„Der Burger ist kulinarisch zu Ende gedacht“Kölner Gastrokritiker Carsten Henn spricht über Trends, Hotspots und Instagram

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In der Vegan Junk Food Bar am Kölner Hohenzollernring ist alles aufs Fotografieren und Posten ausgerichtet – ein Trend in der Gastro-Szene.

In der Vegan Junk Food Bar am Kölner Hohenzollernring ist alles aufs Fotografieren und Posten ausgerichtet – ein Trend in der Gastro-Szene.

Welche Trends kommen, welche gehen in der Kölner Gastroszene? Wie gehen Gastronomen mit immer mehr No-Shows um? Ein Gespräch.

Es gibt kulinarische Trends, die Gastrokritiker toll finden – und andere, denen sie keine Träne nachweinen, wenn der Hype langsam nachlässt. „Ich esse manchmal gerne Burger, aber ich finde, der Burger ist kulinarisch zu Ende gedacht“, sagt Carsten Henn, Gastrokritiker des „Kölner Stadt-Anzeiger“ im Podcast „Talk mit K“ (den Sie hier im Player oder auf allen gängigen Podcast-Plattformen hören können).  Was ihn dagegen freut? Der Trend zu gesünderem und vegetarischem Essen. „Auch der Trend, sich mit asiatischen Küchenstilen auseinanderzusetzen, ist in Kölner Restaurants noch lange nicht am Ende“, sagt er.

Wie er die wachsende Zahl an Lokalen und Restaurants bewertet, wo der Fokus vor allem auf optimale Bedingungen für Videos und Fotos der Gäste gelegt wird? „Ich merke schon, dass das Essen insgesamt schöner geworden ist, aber nicht unbedingt flächendeckend besser“, urteilt Henn. Zwar sei es heutzutage für jedes Restaurant wichtig geworden, etwa auf gutes Licht zu setzen, damit das Essen ansprechend fotografiert werden und in den sozialen Netzwerken weiterverbreitet werden könne. „Wer das nicht macht als Restaurant-Besitzer, macht einen großen Fehler. Allerdings würde ich mir wünschen, dass man sich genauso viel Mühe damit gibt, dass es auch schmeckt.“

Manche Teller seien so angerichtet, dass sie super aussähen, „aber das Verhältnis der Zutaten auf den Tellern macht überhaupt keinen Sinn.“ Über das Café Buur, einen der Instagram-Hotspots in Köln, sagt Henn: „Ich fand das Essen okay, aber würde da nicht fürs Essen hingehen.“ Für seine Teenie-Tochter sei das Café allerdings das absolute Highlight.

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Henn spricht im Podcast auch über das Ende des Zwei-Sterne-Restaurants Moissonnier in Köln: „Ich gönne es der Familie, dass sie jetzt ein bisschen kürzertreten kann, das haben sie sich verdient.“ Gastronomie auf dem Niveau sei ein „Knochenjob“. Die ganze Zeit am Gast zu sein, das ist emotionale Schwerstarbeit.“ Immer freundlich sein, immer lächeln, jedem im Restaurant, das Gefühl zu geben, er sei ganz besonders willkommen: Das koste Kraft. „Es gibt nur wenige Gastgeber in Köln, die diese hohe Kunst in ihren Restaurants vollendet beherrschen, neben Vincent Moissonnier auch Roberto Carturan vom  Alfredo.“

Das war leider keine Überraschung
Carsten Henn

Henn spricht im Podcast aber auch über die steigenden Herausforderungen für die Gastronomen im Spagat zwischen Personalmangel, steigenden Lebensmittelpreisen und einer anstehenden Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes.

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