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Tim SamarasTornado tötet berühmten Sturmjäger

Lesezeit 3 Minuten

Seine Leidenschaft wurde Tim Samaras zum Verhängnis.

Als kleiner Junge sah Tim Samaras den Zauberer von Oz im Fernsehen. Ein Filmklassiker, in dem die kleine Dorothy, gespielt von Judy Garland, in das magische Land Oz getragen wird. Der Film gefiel Samaras überhaupt nicht. Aber der Sturm hatte ihn fasziniert. So sehr, dass er sein Leben der Erforschung von Tornados widmete. Der Amerikaner wurde zum Stormchaser, zum berühmtesten Sturmjäger überhaupt. Nun ist er ums Leben gekommen – in einem Tornado in Oklahama.

Mancher mag die Jäger der Stürme für lebensmüde Zeitgenossen halten. Doch in der Wissenschaft wird ihre Arbeit ernst genommen. Auch in Deutschland gibt es Gruppen, die sich regional organisiert haben, um die Entwicklung von Gewittern und Stürmen aus allernächster Nähe verfolgen. Das geht so weit, dass sie mit ihren Autos ganz dicht an den Sturm heranfahren, um Fotos zu machen oder Messinstrumente abzusetzen.

Der letzte Tweet

Diese Absicht hatte nun auch der 45-jährige Tim Samaras, wie viele hunderte Male zuvor, aber dieses Mal wurde ihm die Jagd auf den Sturm zum Verhängnis. Tim Samaras, sein Sohn Paul und sein Partner Carl Young starben am Freitag in einem Tornado in El Reno im US-Bundesstaat Oklahoma, teilte Samaras' älterer Bruder Jim am Sonntag mit. „Unglücklicherweise sind sie alle gestorben, während sie das taten, was sie liebten“, schrieb er auf seiner Facebook-Seite. "Doch als sie von uns gehen mussten, taten sie das, was sie liebten: Tornados jagen. In meiner Vorstellung ist er jetzt in einem großen Tornado im Himmel." Nach Angaben des Sturmvorhersagezentrums des Nationalen Wetterdiensts ist es das erste Mal überhaupt, dass Sturmjäger auf der Jagd nach einem Tornado ums Leben kamen.

Nach Angaben der Polizei wurde eine der Leichen der drei Männer in ihrem Wagen aufgefunden, die beiden anderen lagen hunderte Meter entfernt in verschiedenen Richtungen. Überreste des Fahrzeugs seien über einen Umkreis von fast einem Kilometer verstreut worden, sagte ein Polizeisprecher. Bergungsarbeiter schleppten einen völlig deformierten Transporter mit zerborstenen Scheiben und verbogener Karosserie ab.

Kurz vor seinem Tod hatte Samaras noch auf Twitter vor den Tornados gewarnt: „Die Stürme ziehen jetzt im Süden Watongas auf. Oklahoma steht ein gefährlicher Tag bevor. Passt auf das Wetter auf!“

Samaras, der unter anderem aus der populären Sendung „Storm Chasers“ des TV-Senders Discovery Channel bekannt ist, hatte neuartige Methoden für Windmessungen im Inneren von Wirbelstürmen entwickelt. Sein Ziel war es, die Vorhersagemöglichkeiten für die gefährlichen Tornados zu verbessern, um durch frühere Warnungen Menschenleben zu retten. In den 90er Jahren wurden die Sturmjäger durch den Hollywood-Film „Twister“ einem weltweiten Publikum bekannt. Da war Samaras schon ein echter, professioneller Sturmjäger. In der Szene galt er als Star. Sogar die US-Regierung erteilte ihm Aufträge.

Auch nachdem bereits Mitte Mai ein gewaltiger Tornado 24 Menschenleben nahe der Stadt Moore in Oklahama gefordert hatte, war Samaras ein gefragter Interviewpartner. Schließlich wusste er fast alles über die Entstehung der Windhosen in sogenannten Tornado Alley im Mittleren Westen der USA. (mit afp)