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Nichts für Einhorn-FansDas sind die Kino-Highlights der Woche

Lesezeit 5 Minuten
Hoppla! „Death of a Unicorn“ beginnt mit einem folgenschweren Unfall: Elliot (Paul Rudd), der gerade mit seiner Tochter Ridley (Jenna Ortega) unterwegs ist, hat ein Einhorn angefahren. (Bild: Universal Pictures)

Hoppla! „Death of a Unicorn“ beginnt mit einem folgenschweren Unfall: Elliot (Paul Rudd), der gerade mit seiner Tochter Ridley (Jenna Ortega) unterwegs ist, hat ein Einhorn angefahren. (Bild: Universal Pictures)

„Muxmäuschenstill X“, „Bambi - Eine Lebensgeschichte aus dem Walde“ und die Horrorkomödie „Death of a Unicorn“, in der das edelste aller Fabelwesen zum blutrünstigen Monster wird: Das sind die Kino-Neustarts am 1. Mai.

Einhörner gelten als anmutig, edel und freundlich. Manches kleine Mädchen würde sie vielleicht auch als „lieb“ und „süß“ umschreiben. Kein anderes Fabelwesen steht in der Populärkultur so sehr für das Gute und Reine wie das Einhorn. Aber was, wenn man dieses wunderbare mystische Geschöpf ausnahmsweise mal genau ins Gegenteil wandelt? Das ist der Ansatz der Horrorkomödie „Death of a Unicorn“ - ein Film, von dem man Einhorn-Fans jeden Alters dringend fernhalten sollte.

Nicht streicheln! Das edelste aller Fabelwesen wird in „Death of a Unicorn“ zum blutrünstigen Monster. (Bild: Universal Pictures/Monoceros Media LLC)

Nicht streicheln! Das edelste aller Fabelwesen wird in „Death of a Unicorn“ zum blutrünstigen Monster. (Bild: Universal Pictures/Monoceros Media LLC)

Außerdem neu auf der Leinwand: In „Muxmäuschenstill X“ kommt es zum Wiedersehen mit einem fragwürdigen Weltverbesserer, und in „Bambi - Eine Lebensgeschichte aus dem Walde“ erzählt Senta Berger zu schönen Naturbildern von dem weltbekannten titelgebenden Rehkitz.

Death of a Unicorn

Nach über 20 Jahren gibt es ein Wiedersehen mit Mux (Jan Henrik Stahlberg), der in „Muxmäuschenstill X“ nach wie vor von einer besseren Welt träumt. (Bild: Mux Filmproduktion / Ralf Noack)

Nach über 20 Jahren gibt es ein Wiedersehen mit Mux (Jan Henrik Stahlberg), der in „Muxmäuschenstill X“ nach wie vor von einer besseren Welt träumt. (Bild: Mux Filmproduktion / Ralf Noack)

Einhorn-Sagen finden sich in den unterschiedlichsten Kulturen, einige davon reichen zurück bis ins dritte Jahrtausend vor Christus. Und wer lange genug sucht, stellt fest: Das Einhorn wurde - ähnlich wie die Meerjungfrauen, die unbedarfte Seefahrer zum Sterben in die Tiefe ziehen - durchaus nicht immer als liebenswertes Zauberwesen dargestellt. Gerade im deutschen Aberglauben längst vergangener Zeiten war das Einhorn zuweilen auch ein aggressives, zorniges und gefährliches Ungetüm. Und da wären wir auch schon ziemlich nah dran an dem Monster, das Autor und Regisseur Alex Scharfman mit „Death of a Unicorn“ auf die Leinwand bringt.

Scharfman konnte einige namhafte Hollywood-Größen für sein Spielfilmdebüt gewinnen - neben Paul Rudd bekleidet auch die zuletzt so gefeierte Grusel-Prinzessin Jenna Ortega (“Wednesday“, „Beetlejuice Beetlejuice“) eine Hauptrolle. Darüber hinaus stehen unter anderem Téa Leoni, Will Poulter, Richard E. Grant und Anthony Carrigan auf der Besetzungsliste. Aber der eigentliche Star in dieser Geschichte ist natürlich das Einhorn.

Bei seiner „Muxismus“-Mission wird Mux (Jan Henrik Stahlberg, links) von seinem Langzeitpfleger Karsten (Tilman Vellguth) unterstützt. (Bild: Mux Filmproduktion / Carolin Hauke)

Bei seiner „Muxismus“-Mission wird Mux (Jan Henrik Stahlberg, links) von seinem Langzeitpfleger Karsten (Tilman Vellguth) unterstützt. (Bild: Mux Filmproduktion / Carolin Hauke)

Als Elliot (Rudd) in Begleitung von Tochter Ridley (Ortega) mit dem Auto ein Naturschutzgebiet durchquert, fährt er etwas Großes an. Ein junges Einhorn, wie man bei näherer Betrachtung und unter großem Staunen feststellt. Das wundersame Geschöpf wird in den Kofferraum verladen. Und bald schon finden Wissenschaftler heraus, dass in dem Einhorn große Heilkräfte stecken - gegen Akne und verschiedene Allergien, ja vermeintlich sogar gegen Krebs. Für Pickel und Tumore interessieren sich die Elterntiere des angefahrenen Einhorns, die bald auftauchen, aber nicht im Geringsten. Sie wollen mit ihren langen Hörnern einfach nur alle aufspießen, die zwischen ihnen und ihrem Jungen stehen. Spätestens jetzt heißt es: Blutfontäne und Gemetzel statt Regenbogen und Funkelsternchen.

Muxmäuschenstill X

Eine bekannte Geschichte, hier aber ohne Disney-Zuckerguss: „Bambi - Eine Lebensgeschichte aus dem Walde“ orientiert sich primär an der Romanvorlage von 1923 und setzt dabei auf viele schöne Naturbilder. (Bild: Eric Travers)

Eine bekannte Geschichte, hier aber ohne Disney-Zuckerguss: „Bambi - Eine Lebensgeschichte aus dem Walde“ orientiert sich primär an der Romanvorlage von 1923 und setzt dabei auf viele schöne Naturbilder. (Bild: Eric Travers)

„Ich bin ein Teil der Gesellschaft, in der wir unsere Ideale verloren haben“: So begann vor 21 Jahren ein filmisches Sozialexperiment, das seinerzeit für großes Aufsehen und manche kontroverse Diskussion sorgte. Viele werden sich noch erinnern an Herrn Mux. In der pseudo-dokumentarischen Komödie „Muxmäuschenstill“ (2004, Regie: Marcus Mittermeier) fand er seine Berufung darin, eigenhändig für Recht und Ordnung auf Berlins Straßen zu sorgen, teils auch mit sehr drastischen Methoden. Über zwei Jahrzehnte später kehrt Mux nun zurück auf die Leinwand, und natürlich träumt er immer noch von einer „besseren“ Welt.

Mux nahm im ersten Film Rasern ihr Lenkrad weg, attackierte Graffiti-Sprayer mit Sprühdosen und hielt einer Frau, die das Häufchen ihres Hundes nicht gleich aufsammelte, eine Waffe an den Kopf. Man konnte das böse Ende früh kommen sehen. Nachdem er im Kampf für das Gute schließlich selbst zum Mörder wurde, ergriff Mux die Flucht nach Italien, stellte sich dort in gewohnter Manier vor einen Temposünder - und zog den Kürzeren. Tot, so schien es damals, endlich „muxmäuschenstill“. Aber wie sich jetzt in der Fortsetzung „Muxmäuschenstill X“ zeigt, hat der fragwürdige Protagonist doch überlebt.

Echte Tiere statt CGI: Bambi lernt auch in der Neuverfilmung viele flauschige Freunde kennen. (Bild: Eric Travers)

Echte Tiere statt CGI: Bambi lernt auch in der Neuverfilmung viele flauschige Freunde kennen. (Bild: Eric Travers)

Nach mehreren Jahren im Koma wacht Mux in einem Krankenhaus auf, und er ist direkt wieder bereit für Großes. Eine neue Vision von einer gerechteren Welt treibt ihn an, und die, davon ist er nach wie vor überzeugt, bekommt man nicht durch bloßes Gerede. Mit einem Manifest in der Tasche und Langzeitpfleger Karsten (Tilman Vellguth) an seiner Seite geht Mux bald schon auf die Straße, um eine neue Revolution anzustoßen. Die Hauptrolle des Mux verkörpert erneut Jan Henrik Stahlberg, der wie schon beim ersten Film das Drehbuch schrieb und diesmal auch Regie führte.

Bambi - Eine Lebensgeschichte aus dem Walde

Bambi? Bei dem Namen haben die meisten Menschen wahrscheinlich direkt die legendäre, herzzerreißend inszenierte Disney-Verfilmung von 1942 vor Augen. Aber eigentlich ist diese Geschichte ja noch etwas älter. 1923 veröffentlichte der österreichische Autor Felix Salten sein Buch „Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde“. Basierend auf dieser Originalvorlage und ganz ohne den Große-Kulleraugen-Kitsch von Disney hat der französische Autor und Regisseur Michel Fessler (“Die Reise der Pinguine“) die Bambi-Erzählung nun neu verfilmt.

Bambi kommt in einem typischen mitteleuropäischen Wald zur Welt, wo seine Mutter ihm liebevoll beibringt, sich in der rauen Natur zu behaupten. Nach und nach schließt Bambi tierische Freundschaften mit den unterschiedlichen Bewohnern des Waldes, von Kaninchen bis Waschbär. Und dann kommt es auch in der Version von Michel Fessler zu einem „jähen Schicksalsschlag“ für Bambi - da könnte im Kino wieder manche Träne kullern ...

Michel Fessler bleibt in seiner „Bambi“-Verfilmung nah dran am Original von Felix Salten und geht dramaturgisch durchaus einen ähnlichen Weg wie damals Walt Disney. Was seinen Film aber doch zu einer bemerkenswerten Interpretation macht, ist die gewählte Art der Darstellung: Fessler hat keinen Zeichentrick gedreht und stützt sich auch nicht auf zeitgemäße CGI-Technik, sondern präsentiert seine „Bambi“-Geschichte mit echten, beinahe dokumentarisch anmutenden Naturbildern (Kamera: Patrick Wack). Also: echte Tiere in einem echten Wald. Eine schöne Abwechslung zu all den visuell überzuckerten Animationsfilmen, die man sonst so im heutigen Familienkino findet. Ein weiterer Trumpf dieser Produktion ist definitiv auch die wohlbekannte Stimme aus dem Off: Wie Bambi „vom kleinen Rehkitz zum König des Waldes wurde“, wird von Senta Berger erzählt. (tsch)