20 Jahre „Wer wird Millionär“Die peinlichsten Blackouts und die schrägsten Kandidaten

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Günther Jauch bei der ersten Sendung 1999

  • Kultige Nonsens-Fragen, schwitzende Kanditaten, feixender Moderator - das sind die Zutaten für„ Wer wird Millionär“.
  • Am Montag feiert die RTL-Show mit einer großen Jubiläumssendung 20. Geburtstag.
  • Wir erinnern an die peinlichsten Aussetzer und kultigsten Kandidaten.

Köln  – Die erste Folge lief am 3. September 1999 und Günther Jauch moderierte die RTL-Show so an: „Ich kann Ihnen so viel verraten, es wird so spannend werden und so unberechenbar, dass der notorische Schulabbrecher hier die Chance zu einem glanzvollen Comeback hat und Nachfahren Einsteins hier schrecklich versagen können.“

Damit behielt er recht. Und das macht wohl auch den Reiz der Sendung aus. Irritierend einfache oder Nonsenfragen bis hin zu extremen Fachfragen – Möglichkeiten, ratlos auf dem Stuhl im Studio in Hürth zu sitzen, gibt es viele. Schadenfreude und der Gedanke „Das hätte ich aber alles gewusst“ auf dem Sofa daheim gehören dazu. Nach einer aktuellen „Hörzu“-Umfrage ist Jauch (63) auch heute noch der mit Abstand beliebteste Quizmoderator.

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Günther Jauch

2800 Kandidaten gab es 1407 Folgen. 14 wurden Millionäre, nur 27 Kandidaten gingen mit null Euro nach Hause. 35.000 Fragen dachte sich das Redaktionsteam aus. Die werden in einem sechsstufigen Verfahren einer Prüfung unterzogen. Sind sie neu, stimmt die Antwort, wie ist der Schwierigkeitsgrad? Denn bei allem Spaß: Es muss alles richtig sein.

RTL verriet übrigens schon: In der Jubiläumssendung am Montag wird es einen Millionär geben. Den ersten seit 2015.

Die peinlichsten Blackouts

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Sportmoderator Waldemar Hartmann

Schon bei der ersten Frage kam im März 2003 ein 35-jähriger  Diplomingenieur aus Solingen ins Schwitzen und musste  seinen Publikumsjoker einsetzen. „Warum ist die...?“ A: Blondine dumm B: Forelle stumm C: Banane krumm D: Show schon rum Die Zuschauer halfen mit der  Antwort C, aber der Kandidat scheiterte schließlich an der achten Frage und gewann nur 500 Euro.   Im Februar 2004 hatte eine 43-jährige Berlinerin bei der dritten Frage einen Blackout. „Welche bedeutungslose Silbe gilt als Manifestation der spirituellen Kraft des Absoluten?“ A: Hä B: Boah C: Ach D: Om Das Publikum tendierte richtigerweise zu Antwort D.  Die Verwaltungsangestellte gewann 64.000 Euro. Ein 28-jähriger Doktorand scheiterte im Oktober 2003 am Begriff „Pseudokrupp“.  „Eine Erkrankung der Atemwege heißt...?“ A: Andershoesch B: Aliasmannesmann C: Irgendwiethyssen D: Pseudokrupp Er antwortete mit A und fuhr mit null Euro und allen Jokern nach Hause. Ein 32-jährige Bankkauffrau aus Gerolstein hatte im Oktober 2001 Schwierigkeiten mit der Frage: „Nikolai Rimski-Korsakow komponierte den berühmten...?“ A: Gänsemarsch B: Schweinsgalopp C: Hummelflug D: Ententanz Statt für den Hummelflug entschied sie sich für den Ententanz und ging mit null Euro.

Auch Prominente können schwer daneben liegen. Legendär ist der Patzer von Sportmoderator und Telefonjoker Waldemar Hartmann. 2013 hieß die Frage: „Welche Fußballnation konnte bei den bisherigen 19 Weltmeisterschaften nie den Titel im eigenen Land gewinnen?“ A: Brasilien B: Deutschland C: Argentinien D: Frankreich „Waldi“ legte sich  auf Deutschland fest und verwies sogar auf sein Buch, in dem er darüber schreibt, dass Deutschland keine WM im eigenen Land gewonnen hat – eine Blamage, bei der er sich laut Jauch  um Kopf und Kragen redete. Die richtige Antwort war Brasilien. Das wusste das Publikum.

Die denkwürdigsten Kandidaten

Politiker Wolfgang Bosbach rief beim Promi-Special  2014  bei einer DDR-Frage für 500 000 Euro spontan Bundeskanzlerin Angela Merkel an. Zweimal ging nur die Mailbox an und Bosbach versuchte es stattdessen bei der Moderatorin Maybrit Illner. Gegen Ende der Sendung meldete sich die Kanzlerin mit einer SMS bei Bosbach: „OK was auch immer es war herzliche Grüße am.“

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Wolfgang Bosbach ruft Angela Merkel an.

Für Bastian Bielendorfer war sein Auftritt 2010 der Start zu einer Schriftsteller-Karriere. Er rief seinen Vater bei der 8000-Euro-Frage an. Der war entsetzt, dass  sein Sohn schon so früh Hilfe brauchte,  so dass er nach dem Durchgeben der richtigen Antwort grußlos auflegte. Dem verdutzten Moderator Günther Jauch erzählte Bielendorfer daraufhin, dass er ein recht bizarres Leben als Kind zweier Lehrer führe und gerne ein Buch darüber schreiben würde. Nach der  Sendung meldete sich ein Verlag bei ihm, der sein Werk „Lehrerkind – Lebenslänglich Pausenhof“ im Oktober 2011 veröffentlichte. Es wurde ein Bestseller.

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Der erste Millionär Eckhard Freise

Der erste Millionär (noch in D-Mark) war 2000 der Geschichtsprofessor Eckhard Freise. Er wurde zu einer kleinen Berühmtheit. Noch heute wird er gern als Telefonjoker gewählt. Seine Millionenfrage war: „Mit wem stand Edmund Hillary 1953 auf dem Gipfel des Mount Everest?“ A: Nasreddin Hodscha B: Nursay Pimsorn C: Tenzing Norgay (richtig) D: Abrindranath Singh

Die kleinen Skandale

Die Husten-Affäre beschäftigte 2001 die Nation.  Eine  Münchner Musikerin gewann 500.000 Euro. Kurz darauf behauptete die „Bild“, ein Zuschauer im Studio hätte durch einen doppelten Huster bei der 500.000-Euro-Frage auf die richtige Antwort B hingewiesen. Damit habe er der Kandidatin signalisiert, dass der Schriftsteller Rilke als Privatsekretär des Bildhauers Auguste Rodin gearbeitet haben muss, nicht etwa Balzac, Proust oder Kafka. RTL dementierte und erstellte ein Hustenprotokoll. Als Konsequenz  werden bis heute Dauerhuster aus dem Publikum gebeten und  Hustenbonbons verteilt.

In der britischen Version der Sendung hatte 2001 tatsächlich ein Kandidat mit dem Hustentrick 1,5 Millionen Euro gewonnen. Er wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. 

Unter falschem Namen: Bei dem Quiz dürfen  Kandidaten, die es auf den „heißen Stuhl“ geschafft und mindestens eine Frage gestellt bekommen haben, kein zweites Mal antreten. In der Folge vom 10. April 2006 erspielte Reinhold S. (39) 64.000 Euro. Er hatte jedoch bereits drei Jahre zuvor unter einem anderen Namen teilgenommen und 500 Euro gewonnen. Das konnte mit einem Foto und der Prüfung des Personalausweises nachgewiesen werden.  Er wurde disqualifiziert und die 64.000 Euro nicht ausgezahlt.

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