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Rihanna feiert ein schlumpfiges ComebackDas sind die Musik-Highlights der Woche

Lesezeit 4 Minuten
Die Schlümpfe haben offenbar einen neuen, poppigeren Sound - auch dank Rihanna, die für einen neuen Kinofilm (in dem sie die Schlumpfine spricht) den Song „Friend Of Mine“ beisteuert. (Bild: Universal Music)

Die Schlümpfe haben offenbar einen neuen, poppigeren Sound - auch dank Rihanna, die für einen neuen Kinofilm (in dem sie die Schlumpfine spricht) den Song „Friend Of Mine“ beisteuert. (Bild: Universal Music)

Måneskin-Frontmann Damiano David, Balbina und Rihanna, die sich nach dreijähriger Gesangspause mit Schlumpf-Pop zurückmeldet: Erfahren Sie hier, was neu, wichtig und hörenswert ist in der Welt der Musik.

Die Schlümpfe und Musik - da haben viele Fans von früher wahrscheinlich noch die klassischen Kompositionen von Modest Mussorgski und Edvard Grieg im Ohr, mit denen seinerzeit die TV-Serie untermalt wurde. Heute, so scheint es, ist der Sound in Schlumpfhausen ein ganz anderer: viel poppiger, cooler und lauter als damals und mit Superstar Rihanna am Mikrofon. Die Sängerin hat eine Sprechrolle im neuen „Die Schlümpfe“-Kinofilm ergattert und begleitend dazu auch einen Titel für den Soundtrack aufgenommen - ihr erstes musikalisches Lebenszeichen seit immerhin drei Jahren. Neues und Hörenswertes gibt es außerdem von ESC-Held Damiano David (Måneskin) und Balbina.

Rihanna - Friend Of Mine

Die breite Masse kennt Damiano David bislang nur als aufgekratzten Måneskin-Frontmann, jetzt zeigt er sich von einer anderen Seite: Sein Solo-Debüt „Funny Little Fears“ wird viele überraschen. (Bild: Damon Baker)

Die breite Masse kennt Damiano David bislang nur als aufgekratzten Måneskin-Frontmann, jetzt zeigt er sich von einer anderen Seite: Sein Solo-Debüt „Funny Little Fears“ wird viele überraschen. (Bild: Damon Baker)

„Jetzt warten wir schon so lange und dann kommt sie mit einem Schlümpfe-Song“, lautet einer der weniger begeisterten Kommentare im Netz. Aber demgegenüber stehen auch viele, die voll auf den „Wir machen blau“-Spaß eingehen und mitfeiern: „Wenn Rihanna singt, hört auch Papa Schlumpf gebannt zu!“ - Rihanna tritt also doch mal wieder als Musikerin auf, nachdem sie zuletzt vor allem mit dem Mama-Sein (gerade verkündete sie ihre dritte Schwangerschaft) und viel Busineswoman-Kram beschäftigt war (erst im April präsentierte sie eine neue Dessous-Linie).

Der besagte „Schlümpfe-Song“ ist Rihannas erste Musikveröffentlichung seit der Single „Lift Me Up“ vor drei Jahren (das letzte Studioalbum „Anti“ liegt inzwischen sogar schon neun Jahre zurück) und trägt den Titel „Friend Of Mine“. Ein Video gibt es auch. Rihanna selbst sieht man nur kurz zu Beginn und am Ende des Clips. Dazwischen feiern Papa Schlumpf, Hefti, Schlaubi und Co. eine mächtig schlumpfige Party mit Disco-Beleuchtung, Afrobeat und viel Dance-Pop. Der Hintergrund: Rihanna übernimmt eine Sprechrolle als Schlumpfine in dem neuen „Die Schlümpfe“-Film, der am 17. Juli in den Kinos startet. Der Song „Friend Of Mine“ wird Teil des Soundtracks sein.

Damiano David - Funny Little Fears

Melancholische Musik über die Endlichkeit des Seins: Balbina verarbeitet auf „Infinity Tunes“ den Tod ihres Vaters. (Bild: Polkadot)

Melancholische Musik über die Endlichkeit des Seins: Balbina verarbeitet auf „Infinity Tunes“ den Tod ihres Vaters. (Bild: Polkadot)

Rotterdam im Mai 2021: Vier junge Italiener spielen „Zitti e buoni“ und erobern mit der aufgekratzten Rock-Nummer die Herzen Europas. Måneskin gehören zweifellos zu den denkwürdigeren ESC-Gewinnern der jüngeren Vergangenheit. Nicht nur, weil sie musikalisch aus dem Rahmen fielen, sondern weil aus ihrem Eurovision-Triumph wirklich eine große Karriere wurde (was ja durchaus keine Selbstverständlichkeit ist). Zuletzt lag die Band allerdings auf Eis, weil Frontmann Damiano David sich gerne solo verwirklichen möchte. Ziemlich genau vier Jahre nach der wilden Måneskin-Party in Rotterdam und pünktlich zur neuen ESC-Ausgabe in Basel hat David nun sein erstes eigenes Album veröffentlicht.

Der 26-jährige Römer hatte im Vorfeld angekündigt, mit seiner Solo-Arbeit musikalische Grenzen überschreiten zu wollen, und das Versprechen löst er mit „Funny Little Fears“ definitiv ein. Vor allem ist es die Grenze zwischen dem leicht anrüchigen Glam-Rock, der Måneskin auszeichnet, und massentauglicher Mainstream-Musik. David tobt sich als künstlerischer Freigeist, der er offenbar ist, richtig schön aus auf dem großen Feld des Singer/Songwriter-Pop. Mal sehr soulig, mal bluesig und balladesk, dann plötzlich wieder ganz heiter, launig und tanzbar: Mit fast jedem neuen Song zeigt Damiano David, der alles auf Englisch singt, auch musikalisch eine neue Facette. Nur harte Gitarrenriffs hört man nirgendwo. Dieses Album wird viele überraschen.

Balbina - Infinity Tunes

„Ein Album der unendlichen Melancholie über die Endlichkeit des Seins“, so wird die neue Platte „Infinity Tunes“ von Balbina beworben, und besser ließe es sich kaum treffen. Die Artpop-Visionärin aus Berlin hatte sich schon viele Gedanken gemacht, hatte ein quasi fertiges Album in der Schublade. Und dann verwarf sie doch wieder alles, weil sich die Songs nach dem Tod ihres Vaters „falsch“ anfühlten. Vor wenigen Monaten noch einmal bei Null angefangen, und jetzt: ein Album, das betörend und wunderschön ist und doch ganz schön schwer zu ertragen.

Balbina überlegt sich in ihrer Musik seit jeher sehr gut, wo und wie lange sie mal ein paar Sonnenstrahlen hereinlässt. Ihr fünfter Langspieler wirkt jedoch besonders düster. Das große Thema adressiert die Künstlerin direkt im ersten Song: „Der Tag, an dem mein Vater starb, war ganz normal.“ Aber so „normal“ dann eben doch nicht. Viel innere Zerrissenheit scheint durch in diesen inhaltlich wie musikalisch schwergängigen acht Liedern. Balbina blickt dabei immer wieder poetisch nach innen, sich selbst suchend zwischen Tag und Nacht, Dekadenz und Depression, Trauer und, ja, vielleicht auch ein bisschen Trost. So endet diese schonungslos persönliche und schmerzhafte Platte doch noch mit der Aussicht auf Erlösung: „Ich werde leben, für immer ...“ (tsch)