Wie erst jetzt bekannt wurde, starb der Medienmanager und ehemalige RTL-Chef bereits am 3. Mai.
Trauer bei Kölner SenderEx-RTL-Chef Helmut Thoma ist tot

Helmut Thoma (hier im April 2019 in Köln), ist im Alter von 86 Jahren gestorben.
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Er machte RTL groß und bezeichnete den Kölner Privatsender als sein „Baby“ – nun ist Helmut Thoma im Alter von 86 gestorben. Wie erst jetzt bekannt wurde, starb der Medienmanager und ehemalige RTL-Chef bereits am 3. Mai – seinem 86. Geburtstag – an Herzversagen. Das bestätigte seine Familie der österreichischen Nachrichtenagentur APA.
Thoma war rund 14 Jahre lang Geschäftsführer von RTL und galt als „König des Privatfernsehens“. Er begann seine Karriere in den 1960er Jahren beim ORF, ehe er zu Radio Luxemburg wechselte. Dort wurde er in den 80ern Programmdirektor und übernahm 1984 zunächst die Direktion des damals neuen Privatsenders RTLplus in Luxemburg.
1986 wechselte der gebürtige Wiener als Sprecher der Geschäftsführung zur RTLplus Deutschland Fernsehen GmbH & Co. KG. Unter seiner Führung formte er RTL zum erfolgreichen TV-Format. Serien wie „GZSZ“, „Unter uns“ oder „Cobra 11“ brachte er auf den Weg.
Helmut Thoma setzte auf nackte Haut und hohe Einschaltquoten
Unterdessen waren auch die flapsigen Sprüche des Managers ebenso bekannt wie sein Gespür für die Medienwelt und seine Bauchentscheidungen. Kritiker bemängelten Klamauk, Gewalt und Sex im RTL-Programm. Hugo Egon Balder moderierte die Show „Tutti Frutti“, bei der viel nackte Haut zu sehen war, spätabends liefen Lederhosen-Erotik-Filmchen.

Februar 1993 in Köln: Mit einem Glas Champagner steht der damalige RTL-Geschäftsführer Helmut Thoma im Senderaum von RTL.
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Thoma konterte mit hohen Einschaltquoten und Werbe-Einnahmen. Die Daily Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (GZSZ) oder auch der Kauf der Formel-1-Übertragungsrechte gingen ebenfalls auf sein Erfolgskonto. Zugleich verstärkte er das Informationsangebot - auch um Image-Probleme abzuwenden.
Auch Thoma selbst scheute das Rampenlicht - und markige Worte - nicht. Dem Bertelsmann-Konzern hielt er wegen seiner Pläne zum digitalen Fernsehen vor laufenden Kameras einmal „elektronischen Rinderwahnsinn“ vor.
Ungeachtet der vielen kritischen Stimmen wurde der RTL-Chef 1989 zum „Medienmann des Jahres“ gekürt. 1990 erhielt er die Goldene Kamera, zwei Jahre später den Deutschen Medienpreis. Und 1994 folgte der Emmy Award der US-National Academy of Television, Arts and Sciences. Auch die Konkurrenz zollte Thoma Respekt: Der frühere Sat.1-Programmchef Fred Kogel nannte ihn einst den „König des deutschen Privatfernsehens“.
Neue Aufgaben für den Medienexperten Helmut Thoma
In seinem Nach-RTL-Leben fiel 1999 eine neue Klappe für Thoma: Er startete als Medienberater für Nordrhein-Westfalens damaligen Ministerpräsidenten Wolfgang Clement (SPD). Und er mischte auch in mehreren Aufsichtsräten mit. Thoma blieb als Medienexperte lange zu unterschiedlichen Themen gefragt.
Im Sommer 2014, mit 75 Jahren, versuchte er zudem etwas Neues, gab den Startschuss für NIX: Ein TV-Format entwickelt beim Regionalsender NRW-TV in Düsseldorf, mit dem er junge Leute für das Live-Fernsehen zurückgewinnen wollte. Das Angebot hielt sich nicht lange.
Auch privat war Thoma, der lange in der Nähe von Köln lebte, Medienmann: Als Hobbys gab er einst Fernsehen, Radiohören, Zeitunglesen und Medienpolitik an. Zu seinem 80. Geburtstag am 3. Mai 2019 überraschte er damit, unter die Hobbytaucher gegangen zu sein. Er pendele zwischen Wien und Luxemburg und lasse es insgesamt etwas ruhiger angehen, sagte er damals.
Thoma war mehrmals verheiratet, auch mit seiner früheren Assistentin Daniele Milbert, von der er sich 1997 trennte und mit der er 2004 wieder zusammengekommen war. Milbert schrieb ein Buch über ihre Ehe, dessen Titel fast wie ein Nachruf klingt: „Mein Leben mit Mr. RTL“. (oke/dpa)