Ein Mann, der mehr als 34 Jahre einer Strafe für einen bewaffneten Raubüberfall verbüßt hatte, kommt aus dem Gefängnis frei. Er wurde zu Unrecht verurteilt.
Zu 400 Jahren Haft verurteiltUnschuldiger Mann kommt nach 34 Jahren aus dem Gefängnis frei

34 Jahre musste Sidney Holmes für eine Straftat einsitzen, die er nie begangen hat. Nun ist er frei. (Symbolbild)
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„Ich habe nie die Hoffnung verloren und immer gewusst, dass dieser Tag kommen würde.“ Wie sehr Sidney Holmes „diesen Tag“ herbeigesehnt hat, lässt sich nur erahnen. Er spricht über jenen Tag, als er nach 34 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde – eine Strafe, die er völlig zu Unrecht absaß.
400-Jahre Gefängnis, so lautete das Urteil, gesprochen, weil die Geschworenen als erwiesen ansah, dass Sidneys Holmes einen bewaffneten Raubüberfall durchgeführt hat. 34 Jahre davon hat Holmes verbüßt, diese Woche wurde er laut US-Berichten aus einem Gefängnis in Florida entlassen. Die Staatsanwaltschaft hat die Anklage gegen den zu Unrecht verurteilten Mann demnach fallen gelassen.
Zu Unrecht verurteilt: Sidney Holmes nach 34 Jahren im Gefängnis freigesprochen
„Ich kann es kaum erwarten, meine Mutter zum ersten Mal seit über 34 Jahren in der freien Welt zu umarmen“, so der heute 57-Jährige in einer Erklärung des „Innocence Project of Florida“, das an seinem Fall gearbeitet und für seine Freilassung gekämpft hat. Zweieinhalb Jahre zuvor, im November 2020 hatte er sich an die Abteilung zur Überprüfung von Verurteilungen der Staatsanwaltschaft von Broward County gewandt und erklärt, er sei unschuldig.
1988, zu einer Zeit, in der die meisten Menschen weder von Mobiltelefonen noch vom Internet je gehört hatten, wurde der damals gerade einmal 20 Jahre alte Mann im Zusammenhang mit einem bewaffneten Raubüberfall auf zwei Personen vor einem Lebensmittelgeschäft in Broward County, verhaftet.
Innocence Project sieht erhebliche Zweifel an Schuld von Sidney Holmes
Laut Staatsanwaltschaft sei er der Fahrer für zwei nicht identifizierte Männer gewesen, die den Raub begangen hatten. Ein halbes Jahr später schien sein Schicksal dann besiegelt, ein Geschworenengericht befand ihn für schuldig, im Mai 1989 wurde er dann verteilt, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.
Die Rechtsexperten des „Innocence Project of Florida“ untersuchten den Fall schließlich über 30 Jahre später erneut und kamen zu einem anderen Urteil als die Geschworenen 1989. Ihre Ermittlungsergebnisse ließen „begründete Zweifel an seiner Schuld aufkommen“, so das Büro.
Anwälte von Sidney Holmes: Verkettung von Umständen machte ihn zum Verdächtigen
Eine seltsame Verkettung von Umständen habe seinerzeit dazu geführt, dass Holmes überhaupt verdächtigt wurde. Die Beschreibung eines der beiden Opfer von dem Fluchtfahrzeug wurde Holmes demnach zum Verhängnis. Das ähnelte dem von Holmes, dieser verfügte jedoch über ein Alibi, auch das Fahrzeug wies laut seinen Anwälten „entscheidende Unterschiede“ zum Fahrzeug der Täter auf.
Diesen Zweifeln zum Trotz kam es zu einer Gegenüberstellung – und dort wurde Holmes von einem der Opfer fälschlicherweise als Täter identifiziert. Physische oder wissenschaftliche Beweise habe es nie gegeben. In einem neuen Verfahren sah nun auch die Staatsanwaltschaft ein, dass die Indizien nicht ausreichten und die vermeidliche Identifizierung – die im Prozess das Hauptbeweismittel gegen ihn war – wohl ein Irrtum war.
„Die Staatsanwaltschaft von Broward hätte Holmes nicht angeklagt, wenn der Fall heute vorgelegt worden wäre“, schrieb die Abteilung für die Überprüfung von Verurteilungen laut CNN in ihrem abschließenden Memorandum zu diesem Fall. Wenige Stunden, nach dem ein Richter dem Antrag auf Freilassung stattgab, durfte Sidney Holmes das Gefängnis am Montag als freier Mann verlassen. Abgeholt wurde er Sidney Holmes unter anderem von seiner Mutter, die den strahlenden Mann als Erste in den Arm nahm. (pst)