Mit „Tanz der Titanen“ hat der kanadische Experimentalfilmer Guy Maddin eine krude Satire auf den internationalen Politikbetrieb inszeniert. In der Hauptrolle: Cate Blanchett als deutsche Bundeskanzlerin, die unübersehbar an Altkanzlerin Angela Merkel angelehnt ist.
„Tanz der Titanen“So sieht Cate Blanchett als Angela Merkel aus

In „Tanz der Titanen“ spielt Cate Blanchett eine deutsche Bundeskanzlerin, die Angela Merkel auffällig ähnlich sieht. (Bild: Bleecker Street / Plaion Pictures)
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Es ist ein verquerer Film, die Politsatire „Tanz der Titanen“. Kurios schon die Handlung: Ein halbes Dutzend Politiker halten in Dankerode, einem Ortsteil der Stadt Harzgerode im Landkreis Harz, den G7-Gipfel ab. Hier soll Weltpolitisches verhandelt werden, bevor schließlich Abstruses passiert. Die Hauptfiguren sind - das gehört sich für eine Politsatire - realen Politikern nachempfunden, zu denen auch Angela Merkel gehört, unsere Altkanzlerin, die von keiner geringeren als Cate Blanchett verkörpert wird, der großen Hollywood-Schauspielerin. Wie gesagt, abgefahren.
Auf die Idee jedenfalls, in einem Film die Oscar-Preisträgerin Blanchett als Angela Merkel zu besetzen, sei es auch eine Figur, die Merkel nachempfunden ist, wäre im Vorfeld kaum jemand gekommen. Und es ist durchaus geglückt. Optisch macht die Rolle was her, fehlende Ähnlichkeiten zwischen der Schauspielerin und der Politikerin haben die Kreativen wettmachen können. Schminke, Frisur, Kostüme - Merkels berühmt-berüchtigte, farbenfrohe Blazer-Kollektion - und nicht zuletzt die Wandlungsfähigkeit Blanchetts lassen die echte Merkel in der Leinwand-Merkel sehr wohl erkennen. Was nicht passte, wurde passend gemacht.
Worum geht es in „Tanz der Titanen“?

Die Politiker in „Tanz der Titanen“ sind mit anderen Dingen beschäftigt, anstatt Lösungen für die Weltprobleme zu finden. (Bild: Bleecker Street/Plaion Pictures)
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Nicht alles sollte in diesem Falls aber wörtlich genommen werden. „Tanz der Titanen“ ist neben Politsatire auch eine krude Farce. Auch wenn die Spitzen gegen reale Verhältnisse nicht zu übersehen sind, ist hier alles überhöht und ins Groteske verzerrt. Blanchetts Bundeskanzlerin, die zum G7-Gipfel an den verschlafenen sachsen-anhaltischen Erholungsort lädt, heißt auch nicht Merkel, sondern Hilda Ortmann. Hilda! Das ist genauso witzig wie der von Charles Dance gespielte US-Präsident Edison Wolcott, der nicht nur einen britisch klingenden Namen hat, sondern auch - im Original - ein britisches Englisch spricht. Und dann, wie gesagt, die Story, bei der sich sämtliche Geister scheiden dürften.
Bundeskanzlerin Angela ..., pardon: Hilda Ortmann lädt also zum G7-Gipfel in das beschauliche Dankerode. Für globale Krisen müssen Lösungen gefunden werden. Weit hinter der Absicht bleiben jedoch die Gesprächsergebnisse der Staatsoberhäupter. Die Politiker ergehen sich in Floskeln und Phrasen, machen es sich auf Allgemeinplätzen gemütlich. Das reicht ja auch erstmal für die Menschen da draußen.
Zu nützlichen Ergebnissen können Ortmann, Wolcott und die anderen Staatsoberhäupter auch gar nicht gelangen, sie werden bald von seltsamen Entwicklungen eingenommen. Parallel dazu ändert sich in „Tanz der Titanen“ auch die Tonlage. Aus der Farce und Politsatire wird allmählich ein Horrorfilm. Es wird Nacht, Nebel zieht auf. Die Politiker verirren sich im Wald. Machen Bekanntschaft mit einer exhumierten Moorleiche. Stoßen auf ein überdimensioniertes menschliches Gehirn. Und die Politik in dieser Lage? Die Lösungen für die globalen Probleme? Die waren es ehedem schon und sind es nun erst Recht: zum Vorbeigreifen fern.
Regie führte Experimentalfilmer Guy Maddin
So abstrus das alles auch ist, gehört „Tanz der Titanen“ doch zu den konventionelleren Filmen von Guy Maddin. Der kanadische Regisseur hat sich eher mit stilistisch abseitigen Arbeiten einen Namen gemacht. Nicht selten atmen seine Filme den Geist alter B-Movies. Immer wieder nimmt er auch Bezug auf die Filmgeschichte. Mit Isabella Rossellini drehte er 2003 den Schwarz-Weiß-Film „The Saddest Music in the World“, der sich - auch - vor den Filmen des deutschen Expressionismus verbeugt. „Tanz der Titanen“ drehte er zusammen mit Evan und Galen Johnson, mit denen er sich zuletzt bei „The Green Fog“, einem Experimentalfilm, den Regiestuhl teilte.
Zwar gibt es auch in „Tanz der Titanen“ manche filmischen Querverweise, dennoch ist der Film weitaus zugänglicher als Maddins anderen Arbeiten. Das ist ihm und seinen Regie-Kollegen gelungen, in dem sie populäre Genres bedienen, von der Komödie über Horror bis Politsatire. Indem sie zweitens aus der Wirklichkeit heraus erzählt, in der auch sie leben und die sie genüsslich aufspießen. Und indem sie, drittens, auf die Strahlkraft bekannter Schauspielerinnen und Schauspieler setzen - allen voran Cate Blanchett als Bundeskanzlerin Hilda ...- pardon, Angela Merkel. (tsch)