Erben kämpfen vor GerichtUS-Behörden beschlagnahmen drei mutmaßliche NS-Raubkunstwerke in Museen

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Diese von der Staatsanwaltschaft Manhattan zur Verfügung gestellte Bildkombination zeigt drei Kunstwerke des österreichischen Expressionisten Egon Schiele. Ein Aquarell (l-r) und eine Bleistiftzeichnung auf Papier mit dem Titel „Russischer Kriegsgefangener “ (Art Institute of Chicago), eine Bleistiftzeichnung auf Papier mit dem Titel „Männliches Bildnis“ (Carnegie Museum of Art) aus dem Jahr 1917 und ein Aquarell und eine Bleistiftzeichnung auf Papier mit dem Titel „Schwarzes Mädchen“ (Allen Memorial Art Museum) aus dem Jahr 1911.

Die drei Kunstwerke, von denen angenommen wird, dass sie einem jüdischen Kunstsammler während des Holocausts gestohlen wurden, wurden beschlagnahmt.

Die Erben des jüdischen Kunstsammlers bemühen sich seit Jahren um die Rückgabe.

Die US-Justiz hat in bekannten Museen des Landes drei mutmaßlich von den Nazis geraubte Kunstwerke beschlagnahmt. Die Bilder würden seit Jahren von den Erben des jüdischen Kunstsammlers Fritz Grünbaum gesucht, der im Holocaust ermordet wurde, erklärten die Behörden am Donnerstag (Ortszeit).

Sie bestätigten damit einen Bericht der „New York Times“. Demnach beschlagnahmten New Yorker Ermittler die drei Werke des österreichischen Expressionisten Egon Schiele im Art Institute in Chicago, den Carnegie Museums in Pittsburgh und dem Allen Memorial Art Museum am Oberlin College in Ohio.

Werke von Schiele: Wert auf knapp 4 Millionen Dollar geschätzt

In den am Dienstag ausgestellten und von der Nachrichtenagentur AFP eingesehenen Durchsuchungsbefehlen erklärte der Oberste Gerichtshof des Bundesstaates New York, es gebe „begründeten Anlass zu der Annahme“, dass es sich bei den Werken um gestohlenes Eigentum handele.

Bei den beschlagnahmten Werken handelt es sich um Schieles Bleistift-Aquarell „Russischer Kriegsgefangener“ aus dem Jahr 1916 mit einem Schätzwert von 1,25 Millionen Dollar (1,17 Millionen Euro), die Beistiftzeichnung „Porträt eines Mannes“ von 1917 im geschätzten Wert von einer Million Dollar sowie die Aquarellzeichnung „Mädchen mit schwarzem Haar“ aus dem Jahr 1911 mit einem Schätzwert von 1,5 Millionen Dollar.

Erben von Fritz Grünbaum bemühen sich seit Jahren vor Gericht um Rückgabe

Das Oberlin College erklärte gegenüber der AFP, es kooperiere mit der Staatsanwaltschaft von Manhattan, sei aber „überzeugt“, dass es das „Mädchen mit den schwarzen Haaren“ im Jahr 1958 „rechtmäßig erworben“ habe und das Bild „rechtmäßig“ besitze.

Der österreichisch-jüdische Kunstsammler und Kabarettist Fritz Grünbaum starb 1941 im KZ Dachau. Seine Erben bemühen sich seit Jahren vor Gericht um die Rückgabe von Bildern aus seiner einstigen Sammlung. 2018 sprach ihnen ein US-Gericht zwei Bilder zu, nachdem der damalige Präsident Barack Obama den Holocaust Expropriated Art Recovery Act unterzeichnet hatte, das Gesetz zur Wiedererlangung geraubter Kunst.

NS-Raubkunst: rund 100.000 Werke noch nicht zurückgegeben

In Deutschland wurde 2003 die beratende Kommission NS-Raubgut ins Leben gerufen. Sie berät in besonders komplexen Raubkunstfällen, ihre Empfehlungen sind jedoch nicht bindend.

Statistiken zufolge sind weltweit etwa 100.000 von schätzungsweise 650.000 Nazi-Raubkunstwerken noch immer nicht zurückgegeben worden. Zuletzt hatte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ein deutsches Restitutionsgesetz für NS-Raubkunst gefordert. (afp)

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