTORY Channel/ZDF)
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In beiden Dokumentationen sind die zentralen Figuren zum einen die US-Soldaten, die die Bombe abwerfen, und zum anderen Überlebende aus Hiroshima, die die folgende Hölle durchlebt haben. Es sei vorab gewarnt, die Bilder aus dem verwüsteten Hiroshima haben bis heute nichts von ihrem Schrecken eingebüßt. So drängt sich bis heute die Frage auf: War es das Leid wert?
Bis heute ist diese Frage ein Streitthema und Politikum geblieben. Für den Hiroshima-Überlebenden und Mediziner Shuntaro Hida ist klar: „Es war ein Experiment.“ Der Krieg hätte auch anderweitig beendet werden können, befindet er. George Elsey, damals Offizier und Berater des US-Präsidenten, hält dagegen. Nicht die Siegermächte hätten die Entscheidung getroffen, sondern sie sei dadurch erzwungen worden, dass die japanischen Militärs die Gelegenheit zur Kapitulation „ungenutzt verstreichen ließen“.
„Da liegt eine Atombombe. Verdammt! Eine echte Atombombe!“

Theodore „Dutch“ van Kirk (Foto) war eines der Crew-Mitglieder der „Enola Gay“, des Flugzeugs, von dem aus die Atombombe über Hiroshima abgeworfen wurde. Im Gespräch rekapitulierte er seinen Einsatz bis hin zu dem Moment, in dem die Bombe explodierte. (Bild: The HISTORY Channel/ZDF)
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Glücklicherweise hat keine der beiden Dokumentationen es nötig, sich hier auf eine Seite zu schlagen, sondern lässt Fakten und Zeitzeugen für sich selbst sprechen. So etwa Theodore „Dutch“ van Kirk. „Wir waren sicher nicht außergewöhnlich gut, außer beim Trinken“, witzelte der mittlerweile verstorbene Navigationsoffizier vor der Kamera über sich und das Team, mit dem er Hiroshima die Atombombe brachte. Doch auch dem scheinbar unverwüstlich gutgelaunten Amerikaner dämmerte es, wie er sich im Film erinnert: „Da liegt eine Atombombe. Verdammt! Eine echte Atombombe!“

Aus einem dieser Flugzeuge wurde die Atombombe „Little Boy“ über Hiroshima abgeworfen. Die B-29 Bomber waren bereits die Wochen zuvor mehrfach im Einsatz und bombardierten andere japanische Städte mit konventionellen Sprengsätzen. Doch Hiroshima blieb davon vorerst verschont. Wohl um ein Exempel zu statuieren. (Bild: The HISTORY Channel/ZDF)
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Sein Einsatz begann auf der Insel Tinian, einem kurz zuvor durch die US-Armee eingenommenen Stützpunkt im Pazifik. Von dort aus startete die „Enola Gay“, ein B-29 Bomber benannt nach der Großmutter des Piloten, Paul W. Tibbets. Mit an Bord sind van Kirk, Thomas Ferebee und die tonnenschwere Atombombe „Little Boy“. Gemeinsam sind sie die selbsternannten „drei Musketiere“.
„Wir ahnten nicht, dass die Piloten die Order hatten, Hiroshima unversehrt zu lassen“

Die damals zwölfjährige Setsuko Thurlow (Foto) überlebte die Atombombe in Hiroshima. Auch sie war verwundert, dass ihre Heimatstadt bis dahin nicht bombardiert wurde. „Wir ahnten nicht, dass die Piloten die Order hatten, Hiroshima unversehrt zu lassen. Und weshalb?“ Für ihr Engagement zur atomaren Abrüstung erhielt sie 2017 den Friedensnobelpreis. (Bild: The HISTORY Channel/ZDF)
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Zusammen waren sie Teil von „Silverplate“, einer Militäroperation, um die Kapitulation Japans herbeizuführen. Der Krieg im Pazifik dauerte nun bereits über vier Jahre an und in den USA war niemand mehr bereit, weitere verlustreiche Schlachten politisch zu vertreten. Der frisch vereidigte Präsident Harry S. Truman traf so die folgenschwere Entscheidung, zehntausende japanische Zivilisten zu opfern, um nach damaligen Schätzungen über einer Million Leben auf japanischer und amerikanischer Seite zu schonen.
Ziel der „Enola Gay“ und ihrer Crew war Hiroshima. Obwohl sie ein wichtiger Militärstützpunkt war, blieb die Stadt bisher verschont. Setsuko Thurlow, Überlebende aus Hiroshima und spätere Aktivistin, erinnert sich: „Wir ahnten nicht, dass die Piloten die Order hatten, Hiroshima unversehrt zu lassen. Und weshalb?“
Am 6. August 1945 wurde zum ersten und vorletzten Mal in der Geschichte eine Atombombe im Krieg eingesetzt. Etwa 70.000 Menschen starben sofort durch die Explosion. Schätzungsweise noch einmal so viele starben bis Ende des Jahres an den Folgen von Verbrennungen oder der unheilbaren Strahlenkrankheit. Drei Tage später traf die Bombe „Fat Man“ die Stadt Nagasaki mit nur unbedeutend weniger Todesopfern. Am 15. August kapitulierte der japanische Kaiser. Unzählige Japaner verendeten noch Jahre später elendig an den Folgen der Bomben.
„Hiroshima - Der Tag, an dem die Atombombe fiel“ und „Hiroshima - Chronik einer Tragödie“ bieten zwei Perspektiven auf den Atomschlag auf Hiroshima. Die erste der beiden Dokumentationen legt dabei den Fokus auf die historischen Umstände, wohingegen die zweite die Ereignisse des Tages und die Erlebnisse der Betroffenen in chronologischer Reihenfolge nacherzählt. Der HISTORY Channel zeigt beide jeweils am 6. August ab 23.35 Uhr und am 9. August ab 20.15 Uhr im linearen Fernsehen. Zudem sind beide im Stream bei Amazon und YouTube abrufbar. (tsch)