Nach dem Tod der Alpinistin sorgt ihre Entscheidung, im Unglücksfall am Berg zu bleiben, weiter für Diskussionen.
„Schwer erträglich“Reinhold Messner hinterfragt Laura Dahlmeiers letzten Wunsch

Der Bergsteiger Reinhold Messner sitzt an seinem Schloss Juval auf einer Bank.
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Reinhold Messner hat in der Sendung „Phoenix persönlich“ über die Verfügung von Laura Dahlmeier gesprochen, die nach ihrem tödlichen Unfall am Laila Peak bekannt wurde. Die 30-jährige frühere Biathletin war am 28. Juli 2025 beim Abstieg vom 5.700 Meter hohen Gipfel im Karakorum-Gebirge von Steinschlag getroffen worden.
Reinhold Messner spricht über Bergsteiger-Risiken
Medienberichten zufolge hatte sie vor der Besteigung festgelegt, dass im Falle eines Unglücks keine Bergung erfolgen solle, um das Leben von Rettungsteams nicht zu gefährden. Messner sagte dazu: „Die Entscheidung, ein Schriftstück zu hinterlassen, in dem sie sagt, im Falle einer Notlage möchte ich nicht gerettet werden, weil andere Leben damit in Gefahr kommen könnten, das finde ich nachvollziehbar.“
In dem Interview betonte Messner, dass diese Haltung zwar aus bergsteigerischer Sicht verständlich sei, aber für die Hinterbliebenen eine enorme Belastung darstelle. „Die Vorstellung, dass die Leiche am Berg verbleibt, ist ein schwer erträglicher Moment für die Angehörigen. Und deswegen bin ich der Meinung, man sollte das weiter diskutieren“, erklärte der 80-Jährige.
Warnung vor Sorglosigkeit und wachsenden Naturgefahren im Hochgebirge
Messner verwies darauf, dass Bergsteiger selbst bei bester Vorbereitung und Umsicht mit unvorhersehbaren Gefahren rechnen müssten. Ein Restrisiko sei im Alpinismus nicht auszuschließen. Die Einsatzkräfte vor Ort in Pakistan hielten sich an die Verfügung und verzichteten wegen der akuten Gefahr auf eine Bergung.
Messner nutzte das Gespräch auch, um auf Entwicklungen im modernen Bergsport hinzuweisen. Er kritisierte, dass manche Bergsteiger zu sehr auf technische Rettungsmöglichkeiten setzten und dadurch Risiken unterschätzten. Gleichzeitig sprach er die Auswirkungen des Klimawandels an: Das Auftauen von Permafrost destabilisiere Gesteinsformationen und erhöhe das Steinschlagrisiko in Höhenlagen wie im Karakorum deutlich.
Diese veränderten Bedingungen erforderten nach seiner Ansicht eine erneute Auseinandersetzung mit Fragen der Sicherheit, der Eigenverantwortung und der Grenzen technischer Hilfeleistungen in extremen Bergregionen. Der jüngste Todesfall einer Bergsteigerin am K2 im Karakorum rückt diese Themen nun zusätzlich in den Fokus. (jag)