Bevorstehender Vulkanausbruch„Ausbruch steht bevor“ – Forscher messen Anstieg vulkanischer Gase auf Island

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Ein Vulkan auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel spuckt heiße Lava und Gesteinsbrocken in die Atmosphäre. (Archivbild)

Auf der Reykjanes-Halbinsel auf Island droht ein Vulkanausbruch nahe dem Ort Grindavík. Forscher befürchten eine verheerende Katastrophe, sollte der Vulkan im Ort ausbrechen. (Archivbild)

Auf Island droht in den kommenden Tagen ein Vulkanausbruch. Geologen warnen vor einer möglichen Katastrophe.

Die Anzeichen für einen Vulkanausbruch auf der Reykjanes-Halbinsel auf Island verdichten sich weiter. Forscher sehen in der Entwicklung des Magmatunnels und den weiter anhaltenden Erdbeben Hinweise darauf, dass eine Eruption unweit des Ortes Grindavík zeitnah bevorsteht. Ein Vulkanologe vermutet sogar ein ganzes Tunnelsystem voller Magma im Südwesten Islands.

„Einige denken, dass die Systeme in der Tiefe miteinander verbunden sind“, sagte der Geochemiker Edward Marshall von der Universität von Island der Nachrichtenseite „Wired“. Die Systeme der Vulkane Svartsengi und Fagradalsfjall könnten zusammenhängen. Einige Forscher sprechen von einer „Katastrophe“, sollte der Vulkan im Südwesten Islands ausbrechen.

Vulkanausbruch auf Island: Forscher warnen vor riesigem Vulkansystem voller Magma

Die seismische Aktivität auf der Reykjanes-Halbinsel hatte im Verlauf des Donnerstags leicht abgenommen – ein Anzeichen für einen bevorstehenden Ausbruch. „Wir wissen von den letzten Vulkanausbrüchen in dieser Gegend, dass genau dann, wenn diese [seismische Aktivität] abnimmt, eine Eruption näher rückt“, erklärte Kristín Jónsdóttir vom isländischen Wetterdienst dem Sender RÚV.

Am Freitagmorgen entdeckten die Meteorologen größere Mengen an vulkanischen Gasen bei Grindavík. „Ein Ausbruch steht in den nächsten Tagen bevor“, erklärte Jónsdottír am Freitag.

Letzte Analysen des mittlerweile auf 15 Kilometer geschätzten Magmatunnels deuten an, dass sich das Magma nordwestlich von Grindavík näher an die Oberfläche bewegt. In den vergangenen Tagen hatte sich in Grindavík eine sogenannte Doline, ein großer Erdspalt, gebildet. Ein Anzeichen dafür, dass Magma und damit auch heiße Lava bald an die Oberfläche tritt.

Vulkanausbruch auf Island: Forscher fürchten verheerende Katastrophe

„Wenn es zu einem Ausbruch kommt, dann sprechen wir von enorm hohen Temperaturen, selbst für einen Vulkanausbruch. Um die 1100 bis 1200 Grad Celsius“, prognostiziert der Geologe Malcolm Hole von der University of Aberdeen. Das Magma werde sich seinen Weg durch die Reykjanes-Halbinsel bahnen. Derzeit ist es keine 500 Meter mehr unter der Erdoberfläche.

Der Bürgermeister von Grindavík sagte bereits am Mittwoch, dass es Monate dauern werde, die bereits jetzt entstandenen Schäden zu reparieren. Die Vulkanologen sind sich unsicher, wann genau es zum Ausbruch kommt. Allerdings seien die derzeitigen Aktivitäten typische Vorboten für eine anstehende Eruption, so die Forscher.

Grindavík: Riesiger Erdspalt in Ortszentrum entdeckt – Einwohner evakuiert

Einsatzkräfte und Forscher fürchten vor allem einen Ausbruch im 3600-Einwohner-Ort Grindavík. „Eine Eruption in Grindavík wäre eine Katastrophe“, erklärte der Geologe Ármann Höskuldsson dem Radiosender RÚV. Die Einwohner dürfen seit Dienstag kurzzeitig zurück in ihre Häuser, um Habseligkeiten oder Haustiere zu holen. Etwa 300 Schafe, die auf einer Wiese bei Grindavík leben, wurden am Mittwoch ebenfalls evakuiert.

Teile von Grindavík sind derzeit ohne Strom. Zudem sind Einsatzkräfte dabei, einen Schutzwall um das Erdwärme-Kraftwerk Svartsengi, benannt nach dem gleichnamigen Vulkan, zu errichten. Er soll die in die Stadt fließende Lava von dem Kraftwerk fernhalten. Zuletzt hatten Forscher auch vermutet, dass der Vulkan unter Wasser ausbrechen könnte. Das würde eine große Rauchwolke über dem Atlantik verursachen.

Vulkanausbruch auf Island steht unmittelbar bevor: Tausende Erdbeben registriert

Ausgelöst wurde der sich abzeichnende Ausbruch durch mehrere Erdbeben am vergangenen Freitag, über das Wochenende wurden Tausende Erdbeben registriert. Sie erreichten teilweise eine Stärke von fünf auf der Richter-Skala. Beim Ausbruch des Mount St. Helens in den USA wurden im Jahr 1980 Beben mit einem Wert von bis zu 5,1 unmittelbar vor der Eruption registriert.

Der etwa 15 Kilometer lange Magmatunnel ist einer von vier unterirdischen System, die durch seismische Aktivitäten am Berg Porbjörn im Jahr 2019 entstanden sind. Drei der Tunnel sind in den vergangenen Jahren bereits ausgebrochen und spuckten Lava, allerdings ohne Gefahr für die Bevölkerung. Sollte der vierte Tunnel unter Grindavík ausbrechen, wäre es der verheerendste Vulkanausbruch in Island seit 50 Jahren. (shh)

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