Skandalpredigt von Wolfgang WegertTV-Pastor bezeichnet Absturzopfer als „schuldig“

Wolfgang Wegert
Copyright: Screenshot Lizenz
Köln – Der Hamburger TV-Pastor Wolfgang Wegert hat in einem Gottesdienst vor laufenden Kameras eine These vertreten, die kurz nach dem Absturz der Germanwings-Maschine wohl auch die meisten seiner Anhänger nicht nachvollziehen konnten. „Wenn Menschen sterben, ob im Altersheim oder bei einem Flugzeugabsturz, sterben sie, weil sie schuldig sind“, rief Wegert auf dem Höhepunkt seiner Predigt mit dem Titel „Wenn es Gott gereut“ erregt.
Im Namen seiner Gemeinde bezieht der Pfarrer auf der Homepage des in den 80er Jahren von ihm gegründeten „Missionswerk Arche“ inzwischen Stellung zu der umstrittenen Predigt. Wegert habe deutlich gemacht, dass es nicht darauf ankomme, wie ein Mensch sterbe – sondern, dass jeder Tod eine Folge der Sünde ist. „Leider wurde die Erwähnung „Flugzeugabsturz“ von den Medienvertretern so gedeutet, als ob Pastor W. Wegert sich speziell auf die Germanwings-Katastrophe fokussiert und gesagt hätte, die Absturzopfer seien an ihrem Tod selbst Schuld… Es tut Pastor W. Wegert sehr leid, dass ein solches Missverständnis geschehen konnte(…)“
Ein Missverständnis, das keins zu sein scheint
Dass Pastor Wegert dieses Missverständnis allerdings mindestens vorher ahnte, wenn nicht sogar bewusst einkalkulierte, legt eine ungekürzte Version der Predigt nahe, die inzwischen bei Youtube aufgetaucht ist. Denn kaum war der Satz zum Flugzeugabsturz gesprochen, erklärte der TV-Pastor ruhig und klar, als wäre es eine Regie-Anweisung: „Eventuell muss das aus der Sendung noch rausgeschnitten werden.“ Längere Pause: „Aber es ist wahr.“
Laut „taz“ wurde der betreffende Satz in den Fernsehausstrahlungen – Wegert überträgt seine Predigten seit Jahrzehnten auf verschiedenen Privatsendern – entfernt. In diesem Video können Sie die betreffende Stelle circa ab Minute 00:30 hören:
Wegert war zu Anfang seines Berufslebens Bauingenieur, erst spät wurde er Pastor. In den 80er Jahren gründete der Lutheraner die freikirchliche Gemeinde „Missionswerk Arche“, die heute rund 600 Mitglieder zählt. Seit 1987 strahlt die Arche Gottesdienste mit Wegert über Radiosender und verschiedene Privatsender in Deutschland und ganz Europa aus.