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Grand Dame des FilmsGudrun Landgrebe wird 75

Lesezeit 3 Minuten
Gudrun Landgrebe bei der Lola-Verleihung im April 2017. (Bild: Andreas Rentz / Getty Images)

Gudrun Landgrebe bei der Lola-Verleihung im April 2017. (Bild: Andreas Rentz / Getty Images)

Sie spielte eine Edelhure in der Erotik-Komödie „Die flambierte Frau“ und immer wieder die Geliebte. Vielseitig und umfangreich ist Gudrun Landgrebes Arbeit dennoch ausgefallen.

Der Film, der sie berühmt machte: In „Die flambierte Frau“ spielt Gudrun Landgrebe eine gelangweilte Bürgersfrau, die zur Edelhure wird. (Bild: Kinowelt)

Der Film, der sie berühmt machte: In „Die flambierte Frau“ spielt Gudrun Landgrebe eine gelangweilte Bürgersfrau, die zur Edelhure wird. (Bild: Kinowelt)

Mit dieser Eigenschaft fällt sie - zumal in ihrer Branche - aus der Reihe: Gudrun Landgrebe war nie eine Schauspielerin, die viel Aufhebens um ihre Person machte. Das Rampenlicht scheut sie, und mit Journalisten spricht sie allenfalls, wenn es ein neues Projekt zu vermarkten gilt. „Sie möchte zu ihrem Geburtstag kein Interview geben“, hatte ihre Agentur vor fünf Jahren auf Medienanfragen mitgeteilt. Damals wurde Landgrebe 70. Nun feiert sie ihren 75. - und das wohl wieder im Stillen, wieder abseits des Rampenlichts.

In „Die Katze“ spielte Gudrun Landgrebe die Komplizin und Geliebte eines Bankräubers (Götz George). (Bild: Bavaria Film)

In „Die Katze“ spielte Gudrun Landgrebe die Komplizin und Geliebte eines Bankräubers (Götz George). (Bild: Bavaria Film)

Wie ironisch: Ausgerechnet Landgrebe, die den Ruhm offenbar nie suchte, wurde über Nacht zum Star - zum internationalen sogar. Und eingebrockt hatten ihr das „Die flambierte Frau“ und die Rolle, die sie in dem Kultfilm spielte: eine Prostituierte, die auch die absonderlichsten Gelüste ihrer Kunden befriedigt. Die Erotik-Komödie war 1983 ein Riesenerfolg, während ihre Hauptdarstellerin als neue Romy Schneider gefeiert wurde. Und Landgrebe? Sie fremdelte mit der Popularität: „Ich habe es nicht genießen können, empfand es als beängstigend“, sagte sie 2013 der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Die ewige „flambierte Frau“?

Gudrun Landgrebe in einer Szene mit (von links nach rechts) Armin Rohde, Heiner Lauterbach und Jan Josef Liefers: Helmut Dietls Satire „Rossini - oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“ (1997) wurde zum Klassiker.  (Bild: Constantin Film)

Gudrun Landgrebe in einer Szene mit (von links nach rechts) Armin Rohde, Heiner Lauterbach und Jan Josef Liefers: Helmut Dietls Satire „Rossini - oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“ (1997) wurde zum Klassiker. (Bild: Constantin Film)

Gudrun Landgrebe mit ihrem Kollegen Florian Lukas im Januar 2023 bei der Weltpremiere von die „Die Drei ??? - Erbe des Drachen“ in München. (Bild: 2023 Getty Images/Hannes Magerstaedt)

Gudrun Landgrebe mit ihrem Kollegen Florian Lukas im Januar 2023 bei der Weltpremiere von die „Die Drei ??? - Erbe des Drachen“ in München. (Bild: 2023 Getty Images/Hannes Magerstaedt)

Zur lästigen Popularität, die sie „einfach schrecklich“ fand, kam der Fluch der Schubladendenke: Nicht nur blieb Landgrebe - bis heute, möchte man sagen - die 'flambierte Frau'. Ihr wurden danach auch immer wieder Rollen vom gleichen Schlag angeboten. „Die Hure, die Hure und noch mal die Hure“, stöhnte sie im erwähnten Interview. Und das bei ihr, der Charakterdarstellerin, die sich schon lange vor dem Skandalfilm auf der Bühne profilieren konnte, in den Inszenierungen von Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“ etwa oder Gerhart Hauptmanns „Die Ratten“.

Gudrun Landgrebe und ihr Ehemann Ulrich von Nathusius im Jahr 2013. (Bild: Andreas Rentz / Getty Images)

Gudrun Landgrebe und ihr Ehemann Ulrich von Nathusius im Jahr 2013. (Bild: Andreas Rentz / Getty Images)

Und wenn es nicht die Hure war, dann die Rolle der Geliebten, die Landgrebe dann doch immer wieder spielte. In „Die flambierte Frau“ war sie Domina und Geliebte zugleich. Eine Geliebte, nämlich von Klaus Maria Brandauers Titelfigur, gab sie auch in István Szabós „Oberst Redl“ (1985). In Dominik Grafs Kriminalfilm „Die Katze“ (1988) war sie neben Komplizin auch die Geliebte des von Götz George gespielten Bankräubers. Und so ging das weiter - bis hin zu Helmut Dietls Satire „Rossini - oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“ (1997), in der sie die Geliebte gleich mehrerer Männer spielte. „Ich will Lust bis zur Besinnungslosigkeit - und Ruhe“, sagt die Erotomanin Valerie in einer Szene. Es ist geradezu greifbar, was Landgrebe an der Rolle gereizt haben mochte. Dietls Film jedenfalls soll ihr liebster sein.

Schauspielerin mit Haltung

Umso dankbarer nimmt die Schauspielerin, die in mehr als 100 Kino- und Fernseh-Projekten mitgewirkt hat, Rollen an, die aus dem Einerlei herausragen. Etwa die der Verfassungsschützerin Mechthild im ZDF-Mehrteiler „In bester Verfassung“ (2019), die eine islamistische Terrorzelle erfindet und dadurch eine fatale Kettenreaktion auslöst. Es ist eine bissig-böse Polit-Satire, die aktuelle politische Themen wie Terrorismus und Rechtspopulismus behandelt. Angenommen hat sie die Rolle auch deshalb, wie sie im Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau durchblicken ließ, weil sie damit Haltung zeigen konnte. „Für uns Schauspieler und Filmemacher“, erklärte sie, „ist es eine Aufgabe, grundsätzlich auf Missstände aufmerksam zu machen.“

Bemerkenswert auch Landgrebes bisher letzter Auftritt vor der Kamera: In „Die drei ??? - Erbe des Drachen“ (2023), der Verfilmung eines Kapitels aus der gleichnamigen Hörspielserie, verkörpert sie eine Gräfin namens Codrina, deren Schloss in Transsilvanien als Filmkulisse dient. Es ist eine Rolle, so möchte man das ausdrücken, die ihrer würdig ist, dieser unnahbaren Grande Dame des deutschen Films und Fernsehens, die nun also ihren 75. Geburtstag feiert. Wie und wo sie das tut? Im Stillen, natürlich, fernab vom Rampenlicht - vielleicht in Mainz, wo sie eine Wohnung hat, und vermutlich mit ihrem Ehemann, dem Arzt Ulrich von Nathusius, den sie 1981 kennenlernte und 20 Jahre später heiratete. (tsch)