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Tod von der Schippe gesprungenDiese Bergsteiger schafften das Wunder und überlebten in der Todeszone

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Extrembergsteiger Reinhold Messner bei der Ankunft am Flughafen München nach der Besteigung des Mount Everest.

Reinhold Messner verlor seinen Bruder bei einer Gipfelbesteigung im Himalaya. (Archivfoto)

Das Schicksal von Laura Dahlmeier ist leider besiegelt. In der Vergangenheit gab es jedoch ähnliche Unglücke, in denen Menschen als verschollen oder tot galten, aber dann doch wie durch ein Wunder überlebten.

Laura Dahlmeier wurde im Karakorum-Gebirge in Pakistan nach einem Steinschlag vermisst. Eine Rettungsmission war unterwegs, um die Wintersportlerin in rund 5.700 Metern Höhe zu retten. Vergeblich, denn die Retter konnten am Mittwoch (30. Juli) nur noch ihre Leiche finden. Die Überlebenschancen der verstorbenen Biathlon-Olympiasiegerin waren auch gering.

Solche Unglücke sind beim Bergsteigen zwar selten, aber es gibt einige bemerkenswerte Fälle, in denen Alpinisten trotz extremer Umstände gerettet wurden oder auf wundersame Weise überlebten. Wir blicken auf einige dieser Wunder zurück.

Reinhold Messer auf dem Nanga Parbat im Himalaya

Der berühmte Südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messner und sein Bruder Günther waren 1970 an einer Expedition zum Nanga Parbat (8.125 m) beteiligt, um die Rupalwand, die höchste Steilwand der Welt, zu besteigen. Am 27. Juni brach Reinhold allein vom letzten Hochlager auf; Günther folgte ihm spontan, jedoch ohne ausreichende Ausrüstung.

Der Südtiroler Bergsteiger Günther Messner starb auf dem Nanga Parbat.

Der Südtiroler Bergsteiger Günther Messner starb auf dem Nanga Parbat.

Beide erreichten den Gipfel, doch Günther zeigte Anzeichen von Höhenkrankheit und Erschöpfung. Aufgrund der Dunkelheit biwakierten sie ohne Zelt in der Merkl-Scharte. Reinhold entschied sich für den Abstieg über die unbekannte Diamirflanke, da die Rupalwand zu riskant erschien. Während des Abstiegs verlor Reinhold den Kontakt zu Günther, der vermutlich am 29. Juni 1970 von einer Eislawine verschüttet wurde. Reinhold erreichte das Tal mit schweren Erfrierungen; Günther blieb verschollen.

Die Umstände von Günthers Tod führten zu jahrzehntelangen Kontroversen. Reinhold wurde vorgeworfen, seinen Bruder zurückgelassen oder die Überschreitung aus Ehrgeiz geplant zu haben. Im Jahr 2000 fand ein Bergsteiger ein Wadenbein, 2005 Überreste mit Schuh und Jacke und 2022 einen zweiten Schuh am Diamir-Gletscher. DNA-Tests ergaben, dass die Überreste Günther gehörten, was Reinholds Version stützt, dass beide gemeinsam abgestiegen waren.

Beck Weathers (l.) steht mit verstümmelter rechten Hand neben den Schauspielerin Josh Brolin, Jason Clarke, John Hawkes und Martin Henderson.

Beck Weathers (l.) steht mit verstümmelter rechten Hand neben den Schauspielerin Josh Brolin, Jason Clarke, John Hawkes und Martin Henderson.

Beck Weathers auf dem Mount Everest (1996)

Beim Mount-Everest-Unglück 1996, einer der schlimmsten Katastrophen in der Geschichte des Bergsteigens, wurde der US-amerikanische Amateurbergsteiger Beck Weathers für tot gehalten. Nachdem er während eines Schneesturms das Bewusstsein verlor und von Rettern als leblos eingestuft wurde, überlebte er eine Nacht in der Todeszone (über 8.000 m).

Trotz schwerer Erfrierungen, durch die er seinen rechten Arm, die Finger seiner linken Hand, Teile seiner Nase und seine Füße verlor, schaffte er es, ins Lager zurückzukehren. Die Verfilmung dieser Tragödie mit dem Titel „Everest“ war hochrangig besetzt mit Hollywood-Stars wie Jake Gyllenhaal, Keira Knightley und Josh Brolin.

Hermann Buhl auf dem Nanga Parbat im Himalaya (1953)

Der österreichische Bergsteiger Hermann Buhl erreichte 1953 als erster Mensch den Gipfel des Nanga Parbat (8.126 m) ohne Sauerstoff. Beim Abstieg war er gezwungen, ein ungeschütztes Stehbiwak in 8.000 Metern Höhe zu überstehen, was damals als nahezu unmöglich galt. Er nahm Pervitin (eine Art Amphetamin), um wach zu bleiben, und überlebte trotz der extrem schlechten Wetterbedingungen.

Schwer gezeichnet: Herrmann Buhl nach seinem Abstieg vom Nanga Parbat.

Schwer gezeichnet: Herrmann Buhl nach seinem Abstieg vom Nanga Parbat. (Archivfoto)

Ein Biwak in der Todeszone ohne Schutzausrüstung war lebensbedrohlich und seine Rückkehr wurde als sensationell empfunden. Er hatte aber auch Glück, denn die Wetterbedingungen waren ungewöhnlich günstig. Später wurde Buhl als österreichischer Sportler des Jahres ausgezeichnet.

Joe Simpson auf dem Siula Grande in den Anden (1985)

Der britische Bergsteiger Joe Simpson überlebte einen dramatischen Unfall in den peruanischen Anden, als er beim Abstieg vom 6.344 Meter hohen Siula Grande stürzte und sich das Bein brach. Sein Seilpartner Simon Yates musste das Seil durchschneiden, um selbst zu überleben. Simpson fiel daraufhin in eine Gletscherspalte. Trotz seiner schweren Verletzungen kroch Simpson über drei Tage zurück ins Basislager, wo er knapp vor dem Tod gerettet wurde.

Simpsons Überleben trotz eines gebrochenen Beins, ohne Nahrung und Wasser, in einer Spalte gefangen, gilt als eine der größten Überlebensgeschichten im Bergsteigen. Seine Geschichte wurde im Buch und Film „Touching the Void” (Sturz ins Leere) dokumentiert.

Walter Bonatti auf dem K2 im Himalaya (1954)

Während der italienischen K2-Expedition im Jahr 1954, bei der die Erstbesteigung des zweithöchsten Berges der Welt (8.611 m) gelang, musste Walter Bonatti eine Nacht in der Todeszone überstehen. In einer Höhe von 8.100 Metern musste der Italiener ohne Zelt und Schlafsack verbringen, um Sauerstoffflaschen für seine Kameraden bereitzustellen.

Walter Bonatti und seine Frau auf einer Feier.

Walter Bonatti und seine Frau auf einer Feier. (Archivfoto)

Er überlebte trotz extremer Kälte und Sauerstoffmangels. Eine Nacht ohne Schutz in der Todeszone war lebensbedrohlich und sein Überleben wurde als außergewöhnlich angesehen. Später wurde Bonatti als einer der größten Alpinisten gefeiert.

Die Überlebenden von Flug 571 begraben die ersten Todesopfer.

Die Überlebenden von Flug 571 begraben die ersten Todesopfer. (Archivfoto)

Flugzeugabsturz in den Anden (1972)

Wenn es um Wunder im Hochgebirge geht, darf der Katastrophenflug 571 nicht unerwähnt bleiben. Auch bekannt als das „Wunder der Anden“ bezieht sich auf den Absturz eines Charterflugs der uruguayischen Luftwaffe am 13. Oktober 1972 in den Anden.

Die Fairchild FH-227D war mit 45 Personen an Bord, darunter viele Mitglieder der Rugby-Mannschaft Old Christian’s Club, auf dem Weg von Montevideo (Uruguay) nach Santiago de Chile. Aufgrund eines Navigationsfehlers des Co-Piloten, der die Position des Flugzeugs falsch einschätzte, stürzte die Maschine in einer Höhe von 4.000 Metern an einem Berghang nahe dem Berg El Sosneado in Argentinien ab.

Die Verzweiflung, zu überleben, war so groß, dass die Männer zu Kannibalismus griffen. Nur so konnten sie 72 Tage im Tiefschnee der Anden überleben. Am Ende überlebten nur 16 von ihnen. Die Tragödie wurde mehrfach verfilmt. „Die Schneegesellschaft“ von Netflix ist das aktuellste Werk. (mbr)