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Von „Rose Garden“ bis „Magic Fly“Kennen Sie noch diese 11 One-Hit-Wonder der 1970er Jahre?

7 min
Norman Greenbaum bei einem Konzert in Essen.

Norman Greenbaum schrieb mit „Spirit in the Sky“ einen echten Rockklassiker. Einen weiteren Hit hatte der US-Amerikaner aber nicht. (Archivbild)

Ob Disco, Country oder Rock: An diese 11 Eintagsfliegen der 1970er Jahre erinnern Sie sich bestimmt.

Manchmal genügt ein einziger Titel, um dauerhaft im kollektiven Gedächtnis zu bleiben. Die 1970er-Jahre brachten eine ganze Reihe solcher Überraschungserfolge hervor – Songs, die Charts eroberten, im Radio rauf und runter liefen und bis heute auf Playlists auftauchen. Viele der Interpretinnen und Interpreten hingegen verschwanden wieder aus dem Blickfeld, obwohl ihr Hit weiterlebte. Hier sind elf Künstlerinnen und Künstler, deren kurzer Höhenflug die Popgeschichte der 70er bereichert hat.

Lynn Anderson – „(I Never Promised You A) Rose Garden“ (1971)

Mit dem heute noch als Country-Klassiker gefeierten Evergreen „Rose Garden“ gelang Lynn Anderson Anfang der 1970er der internationale Durchbruch, der sie zu einer der bekanntesten Stimmen des Genres machte. Das Original von Billy Joe Royal erschien bereits 1967. Der Song verknüpft klassische Country-Elemente mit einem poppigen fast schlageresquen Arrangement, das auch im deutschen Radio hervorragend funktionierte.

In Deutschland stand die Single vier Wochen an der Spitze der Charts und blieb Andersons einziger großer Erfolg im Popbereich. Auch in Großbritannien und den US-Popcharts war „Rose Garden“ ihr größter Hit. Ein echtes One-Hit-Wonder war sie trotzdem nicht: In den US-amerikanischen Country-Hitlisten gehörte sie über Jahrzehnte zu den prägenden Künstlerinnen: Zwischen 1966 und 1989 gelangen ihr dort rund 60 Chartplatzierungen. Parallel machte sie sich einen Namen als Reiterin und Pferdezüchterin. Bis zu ihrem Tod im Juli 2015 im Alter von 67 Jahren stand sie regelmäßig auf der Bühne.


Typically Tropical – „Barbados“ (1975)

Mit karibischen Klängen, Urlaubsstimmung und einem augenzwinkernden Text über eine Flugreise auf die Insel Barbados landete das britische Duo Typically Tropical einen europaweiten Sommerhit. Der Song verbindet leichte Reggae-Elemente mit poppiger Produktion und wurde auch in Deutschland ein großer Erfolg. Folgesingles erschienen noch bis 1981, aber Titel wie „Rocket Now“ konnten diesen Überraschungserfolg nicht wiederholen. 

Der Song wäre vermutlich längst in Vergessenheit geraten, hätte ihn 1998 nicht die niederländischen Eurodance-Hupfdohlen der Vengaboys neu aufgelegt. Bei ihnen führte die Reise nicht mehr in die Karibik, sondern auf die Balearen: „We Are Going to Ibiza“ wurde erneut ein großer Erfolg in Europa.


Miguel Ríos – „A Song of Joy (Himno a la Alegría)“ (1970)

Der Spanier Miguel Ríos landete mit seiner von Beethovens „Ode an die Freude“ inspirierten Hymne einen weltweiten Überraschungserfolg. Der pathetische Mix aus Klassik-Elementen, Poporchester und spiritueller Botschaft traf den Zeitgeist der frühen 1970er Jahre und wurde in mehreren Ländern zum Bestseller. In Deutschland wurde „A Song of Joy“ zu einem der meistverkauften Titel des Jahres und erreichte Platz eins der Charts.

Ríos veröffentlichte später zahlreiche erfolgreiche Alben im spanischsprachigen Raum, doch ein internationaler Hit von ähnlicher Größenordnung blieb aus. Mit über 80 Jahren gilt er als „Legende des spanischen Rocks“, tritt weiterhin auf und kündigte 2025 auf Instagram neue Konzerte für das kommende Jahr an.


Space – „Magic Fly“ (1977)

Die von Didier Marouani gegründete Formation Space schuf mit „Magic Fly“ einen der markantesten Instrumentalhits des späten Disco-Jahrzehnts. Der futuristische Synthesizer-Sound, die schwebende Melodieführung und die kühle Space-Ästhetik trafen auf den Zeitgeist der „Star Wars“-Welle und machten den Track zu einem frühen Wegbereiter von Electro- und Synthipop. Der Bandname lieferte zudem indirekt die Vorlage für das Subgenre „Space-Disco“.

In Deutschland wurde die Single zum Clubklassiker und erreichte hohe Chartplatzierungen; spätere Remixe hielten das Interesse über Jahrzehnte wach. Trotz weiterer starker Veröffentlichungen blieb „Magic Fly“ ihr einziger großer Erfolg im deutschen Markt. In den Folgejahren fanden Space vor allem in Russland und der Ukraine ein treues Publikum – seit dem Krieg ist es um Marouani und die Gruppe jedoch ruhiger geworden.


Wum’s Gesang – „Ich wünsch’ mir ’ne kleine Miezekatze“ (1972)

Wussten Sie, dass sogar Loriot ein One-Hit-Wonder war? Die von ihm erfundene Trickfigur Wum sang Mitte der 1970er Jahre einen Kultschlager. Loriots Sprechgesang, die Kinderlied-Ästhetik und die TV-Präsenz in der „Aktion Sorgenkind“, der alle Einnahmen aus dem Lied zugutekamen, machten aus dem Song einen unerwarteten Hit.

In Deutschland hielt sich die Single neun Wochen lang auf Platz eins der Charts. Doch Wum blieb ein reines Spaßprojekt: Die zweite Single schaffte gerade so den Sprung in die Top 40 und weitere Veröffentlichungen floppten. Der Titel lebt heute vor allem als kuriose Fußnote in der Vita des legendären Loriot weiter.


Patrick Hernandez – „Born to Be Alive“ (1979)

„Born to Be Alive“ wurde zum späten Disco-Klassiker und brachte dem Franzosen Patrick Hernandez über Nacht internationale Aufmerksamkeit. Der treibende Rhythmus, der markante Basslauf und der beschwingte Party-Charakter machten die Single weltweit zu einem Tanzflächen-Hit. Auch in Deutschland war der Titel äußerst erfolgreich, erreichte Platz eins der Charts und bleibt bis heute ein fester Bestandteil von Retro- und Disco-Formaten.

Trotz ausgedehnter Tourneen gelang Hernandez kein weiterer Titel von ähnlicher Tragweite. Nachfolgesingles wie „Back to Boogie“ oder „Disco Queen“ erzielten lediglich Achtungserfolge, und seine letzte LP von 1981 trug bezeichnenderweise den Titel „Good Bye“. Gut dokumentiert ist zudem, dass eine damals noch völlig unbekannte Madonna 1979 kurzzeitig als Tänzerin in seiner Show engagiert war – eine der Anekdoten, die den Kultstatus von „Born to Be Alive“ im Rückblick zusätzlich stärken.


Norman Greenbaum – „Spirit in the Sky“ (1970)

Mit seinem gitarrenlastigen „Spirit in the Sky“ schrieb Norman Greenbaum einen der meistzitierten Songs der frühen 1970er Jahre, der im Original wie auch in zahlreichen Coverversionen immer wieder Revivals erlebt hat. Die Mischung aus Rockriffs, Gospel-Anleihen und einem eingängigen Refrain traf weltweit einen Nerv. In Deutschland und Großbritannien erreichte die Single Platz eins der Charts, doch Greenbaum zog sich bald aus dem Musikgeschäft zurück und veröffentlichte nur noch wenige weitere Platten.

Später arbeitete er in verschiedenen Restaurants in Nordkalifornien als Koch, Fleischer oder Küchenleiter. Da „Spirit in the Sky“ immer wieder in Filmen wie „Apollo 13“ oder anderen Produktionen eingesetzt wurde, erhielt Greenbaum über Jahrzehnte hinweg hohe Tantiemen und konnte sich finanziell absichern. Heute betreibt der über 80-Jährige unter dem Motto „Coffee in the Morn with Norm“ einen YouTube-Kanal, auf dem er Anekdoten aus seinem Musikerleben erzählt.


5000 Volts – „I’m On Fire“ (1975)

Das britische Studio-Projekt 5000 Volts landete mit dem frühen Disco-Track „I’m On Fire“ einen Nummer-eins-Hit, der vor allem durch die kraftvolle Leadstimme von Tina Charles und die treibende Produktion auffiel. In Deutschland trug der Song dazu bei, dass Disco in den folgenden Monaten zu einer der dominierenden Musikrichtungen wurde.

Trotz weiterer Singles wie „Motion Man“ und einer hörenswerten LP gelang der Gruppe hierzulande jedoch kein vergleichbarer Erfolg mehr. In Großbritannien erzielten 5000 Volts mit „Dr. Kiss Kiss“ – mit Linda Kelly als neuer Sängerin – einen zusätzlichen Top-10-Hit, bevor das Projekt auseinanderbrach. Tina Charles („I Love to Love“) startete anschließend eine erfolgreiche Solokarriere.


Daisy Door – „Du lebst in deiner Welt (Highlights)“ (1972)

Was hatte Daisy Door, bürgerlich Evelyn van Ophuisen, später Ericson, nicht alles unternommen, um als Schlagersängerin durchzustarten! In den 1960er-Jahren sang sie im Duo Li & Eva erfolglose Singles ein, auch ihre Solo-Aufnahmen blieben ohne Resonanz. Ab 1967 nannte sie sich Daisy Door, doch auch hier wollte sich einfach kein Erfolg einstellen – nicht einmal, als sie für einen Teil des Schulmädchen-Reports sang. 

Erst als Peter Thomas das Lied „Du lebst in deiner Welt“ mit den im Text besungenen „Highlights“ aus der Folge „Als die Blumen Trauer trugen“ der TV-Serie „Der Kommissar“ komponierte, gelang ihr plötzlich ein Nummer-eins-Hit. Markenzeichen des Songs waren die für Schlager damals höchst ungewöhnlichen psychedelischen Effekte. Über 500.000 Exemplare wurden verkauft. Bis 1977 versuchte Door mit etlichen Singles, diesen Erfolg zu wiederholen. Vergeblich – sie hängte das Mikro schließlich an den Nagel.


Nick Straker Band – „A Walk in the Park“ (1979)

Das kommt nicht alle Tage vor: „A Walk in the Park“ von der Nick Straker Band blieb in Großbritannien zunächst unbeachtet. Erst der Erfolg in Deutschland – ein Top-3-Hit – ließ auch das Königreich aufhorchen, und ein Jahr später erreichte der Titel in Strakers Heimat die Top 20. Weitere Singles erzielten nur noch kleinere Chartplatzierungen.

1981, als die Band bereits weitgehend in Vergessenheit geraten war, gelang mit „A Little Bit of Jazz“ ein überraschender Nummer-eins-Erfolg in den US-Disco-Charts. Kurz darauf löste sich die Gruppe auf und Straker versuchte sich ohne großen Erfolg solo weiter. Später schrieb er unter anderem Songs für Taylor Dayne. Vor einigen Jahren trat er mit einer Band noch einmal im ZDF-Fernsehgarten auf.


Can – „Spoon“ (1972)

Echte Legenden bilden den Abschluss dieses musikalischen Reigens. Als Vertreter des Krautrock galt die Kölner Gruppe Can lange als experimentelles Projekt mit treuer Fangemeinde – doch „Spoon“ erreichte überraschend ein breiteres Publikum. Die Single, die durch ihren Einsatz in der TV-Serie „Das Messer“ zusätzliche Aufmerksamkeit erhielt, verbindet hypnotische Rhythmen, elektronische Elemente und avantgardistische Strukturen.

Der Song mit seinem dadaistischen Text wurde in Deutschland ein Top-10-Erfolg und zählt bis heute zu ihren bekanntesten Titeln. Weitere Chart-Hits blieben trotz ihres großen Einflusses auf spätere Musiker aus. Von den Gründungsmitgliedern lebt heute nur noch Irmin Schmidt. Auch Damo Suzuki, der den Text zu „Spoon“ sang und von 1970 bis 1973 bei Can war, ist 2024 in Köln gestorben.