VerbraucherschützerAbgepackter Käse ist oft schimmlig

Käse aus der Selbstbedienungstheke hat bei Tests schlecht abgeschnitten.
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München – Die Verbraucherzentrale Bayern hat für den Marktcheck Käse in zwölf Supermärkten im Großraum München 40 abgepackte Käsesorten (keine Edelschimmelkäse) eingekauft. 25 der Proben stammten aus der Selbstbedienungstheke und waren ab Einkaufsdatum durchschnittlich noch neun Tage haltbar.
15 Käseproben waren beim Hersteller geschnitten und unter Schutzatmosphäre verpackt worden. Ihre Haltbarkeit betrug ab Einkaufsdatum durchschnittlich 28 Tage.
Frau Krehl, 60 Prozent des von Ihnen untersuchten Supermarktkäses aus der Selbstbedienungstheke schimmelte bereits nach wenigen Tagen – noch vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums. Ein Grund, sich Sorgen um die Gesundheit zu machen?
Daniela Krehl: Nein. Wir haben nur bei einer der 40 Proben einen Schimmel gefunden, der gesundheitsgefährdend ist. In den anderen Fällen waren es Edelpilze, die sich von Schimmelkäsen aus der Umgebung übertragen hatten: Camembert oder Roquefort zum Beispiel. Dennoch sollte man verschimmelten Käse auf keinen Fall mehr essen. Das Gemeine ist ja, dass der Verbraucher nicht erkennen kann, ob es sich um einen harmlosen oder einen gesundheitsschädlichen Schimmel handelt. Auch wenn der Schimmel harmlos ist, kann der Verbraucher den Käse also nicht mehr verzehren.
Bei welcher Probe haben Sie den gesundheitsschädlichen Schimmel gefunden?
Krehl: Wir befinden uns in einem laufenden Verfahren mit dem Handelsunternehmen, deshalb kann ich dazu nichts sagen. Der Käse war im Supermarkt frisch geschnitten und lag verpackt an der Selbstbedienungstheke, als wir ihn gekauft haben. Natürlich kann man in einem Supermarkt nicht so hygienisch arbeiten wie in einem Großbetrieb, in dem unter Schutzgasatmosphäre gearbeitet wird. Aber es handelte sich um einen Schimmel, der nicht in eine Lebensmittelumgebung gehört, und der ein Gift produziert: Cladosporium herbarum.
Sie haben aber auch bei 20 Prozent des Käses aus der Kühltheke Schimmel gefunden, obwohl der unter Schutzgasatmosphäre verpackt wurde. Wie ist das möglich?
Krehl: Ja, das war auch für uns eine Überraschung. Das könnte daran liegen, dass die Verpackung nicht richtig verschlossen war oder beim Abpacken des Käses der Sauerstoff nicht komplett aus der Packung entzogen wurde. Das können wir schlecht abschätzen, dazu werden die Hersteller Stellung nehmen müssen.
Ist Schimmel immer mit bloßem Auge sichtbar?
Krehl: Ja, den Schimmel bei den von uns untersuchten Proben hätte auch ein Laie erkannt. Wenn man keinen Schimmel sieht, muss man sich auch keine Sorgen machen. Selbst wenn der Käse schon über dem Mindesthaltbarkeitsdatum ist. Dann müssen einfach alle Sinne eingesetzt werden, um zu entscheiden, ob man den Käse noch essen kann.
Kaufe ich als Verbraucher nun besser Käse aus dem Kühlregal oder direkt an der Käsetheke als an der Selbstbedienungstheke?
Krehl: Es macht keinen Unterschied, ob ich den Käse von der Selbstbedienungstheke nehme oder ihn mir an der Käsetheke schneiden lasse. 50 Prozent der Proben, die wir an der Selbstbedienungstheke gekauft haben, waren frisch an dem Tag geschnitten worden – und schimmelten trotzdem bald. Es ist aber auch nicht unser Ziel, Verbraucher dazu zu bringen, nur noch in Schutzatmosphäre verpackten Käse aus dem Kühlregal zu kaufen. Sondern, dass die Händler das Mindesthaltbarkeitsdatum kürzen. Wir haben deshalb alle Handelsunternehmen angeschrieben.
Wie kommt es, dass mancher Käse noch nach dem Haltbarkeitsdatum frisch ist, anderer schon vorher schimmelt?
Krehl: Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist ja nicht gesetzlich geregelt, sondern der Supermarktbetreiber entscheidet im Fall vom SB-Käse selbst, wie lange er haltbar ist. Bei manchen steht ein Haltbarkeitsdatum von 14 Tagen drauf – das halte ich für unrealistisch.
Was kann ich tun, wenn ich auf dem Käse vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums Schimmel entdecke?
Krehl: Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist eine Garantie vom Anbieter. Das heißt, ich habe ein Anrecht auf kostenlosen Ersatz. Dafür bringe ich den Käse, am besten zusammen mit dem Kassenzettel, zurück zum Supermarkt. Wir haben selbst überprüft, wie der Handel reagiert und waren doch recht erstaunt, wie kulant die Einzelhändler damit umgegangen sind. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist allerdings immer nur gültig, wenn die Packung ungeöffnet ist. Der Händler weiß schließlich nicht, wie Sie den Käse in der Zwischenzeit gelagert haben.
Wenn ich den Käse an der Käsetheke kaufe, ist er aber nicht verpackt. Habe ich auch da ein Recht auf Umtausch?
Krehl: Auf dem Käse, den Sie dort bekommen, steht kein Mindesthaltbarkeitsdatum, weil dort nicht die Verpackungsverordnung gilt. Sie können ihn also nicht umtauschen. Ich würde damit rechnen, dass der dort gekaufte Käse innerhalb von etwa fünf Tagen verzehrt werden sollte. Auch hier gilt, dass man sich auf seine Sinne verlassen kann. Riecht der Käse gut und sieht er gut aus, kann man ihn auch noch danach essen.
Wie lagere ich Käse zu Hause richtig, damit er sich möglichst lange hält?
Krehl: Auf jeden Fall im Kühlschrank bei fünf bis sieben Grad. Am besten im Gemüsefach: Dort ist es kalt und feucht. Wenn man das nicht hat, dann möglichst tief im Kühlschrank, weil es dort deutlich kälter ist, und die Feuchtigkeit dort hängt. Auf keinen Fall sollte der Käse in luftdicht verschlossenen Plastikbehältern gelagert werden, weil das die Atmung des Käses verhindert. Einschlagpapier, wie man es auch an der Käsetheke bekommt, ist dagegen ideal. Empfindlicher sind übrigens Käse, die viel Wasser enthalten. Parmesan als trockener Käse ist zum Beispiel meist deutlich länger haltbar als Tilsiter.