Die Unruhen hatten begonnen, nachdem ein Polizist Ende Juni einen Jugendlichen in einer Pariser Vorstadt erschossen hatte.
Unruhen in FrankreichPolizist unter Auflagen aus Untersuchungshaft entlassen

Polizisten patrouillieren vor dem Arc de Triomphe auf der Champs Elysees in Paris.
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Ein französischer Polizist, der bei Unruhen in Frankreich Anfang Juli einen jungen Mann schwer verletzt haben soll, ist unter Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Er dürfe seinen Beruf vorerst nicht ausüben, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag in Marseille mit. Der Polizist habe ein Gummigeschoss abgefeuert, um den jungen Mann daran zu hindern, ihn mit einem Wurfgeschoss anzugreifen, betonte der Anwalt des Polizisten, Pierre Gassend.
Sein Mandant habe „in Ausübung seines Amtes seine Pflicht getan“, sagte der Anwalt und verwies auf den Kontext der Ausschreitungen. Der 22 Jahre alte Hedi war am Kopf von einem Gummigeschoss getroffen worden und anschließend von mehreren Männern verprügelt worden. Er musste anschließend am Schädel operiert werden.
Videoaufnahmen sollen Gewalteinsatz an jungen Mann zeigen
Hedi sei angesichts der Entlassung des Polizisten aus der Untersuchungshaft „bestürzt“, sagte sein Anwalt Jacques-Antoine Preziosi. „Jetzt wird es heißen, dass Hedi aggressiv gewesen sei und die Polizisten sich selbst verteidigt hätten, dabei belegen Videoaufnahmen das Gegenteil“, sagte der Anwalt.
Der Fall hatte die Debatte über den Gewalteinsatz von Polizisten und Gendarmen während der jüngsten Unruhen in Frankreich erneut angefacht. Die Polizeigewerkschaft hatte mehrfach gegen die Verhängung der Untersuchungshaft protestiert.
Polizist erschoss Jugendlichen in Pariser Vorstadt
Die Unruhen hatten begonnen, nachdem ein Polizist Ende Juni einen Jugendlichen in einer Pariser Vorstadt erschossen hatte, der sich einer Kontrolle entziehen wollte. In der Folge war es zu teils schweren Ausschreitungen gekommen. Mitglieder der Sicherheitskräfte wurden mit Feuerwerkskörpern und Wurfgeschossen angegriffen und setzten ihrerseits Tränengas und Gummigeschosse ein.
In Marseille beschäftigt sich die Justiz insgesamt mit vier Fällen, in denen Polizisten Fehlverhalten vorgeworfen wird. Ein 27-Jähriger kam vermutlich durch einen Schuss mit einem Gummigeschoss ums Leben. Im Fall von Hedi ermittelt die Justiz gegen vier Polizisten. (dpa)