Florian Lukas träumt in der neuen Joyn-Serie „Messiah Superstar“ vom unerreichbaren musikalischen Comeback, „Boarders - Welcome to St. Gilbert's“ blickt in der ZDFmediathek hinter die Mauern eines fiktiven Elite-Highschool. Welche Streaming-Highlights die kommende Woche noch bereithält, verrät die Übersicht.
Popstar vorm Comeback-VersuchDas sind die Streaming-Tipps der Woche

Die sehenswerte und mit viel 90-er-Jahre-Flair versehene Comedy „Messiah Superstar“: Florian Lukas spielt einen vergessenen Euro-Dance-Sänger. In Szenen von früher sieht man ihn mit Wallemähne als exzentrischen Popstar. (Bild: Joyn / Thomas Mikule)
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Eben steckte er noch in der Maske Hans Rosenthals - jetzt spielt Florian Lukas einen fiktiven 90-er-Popstar in der Mockumentary „Messiah Superstar“. Joyn zeigt den lakonischen Retro-Spaß mit vielen prominenten Gaststars kostenlos. Was die Streamer in den nächsten Tagen noch zu bieten haben, erfahren Sie in der Übersicht.
„Messiah Superstar“ - Joyn

Toby (Sekou Diaby, von links), Jaheim (Josh Tedeku), Leah (Jodie Campbell), Omar (Myles Kamwendo) und Femi (Aruna Jalloh) wagen den Sprung ins Ungewisse. Wie wird es ihnen auf der Eliteschule ergehen? (Bild: ZDF/ Studio Lambert & All3Media International)
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„Seine neue Single ist gar nicht so schlecht“, druckst Jonas Nay als Produzent des 90-er-Jahre-Popstars Messiah (Florian Lukas) herum. „Ja“, antwortet seine Freundin. „Wenn man vergessen hat, wie richtige Musik klingt.“ Lakonische Dialoge wie diesen gibt es in der achtteiligen Musikbusiness-Mockumentary „Messiah Superstar“ zuhauf. Joyn zeigt den lakonischen Retro-Spaß ab Freitag, 16. Mai. Die Idee zur Serie stammt aus Israel. Headautor der deutschen Version ist Sebastian Colley (“How to Sell Drugs Online (Fast)“). Prominente wie Vanessa Mai, Sabrina Setlur, Oli P., Top-Influencer Theo Carow und Fernsehkoch Alexander Herrmann spielen sich in Gastrollen selbst. Zwei Folgen mit jeweils etwa 20 Minuten Länge streamt Joyn im Wochenrhythmus kostenlos.
Über Popstar und One-Hit-Wonder Messiah ist die Musikgeschichte hinweggefegt. Seinen Euro-Dance Hit „XTC“ hat man 30 Jahre nach dem Höhepunkt der Welle zwar noch (fiktiv) im Kopf, doch niemand interessiert sich heute noch für den eher talentfreien Berliner. Mit seiner Mutter (Johanna Gastdorf) betreibt Thomas Jankowski, so Messiahs bürgerlicher Name, das Restaurant Ess-Tasy im trostlosesten Teil des Berliner Bezirks Wedding. Die überschaubare Gästeschar wird mit Merchandise und Kurzauftritten des vergessenen Sängers belästigt. Eigentlich, so sprechen es Mitarbeiter wie Köchin Nadine (Banafshe Hourmazdi) aus, wäre es für den Gastrobetrieb am besten, wenn Thomas/Messiah einen langen Urlaub antreten würde. Der jedoch sieht sich immer noch als Star kurz vor dem Mega-Comeback.
Gemeinsam mit seinem stillen Fan, Manager und Produzenten-Freund Leon (Jonas Nay) schmiedet Messiah Pläne, wie die von seinem Umfeld als unwahrscheinlich erachtete Wiedergeburt ins Rampenlicht klappen könnte. Eine ihrer verzweifelten Ideen ist, sich für eine Doku-Soap von einem Kamerateam begleiten zu lassen. Von immer neuen, verzweifelten Versuchen erzählt der Serien-Plot. Dabei werden - durchaus charmant - auch die Nebenfiguren im Ess-Tasy anrührend erzählt. Wer deutsche Comedy von der Stange erwartet oder befürchtet, ist bei „Messiah Superstar“ trotz einiger plakativer Momente fehl am Platz. Florian Lukas, ein sehr starker, weil sehr zurückgenommen spielender Jonas Nay, die tolle „Köchin“ Banafshe Hourmazdi oder Johanna Gastdorf als patent verzweifelte Mutter verkörpern das Umfeld Messiahs zauberhaft.
„Boarders - Welcome to St. Gilbert's“ - ZDFmediathek

Benny (Benny Drama) und Carmen (Wally Baram) kämpfen am College um Anerkennung. (Bild: Amazon MGM Studios)
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Auf den ersten Blick mag „Boarders - Welcome to St. Gilbert's“ nur wie eine weitere Highschool-Serie wirken, die den hungrigen jungen Serienjunkies die übliche Mischung aus Skandalen, Teenager-Romanzen und Klassenzimmer-Dramen serviert. Doch die britische Young-Adult-Serie (ab 16. Mai in der ZDFmediathek) birgt mehr als die üblichen Klischees. Sie ist ganz anders als erwartet und eröffnet einen erfrischenden und scharfsinnigen Blick auf gesellschaftliche Strukturen. Witz wird hier mit einer gehörigen Portion Relevanz verbunden.
Im Zentrum des Geschehens steht „St. Gilbert's“, eine traditionsreiche, elitär ausgerichtete Highschool, an der eine Gruppe von fünf schwarzen Jugendlichen aus London nach einem PR-Desaster aufgenommen wird. Die „gute Tat“ entpuppt sich jedoch schnell als ein fragiles Experiment, das den guten Ruf der Schule ebenso auf die Probe stellt wie die Jugendlichen selbst. Die Neulinge Jaheim (Josh Tedeku), Leah (Jodie Campbell), Omar (Myles Kamwendo), Femi (Aruna Jalloh) und Toby (Sekou Diaby) sehen sich nicht nur den Vorurteilen und der Diskriminierung ihrer Mitschüler ausgesetzt, sie müssen sich auch in einer Welt zurechtfinden, die sie nie wirklich einladen wollte. Der Konflikt mit den vorwiegend weißen, privilegierten Mitschülern ist unvermeidlich.

In „Murderbot“ schlüpft Alexander Skarsgård in die Rolle des gleichnamigen Cyborgs, der heimlich einen freien Willen hat. (Bild: Apple )
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Der Ton der Serie ist erfrischend unverblümt und modern. „Boarders“ geht die brisanten Themen wie Rassismus, Klassismus, aber auch Sexualität und LGBTQ+ nicht mit der schweren Moralkeule an. Stattdessen kombiniert die elegant und leicht erzählte Serie humorvolle Momente, die den Umgang mit Ungerechtigkeit reflektieren. Die Serie spielt mit den Erwartungen des Publikums und präsentiert sich zunächst als Teenie-Stoff für die breite Masse. Doch unter der Oberfläche verbirgt sich eine tiefere Auseinandersetzung mit großen Fragen der Ethnizität, des Privilegs und der sozialen Zugehörigkeit.
„Overcompensating“ - Amazon Prime
Mit Amazon Prime geht's zurück aufs College: In der von Benito Skinner, auch bekannt als Benny Drama, kreierten Comedy-Serie „Overcompensating“ (ab 15, Mai) kämpft Ex-Homecoming-König Benny (gespielt von Benito Skinner) um Anschluss. Die Tatsache, dass er schwul ist, versucht der junge Mann mehr schlecht als recht zu verbergen. Immerhin findet er sich dank der charmanten Außenseiterin Carmen (Wally Baram) besser im Dickicht schrecklicher Affären, aromatisierten Wodkas und gefälschter Ausweise zurecht. Unterstützung kommt außerdem von Bennys älterer Schwester (Mary Beth Barone) und ihrem allseits beliebten Freund (Adam DiMarco).
„Overcompensating“ ist eine unterhaltsame Serie mit acht Episoden. Zu den bereits bestätigten Gaststars zählen unter anderem die britische Sängerin Charli XCX, die amerikanischen Schauspielerinnen Megan Fox (“New Girl“), Andrea Martin, die „The White Lotus“-Stars Lukas Gage, Connie Britton und Adam DiMarco, „Black Mirror“-Darstellerin Mary Beth Barone, „Twin Peaks“-Darsteller Kyle MacLachlan, Model und Schauspielerin Kaia Gerber und die amerikanische Stand-up-Comedienne Danielle Perez.
„Murderbot“ - Apple TV+
„Ich bin eine Security Unit oder Sec Unit“, sagt der von Alexander Skarsgård (“True Blood“) gespielte Roboter in der Apple-Serie „Murderbot“ (ab 16. Mai): „Ich wurde konstruiert, um Menschen zu beschützen und ihnen zu gehorchen, aber Menschen sind Idioten.“ Dass er sich selbst gehackt und Emotionen sowie einen eigenen Willen hat, verbirgt er ebenso wie seine geheime Leidenschaft: futuristische Seifenopern.
„Murderbot“ basiert auf der preisgekrönten Besteller-Romanreihe „The Murderbot Diaries“ von Martha Wells. Zum weiteren Cast gehören unter anderem Noma Dumezweni (“Arielle, die Meerjungfrau“), David Dastmalchian (“Oppenheimer“), Sabrina Wu, Akshay Khanna, Tattiawna Jones und Tamara Podemski. Die Serie wurde von Chris und Paul Weitz erschaffen, die auch als Produzenten fungieren. Apple TV+ zeigt zunächst zwei Episoden, acht weitere folgen im wöchentlichen Rhythmus bis zum 11. Juli. (tsch)