Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Was macht eigentlich „Amélie“-Star Audrey Tautou?

4 min
Audrey Tautou stieg nach dem Welterfolg „Die fabelhafte Welt von Amelié“ zu einem der größte Filmstars Frankreichs auf. (Bild: 2013 Getty Images/Pascal Le Segretain)

Audrey Tautou stieg nach dem Welterfolg „Die fabelhafte Welt von Amelié“ zu einem der größte Filmstars Frankreichs auf. (Bild: 2013 Getty Images/Pascal Le Segretain)

Nach ihrem Durchbruch mit „Die fabelhafte Welt der Amelié“ schwamm Audrey Tautou eine Zeitlang auf der Erfolgswelle. Doch dann wurde es plötzlich still um den französischen Weltstar. Warum eigentlich? Und: Was macht sie heute?

Die Rolle ihres Lebens: in „Die fabelhafte Welt der Amelié“ spielte Audrey Tautou die verträumte Amelié, die großes Herz für ihre Mitmenschen hat. (Bild: vox)

Die Rolle ihres Lebens: in „Die fabelhafte Welt der Amelié“ spielte Audrey Tautou die verträumte Amelié, die großes Herz für ihre Mitmenschen hat. (Bild: vox)

Audrey Tautou - es gab mal Zeiten, da führte an der französischen Schauspielerin kein Weg vorbei. Sie war der Star der Stunde. Doch die Stunde ging vorbei, zuletzt ist es merklich still um den einstigen Weltstar geworden. Nun da einer ihrer prominentesten Filme, Ron Howards Romanverfilmung „The Da Vinci Code - Sakrileg“, im deutschen Free-TV ausgestrahlt wird (14. August, 20:15 Uhr, Vox), ist der Anlass für die Frage gegeben: Was macht eigentlich Audrey Tautou heute?

In „Der Da Vinci Code - Sakrileg“ (2006) nach dem gleichnamigen Roman von Dan Brown rätselte Audrey Tautou mit Tom Hanks, welches Geheimnis die „Mona Lisa“ verbirgt. (Bild: Sony)

In „Der Da Vinci Code - Sakrileg“ (2006) nach dem gleichnamigen Roman von Dan Brown rätselte Audrey Tautou mit Tom Hanks, welches Geheimnis die „Mona Lisa“ verbirgt. (Bild: Sony)

Den Weltruhm brockte ihr ein wahrhaft fabelhafter Charakter in einem fabelhaften Film ein. In Jean-Pierre Jeunets „Die fabelhafte Welt der Amelié“ (2001) brillierte die 1967 im französischen Beaumont geborenen Schauspielerin in der Titelrolle einer schüchtern-verträumten, fantasievollen und durch und durch idealistischen jungen Frau - und verzauberte damit die Zuschauer weltweit. Ein neuer Star war geboren, den viele nicht nur aufgrund ihres Vornamens, sondern auch wegen ihres zart-fragilen Wesens mit einer ganz Großen des Kinos verglichen: Audrey Hepburn. Ja, „Amelie“ hatte es ihr eingebrockt, den Ruhm und den Erwartungsdruck.

Von Amelié für immer verfolgt?

Auch das eine große Rolle in einem großen Film: In „Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft“ spielte Audrey Tautou an der Seite von Alessandro Nivola die legendäre französische Modedesignerin. (Bild: ZDF / Chantal Thomine-Desmazures)

Auch das eine große Rolle in einem großen Film: In „Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft“ spielte Audrey Tautou an der Seite von Alessandro Nivola die legendäre französische Modedesignerin. (Bild: ZDF / Chantal Thomine-Desmazures)

Eine Rolle nach Maß: In der Romanze „Nathalie küsst“ spielt Audrey Tautou eine junge Frau, die um ihrem verstorbenen Mann trauert. Doch dann küsst Nathalie aus dem Blauen heraus ihren unscheibaren Kollegen Markus (François Damiens). Der Beginn einer neuen Liebe. (Bild: Concorde Filmverleih GmbH)

Eine Rolle nach Maß: In der Romanze „Nathalie küsst“ spielt Audrey Tautou eine junge Frau, die um ihrem verstorbenen Mann trauert. Doch dann küsst Nathalie aus dem Blauen heraus ihren unscheibaren Kollegen Markus (François Damiens). Der Beginn einer neuen Liebe. (Bild: Concorde Filmverleih GmbH)

Der Erfolg brachte aber so manchen Vorteil mit sich, und die kostete Tautou weidlich aus. Ihre Rollen konnte sie sich nach „Amelie“ aussuchen. Fortan drehte sie mit namhaften Regisseuren wie Claude Berri (“Zusammen ist man weniger allein), Claude Miller (“Thérèse“), Michel Gondry (“Der Schaum der Tage“) und sogar Alain Resnais (“Not on the Lips“). Auffällig dabei: Häufig spielte sie Frauen, die von Amelie nur einen Steinwurf entfernt waren: Frauen, die bezauberten (“Nathalie küsst“), Frauen, die sich in ihrer Liebe nicht verbogen (“Mathilde - Eine große Liebe), und Frauen, die in ihrer Einzigartigkeit, ihrer Fantasie und ihrer Kreativität aus dem Umfeld herausragten (“Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft“).

Mindestens so überbordend wie „Amelié“: In Michel Gondrys poetischer Romanverfilmung „Der Schaum der Tage“ spielt Audrey Tautou eine Frau, in deren Lunge sich eine Seerose, also ein Tumor, einnistet. Ihr Mann (Romain Duris) tut alles, um für die Behandlungskosten aufzukommen. (Bild: Studiocanal)

Mindestens so überbordend wie „Amelié“: In Michel Gondrys poetischer Romanverfilmung „Der Schaum der Tage“ spielt Audrey Tautou eine Frau, in deren Lunge sich eine Seerose, also ein Tumor, einnistet. Ihr Mann (Romain Duris) tut alles, um für die Behandlungskosten aufzukommen. (Bild: Studiocanal)

Nach dem großen Durchbruch ließen internationale Produktionen nicht lange auf sich warten. Ein Jahr nach „Amelie“ drehte Tautou unter der Regie von Stephen Frears das britische Drama „Kleine schmutzige Stricks“. Und schon bald folgte die Hollywood-Produktion „The Da Vinci Code - Sakrileg“, in der sie sich mit Tom Hanks auf die Spur eines Jahrhunderte alten religiösen Verschwörung begibt. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Dan Brown hätte nicht blasser ausfallen können, aber mit Tautou in der weiblichen Rolle bekam der Thriller wenigstens etwas Glanz und Grazie ab.

Keine Filme mehr - von einem Tag auf den anderen

Was kommt als nächstes von Audrey Tautou? Eines ist sicher: Filme werde sie wieder drehen, sagte sie in einem Interview. Sie wisse nur noch nicht, wann.  (Bild: 2015 Getty Images/Clemens Bilan)

Was kommt als nächstes von Audrey Tautou? Eines ist sicher: Filme werde sie wieder drehen, sagte sie in einem Interview. Sie wisse nur noch nicht, wann. (Bild: 2015 Getty Images/Clemens Bilan)

Zuletzt arbeitete Audrey Tautou eigenen Angaben zufolge an einem Drehbuch. Ob und wann der Film gedreht wird, steht nicht fest. (Bild: 2022 Getty Images/Pascal Le Segretain)

Zuletzt arbeitete Audrey Tautou eigenen Angaben zufolge an einem Drehbuch. Ob und wann der Film gedreht wird, steht nicht fest. (Bild: 2022 Getty Images/Pascal Le Segretain)

Dennoch wurde es bald still um Tautou, einen der größten Filmstars Frankreichs immerhin. Und das abrupt. Von einem Tag auf den anderen drehte sie keine Filme mehr, aber nicht, weil sie von der Branche die Nase voll hatte. Das Kino und das Filmemachen liebte sie innig, und nichts und niemand konnte ihr diese Leidenschaft nehmen - nicht das Gezerre um ihre Person und auch nicht die Menschen, mit denen sie es beim Filmemachen zu tun bekam. „Ich liebe es zu drehen, ich liebe die Atmosphäre eines Films, ich wurde nie enttäuscht oder schlecht behandelt, im Gegenteil. Ich wurde in diesem Beruf sehr verwöhnt“, schwärmte sie 2022 in einem Interview mit der „Vanity Fair“.

Früher stand sie im Blitzlichtgewitter, heute ist Audrey Tautou im Stillen kreativ: Ende 2024 erschien in Frankreich ihr Fotobuch „Superfacial“.  (Bild: 2013 Getty Images/Neilson Barnard)

Früher stand sie im Blitzlichtgewitter, heute ist Audrey Tautou im Stillen kreativ: Ende 2024 erschien in Frankreich ihr Fotobuch „Superfacial“. (Bild: 2013 Getty Images/Neilson Barnard)

Nein, die Prioritäten hatten sich vielmehr verschoben. Das Private drängte die Karriere in den Hintergrund. 2019 adoptierte Tautou ein Mädchen aus Vietnam und erfüllte sich damit - kurz nach der Trennung von ihrem damaligen Lebenspartner - einen lange gehegten Traum. „Nach vielen Jahren des ungewissen und traumatisierenden Kampfes“, sagte sie der „Vanity Fair“, „habe ich dieses Glück gefunden, das alles übersteigt, das ich mir erhofft hatte“. Lange Zeit hätte sie, die ohnehin ungern etwas aus ihrem Privatleben preisgibt, nicht über das Thema sprechen wollen. Doch nun wollte sie das Schweigen brechen. Der Grund: „Weil ich das Herzstück meines Lebens nicht verschweigen kann.“

Audrey Tautous neue Rolle des Lebens

Dass sie um ihr Privatleben und der Liebe zu ihrer Tochter willen der Schauspielerei für immer den Rücken gekehrt hat, das schloss sie aus. „Ich weiß, dass ich eines Tages wieder anfangen werde, ich weiß nur nicht wann. Das kann morgen sein oder in zehn Jahren“, erklärte sie. Seither sind drei Jahre vergangen, und ein nächster Film ist nicht in Sicht. Nicht ausgeschlossen, dass es einer sein wird, bei dem sie nicht nur vor der Kamera stehen wird. Auch das verriet sie im „Vanity Fair“-Interview: Dass sie neben einer Kindergeschichte, die sie selbst illustriere, auch an einem Drehbuch arbeite, dessen Themen sie aber noch nicht verraten wollte.

Ihre Fans müssen sich also noch weiter in Geduld üben, und wenn sie sich die Zeit verkürzen wollen, können sie auf das Fotobuch zurückgreifen, das Tautou Ende vergangenen Jahres in Frankreich herausbrachte. Es heißt „Superfacial“ und bietet anhand von rund 500 Fotos, die sie selbst während Interviews von Journalisten gemacht hatte, einen selbstironischen Rückblick auf ihre Karriere. Im Vorwort zum Buch schreibt Tautou: „Meine Damen und Herren, halten Sie sich fest. Sie haben es hier mit einem Star zu tun. Einem echten.“ Ironie beiseite: Das war sie und das ist sie in der Tat noch immer: einer der größten Stars des französischen Kinos. (tsch)