Ex-Bayer-Jurist und AfD-Mann aus Rhein-Berg„Remigration“-Enthüllung: Weidel trennt sich von ihrem Referenten Roland Hartwig

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Roland Hartwig galt als Verbündeter von AfD-Co-Vorsitzender Alice Weidel. Nachdem bekannt wurde, dass sich der AfD-Politiker aus Rhein-Berg mit anderen Rechtsextremisten getroffen hatte, hat sich Weidel von ihm getrennt. (Archivbild)

Roland Hartwig galt als Verbündeter von AfD-Co-Vorsitzender Alice Weidel. Nachdem bekannt wurde, dass sich der AfD-Politiker aus Rhein-Berg mit anderen Rechtsextremisten getroffen hatte, hat sich die Weidel von ihm getrennt. (Archivbild)

Der frühere Bundestagsabgeordnete aus Rhein-Berg soll mit Gesinnungsgleichen die Vertreibung von Millionen besprochen haben.

AfD-Chefin Alice Weidel trennt sich von ihrem Referenten Roland Hartwig, nachdem dieser am bekanntgewordenen Treffen radikaler Rechter in Potsdam teilgenommen hat. Der Arbeitsvertrag von Roland Hartwig als Weidels Referent „wird im beiderseitigen Einvernehmen aufgelöst“, teilte ein Parteisprecher nach einer Sitzung des Bundesvorstands in Berlin mit. Das gelte ab sofort. Eine nähere Begründung gab es nicht.

Von einem Parteiausschluss Hartwigs im Sinne einer tatsächlichen Distanzierung von seinen politischen Positionen, ist in der Erklärung der AfD nicht die Rede. Zuerst hatte das ZDF berichtet.

Correctiv-Enthüllung: AfD- und CDU-Politiker tauschten sich mit Rechtsextremen über „Remigration“ aus

Der 69-jährige frühere Bundestagsabgeordnete Hartwig hatte an dem Treffen in einer Potsdamer Villa im November teilgenommen, wie ein Parteisprecher nach Bekanntwerden einer entsprechenden Recherche des Medienhauses Correctiv bestätigt hatte. Auf dem Treffen hatte der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, nach eigenen Angaben über „Remigration“ gesprochen.

Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft aus dem Land vertrieben werden sollen. Nach den Plänen beim Treffen in Potsdam sollen außerdem auch Deutsche mit Migrationshintergrund und Deutsche, die nicht ins Bild der Rechtsextremisten passen, deportiert werden. Nach diesen früheren AfD-Angaben wusste Hartwig vor dem Treffen nicht, dass Sellner anwesend sein würde, obwohl dieser in der Einladung angekündigt war.

Roland Hartwig: AfD-Politiker aus Bergisch Gladbach traf Rechtsextremisten

Hartwig fand seine politische Heimat 2019 noch bei der AfD in Bergisch Gladbach, für sie zog er in den Bundestag ein. Der 69 Jahre alte Jurist im Ruhestand hat fast sein gesamtes Arbeitsleben beim Leverkusener Dax-Konzern verbracht, 17 Jahre lang war er als Chefsyndikus dessen oberster Rechtsanwalt. 2013 trat Hartwig in die gerade gegründete AfD ein – weil „CDU und FDP zu weit nach links gerückt waren“. Im Parteivorstand im Rheinisch-Bergischen Kreis saß er seit 2016.

Beim Treffen der Rechtsextremisten in Potsdam traf Hartwig nun auch Martin Sellner der Identitären Bewegung, die zumindest formell auf der Unvereinbarkeitsliste der AfD steht und somit eine Mitgliedschaft bei ihr ausschließt.

Die Berichte über das Treffen hatten breite Empörung ausgelöst. Seit dem Wochenende gingen in verschiedenen Städten Zehntausende gegen die AfD auf die Straße. Auch in Köln sind mehrere Demonstrationen geplant, unter anderem am Dienstagabend (16. Januar) und am kommenden Sonntag (21. Januar). Proteste gibt es auch in umliegenden Kreisen und Gemeinden, wie etwa in Eitorf.

In Folge der Recherche zu dem Vernetzungstreffen war zuvor auch beim Verein Deutsche Sprache (VDS) das Vorstandsmitglied Silke Schröder zurückgetreten. (mab mit dpa)

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