Von der ISSAstronautin soll Straftat vom All aus begangen haben

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ISS weltall

Die Internationale Raumstation (ISS)

New York – Eine Nasa-Astronautin soll von der internationalen Raumstation ISS aus illegalerweise auf das Bankkonto ihrer Ex-Partnerin zugegriffen haben. Wie die „New York Times“ am Freitagabend (Ortszeit) berichtete, könnte es sich dabei um den ersten Vorwurf einer Straftat vom Weltraum aus handeln. Demnach gab Anne McClain, die im Juni nach einem sechsmonatigen Aufenthalt im All auf die Erde zurückgekehrt war, gegenüber Ermittlern zu, auf das Konto mit dem ihr bekannten Passwort zugegriffen zu haben.

Der Fall ist Teil einer Art Rosenkrieg zwischen McClain und ihrer Ex-Partnerin. Die beiden hatten laut „New York Times“ 2014 geheiratet. Vier Jahre später reichte die Ex-Partnerin die Scheidung ein.

Nachfrage bei der Bank

McClain habe sich eigenen Angaben zufolge vergewissern wollen, dass mit den - noch immer miteinander verwobenen - Finanzen des Ex-Paares alles in Ordnung ist, schrieb das Blatt. Die Sache flog dann auf, weil die Bank auf Nachfrage der Ex-Partnerin herausfand, dass Zugriffe auf das Konto von einem Nasa-Netzwerk vorgenommen worden waren. Und zwar in der Zeit, in der McClain sich im All befunden hatte.

Astronauten auf der ISS können in ihrer Freizeit grundsätzlich ganz normal im Netz surfen, wie Andreas Schütz, Sprecher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, am Sonntag erläuterte. Auch Videotelefonate mit der Familie seien möglich. Auf dem Außenposten der Menschheit gebe es rund um die Uhr Empfang. Die Verbindung werde genutzt, um Betriebs- und Forschungsdaten zur Erde zu übertragen, sagte Schütz. Die ISS-Besatzung bekomme bestimmte Zeiten vorgegeben, in denen sie das Internet privat nutzen kann.

Der Vorwurf lautet Identitätsdiebstahl

Der „New York Times“ zufolge gibt es keine Anhaltspunkte, dass Geld von dem Konto abhandengekommen ist. Die ehemalige Partnerin McClains aber beschuldigte die Astronautin den Behörden gegenüber dem Identitätsdiebstahl.

In einer anderen Beschwerde gegenüber der Nasa heißt es, dass McClains Zugriff auf das Konto vielmehr dazu gedient habe, Argumente dafür sammeln zu können, ihrer Ex das Sorgerecht für deren Sohn streitig zu machen. Die Untersuchungen dauern an.

Wie die Rechtslage im All geregelt wird

Die Rechtslage im All wird dabei durch eine Reihe von Vereinbarungen der beteiligten Raumfahrt-Organisationen unter Schirmherrschaft der Vereinten Nationen geregelt. Für die Internationale Raumstation gelten spezielle Regeln, auf die sich die Betreiberländer aus der Europäischen Union, den USA, Russland, Kanada und Japan geeinigt haben.

Die Gerichtsbarkeit auf der ISS leitet sich unter anderem davon ab, zu welchem Land entsprechende Module auf dem Außenposten der Menschheit gehören. In einer entsprechenden Passage der zwischenstaatlichen Vereinbarung heißt es: „Jeder Partner behält die Gerichtsbarkeit und Kontrolle über die von ihm registrierten Elemente und über das Personal in oder auf der Raumstation, die seine Staatsangehörigkeit besitzen.“ So können nationale Gesetze nach Angaben der europäischen Raumfahrtorganisation Esa auch bei Strafsachen angewandt werden.(dpa)

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