In Deutschland hat die Zahl der jungen Drogentoten stark zugenommen. Das Format STRG_F startete eine Abfrage, nachdem im August in Köln ein 20-Jähriger nach einem illegalen Rave in einem Bunker gestorben war.
Illegale RavesZahl junger Drogentoter stark gestiegen

Die Zahl der jungen Drogentoten ist stark gestiegen.
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Die Zahl der jungen Menschen, die durch den Konsum von Drogen sterben, hat sich in Deutschland seit 2016 mehr als verdoppelt. In allen Bundesländern sind im vergangenen Jahr insgesamt 131 Menschen gestorben, die jünger als 22 Jahre alt waren. Darunter waren sogar drei Kinder im Alter bis zu 13 Jahren. Die Zahlen gehen aus einer Abfrage des Reportageformats STRG_F (NDR/funk) hervor.
Zwischen 2016 und 2019 lag die Zahl noch zwischen 44 und 59 Drogentoten pro Jahr bei den bis zu 21-Jährigen, 2020 waren es 78. Die Zahl der Drogentoten aller Altersklassen war 2021 ebenfalls auf ein Langzeithoch von 1826 gestiegen. Nicht alle Bundesländer hatten noch Daten vorliegen.
Im Jahr 2016 (44 Drogentote bis 21) fehlen Daten aus Bremen und dem Saarland, 2017 (55 Drogentote bis 21Jahre) fehlen Daten aus Thüringen und dem Saarland und 2018 (53 Drogentote bis 21 Jahre) fehlen Zahlen aus dem Saarland. Die Zahlen von 2019 bis 2021 sind vollständig.
Drogenbeauftragter: Konsum darf kein Gesprächstabu bleiben
Der Grund für den starken Anstieg junger Drogentoter ist offenbar noch unklar. Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, zeigte sich gegenüber STRG_F überrascht: „Diese Zahl war mir so noch nicht bekannt, belegt aber eindeutig, dass wir den von mir bereits mehrfach geforderten neuen Kurs in der hiesigen Sucht- und Drogenpolitik unbedingt brauchen.“
Blienert fordert einen Paradigmenwechsel: „Drogenkonsum darf kein Gesprächstabu bleiben, suchtkranke Menschen dürfen nicht mehr ausgegrenzt werden, Hilfe muss schneller und direkter ankommen.“ Gesundheitsminister Karl Lauterbach antwortete auf nicht auf die Anfrage.
Hintergrund der Abfrage der Zahlen ist eine Recherche von STRG_F zu illegalen Rave-Partys. Nach solch einem Rave in einem Bunker in Köln war im August ein 20-Jähriger gestorben - offenbar an einer Überdosis. Die Todesursache ist noch nicht abschließend geklärt. Kurz nach dem Todesfall waren Gerüchte aufgekommen, dem jungen Mann sei zu spät geholfen worden, weil andere Feiernde gezögert hätten, den Notruf zu wählen.
Viele Konsumierende auf den Raves sind minderjährig
Diese Aussagen bestätigten auch Besucher des Raves, mit denen Reporterinnen und Reporter von STRG_F gesprochen haben, darunter die Person, die schließlich den Notruf wählte. Außerdem sprachen die Journalistinnen uns Journaisten mit einer 15-Jährigen, die den Rave besucht hatte, mit einem der Veranstalter und weiteren Menschen aus der Rave-Szene.
Alle Protagonistinnen und Protagonisten erzählen, die Szene habe sich in vielerlei Hinsicht verändert: Die Feiernden würden nicht nur zunehmend weniger aufeinander Acht geben, sondern es würden auch immer mehr Drogen offen konsumiert. Viele Drogen konsumierende Raverinnen und Raver seien zudem minderjährig.
Das bestätigen auch Recherchen von STRG_F. Die Reporterinnen und Reporter besuchten zwei illegale Raves im Raum Köln, wo sie unter anderem auf Minderjährige trafen, die von ihren Handydisplays Drogen konsumierten. (ots)