„Das hätte niemals geschehen dürfen“Abtreibung an falscher Patientin führt zu Empörung und Entschuldigung

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Der tschechische Gesundheitsminister Vlastimil Valek bei einem Besuch in einem Krankenhaus. Der Politiker hat die Leitung einer Prager Klinik nach einem irrtümlichen Schwangerschaftsabbruch in Schutz genommen. (Archivbild)

Der tschechische Gesundheitsminister Vlastimil Valek (hinten) bei einem Besuch in einem Krankenhaus. Der Politiker hat die Leitung einer Prager Klinik nach einem irrtümlichen Schwangerschaftsabbruch in Schutz genommen. (Archivbild)

Ein irrtümlich vorgenommener Schwangerschaftsabbruch sorgt in Prag für Empörung. Grund für den Fehler war offenbar eine Verwechslung.

Der Fall hat international für Aufsehen gesorgt. In einem Krankenhaus in der tschechischen Hauptstadt Prag ist es zu einer folgenschweren Verwechslung gekommen, nach der bei einer Schwangeren ein irrtümlicher Schwangerschaftsabbruch durchgeführt worden war. Nun hat das Krankenhaus Bulovka die Betroffene und ihre Familie um Entschuldigung gebeten.

„Das hätte niemals geschehen dürfen“, sagte der Leiter des Krankenhaus Bulovka, Jan Kvacek, am Donnerstag. Die Frau erhalte psychologische Hilfe und habe Anspruch auf Rechtsbeistand und eine Entschädigung. Die Frau war eigentlich nur zu einer Routinekontrolle erschienen, wurde aber mit einer anderen Patientin verwechselt, die zu einer Ausschabung der Gebärmutter erscheinen sollte.

Menschliches Versagen als Grund für irrtümlichen Schwangerschaftsabbruch in Prag

Eine erste Untersuchung habe ergebe, dass aufgrund von menschlichem Versagen von Einzelnen die vorhandenen Kontrollmechanismen versagt hätten, sagte Kvacek. Ein systematisches Problem schloss er aus. Ein Mitarbeiter sei suspendiert, ein anderer unter fachliche Aufsicht gestellt worden.

Nach Darstellung der Klinikleitung soll auch eine „Sprachbarriere“ dazu beigetragen haben, dass die Verwechslung nicht rechtzeitig erkannt wurde. Bei beiden Patientinnen habe es sich demnach um Ausländerinnen asiatischer Herkunft mit ständigem Wohnsitz in Tschechien gehandelt.

„Wenn der Mitarbeiter das Verfahren nicht korrekt durchführt, kommt es zu einem Fehler“

„Wenn jemand die Frau fälschlicherweise identifiziert, und das kann passieren, hat die andere Person einen Apparat, einschließlich schriftlicher Protokolle, wie sie vorgeht, um den Fehler zu erkennen“, erklärte Michal Zikán, Leiter der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, laut „Novinky.cz“ das menschliche Versagen innerhalb der Klinik. „Wenn der Mitarbeiter das Verfahren nicht korrekt durchführt, kommt es zu einem Fehler.“ Das Krankenhaus habe nun „strenge Maßnahmen“ getroffen, um derartige Fehler in Zukunft zu vermeiden. 

„Am Ende eines Selbstverbesserungsprozesses steht immer ein Mensch. Was hier passiert ist und was aus der ersten Phase der Grundanalyse hervorgeht, ist, dass das System nicht falsch eingerichtet wurde, sondern leider menschliches Versagen vorlag“, fügte Krankenhausdirektor Kvaček hinzu. 

Nach Fehler in Prager Klinik sollen Maßnahmen ergriffen werden

Der tschechische Gesundheitsminister Vlastimil Valek nahm die Klinikleitung unterdessen in Schutz. „In der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, in der sich das unglückliche Ereignis ereignete, ist systemisch alles korrekt eingerichtet“, erklärte Valek. Dennoch sollten in Zukunft Patienten, bei denen Sprachbarrieren vorhanden sind, mit „Erkennungsarmbändern“ ausgestattet werden. Sollten die Patientinnen kein Tschechisch sprechen, solle in Zukunft ein Dolmetscher eingesetzt werden, erklärte Valek. 

Die Klinik Bulovka ist eines von mehreren großen Lehrkrankenhäusern in der tschechischen Hauptstadt und gehört zu den am stärksten ausgelasteten Gesundheitseinrichtungen des Landes. Sie beschäftigt mehr als 2000 Mitarbeiter und verfügt knapp 1000 Betten. Jährlich werden dort rund 600.000 Patienten ambulant und rund 38.000 stationär betreut. (das/dpa)

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