„Ich bin dein Tod“Britischer Kriegsgefangener beschreibt russische Folter

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Aiden Aslin (l.) wird von Separatisten bei Gerichtsverhandlungen in Donezk bewacht. (Archivbild)

Moskau/London – Ein britischer Kriegsgefangener hat über seine Gefangenschaft und Folter durch Russen und pro-russische Separatisten im Ukraine-Krieg berichtet. Im Interview mit der britischen „Sun“ erzählte Aiden Aslin von fünf Monaten der Isolation, katastrophalen Zellen-Zuständen und Todesdrohungen und Gewalt durch russische Besatzer in der Ukraine.

Aslin kam im Zuge des bislang größten Gefangenen-Austauschs zwischen Russland und der Ukraine frei, bei der auch Milliardär Roman Abramowitsch britische Kriegsgefangene mit einem Privatjet abholte. Seit vergangenem Donnerstag sind Aslin und vier weitere Briten zurück in Großbritannien.

Der 28-jährige Aiden Aslin gehörte zu einer britischen Gruppe, die sich freiwillig dem ukrainischen Militär angeschlossen hatte. Den Berichten zufolge lebte Aslin bereits seit 2018 mit seiner Freundin in der Ukraine. Demnach kämpfte er im April in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol gegen die russischen Invasoren. Als sich die ukrainischen Truppen ergaben, wurde Aslin gefangen genommen.

Aiden Aslin: „Für Leitungswasser mussten wir betteln“

Seitdem verbrachte er rund fünf Monate in russischer Gefangenschaft. „Als ich ins Gefängnis kam, war ich fünf Monate in Einzelhaft. Ich durfte kaum herumlaufen, mich kaum bewegen. Ich hatte nur meine Zelle, die 2 mal 2,5 Meter groß war“, erklärt er im Interview mit der „Sun“, das am Sonntag erschienen ist.

Er habe kein richtiges Bett gehabt, alles sei voll mit Läusen und Kakerlaken gewesen. Er habe sich fast ausschließlich von Brot ernährt und von jedem Tropfen Wasser, den er kriegen konnte. Um Leitungswasser habe er die russischen Wärter anbetteln müssen, beschreibt der Brite die Gefängniszustände.

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Ein russischer Wächter bewacht die drei britischen Kriegsgefangenen, darunter auch Aiden Aslin (l.)

Auch berichtet er von Methoden und Riten, die wohl die Gefangen brechen sollten: „Wir mussten jeden Morgen die russische Nationalhymne singen. Wer sich weigerte, wurde bestraft.“ Das einzige Mal, dass er aus seiner Zelle herausgekommen sei, war um zu telefonieren, er sollte Propaganda verbreiten.

„Schönen oder schnellen Tod?“ – Kriegsgefangener schilder russische Folter

Aslin, der im Juni vor einem Gericht im pro-russischen Teil in Donezk stand, erzählte im Interview mit der „Sun“ auch von russischen Drohungen und Folter. „Die Russen haben meinen Pass angeguckt und gemerkt, dass ich kein Ukrainer bin. Sie fragten mich, woher ich komme, und als ich Großbritannien antwortete, schlug er mir direkt ins Gesicht“, berichtet Aslin. „Dann kniete er sich zu mir auf den Boden und fragte mich, ob ich wisse, wer er sei. Ich verneinte. Ich bin dein Tod, sagte er.“

Der 28-jährige Brite schildert mehrere tätliche Angriffe, durch die er verletzt wurde. Eine Szene beschreibt er so: „Als ich wieder richtig zu mir kam, bemerkte ich, dass ich mit einem Messer verletzt wurde. Er fragte mich, ob ich einen schönen oder einen schnellen Tod will. Ich sagte 'einen schnellen Tod', aber er verneinte und sagte, dass ich einen schönen Tod haben werde und er sicherstellen würde, dass es ein schöner Tod wird.“

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Der Brite wirkt in dem Interview mit der Zeitung gefasst, er berichtet ruhig von den Szenen der Gewalt. Es wird deutlich, wie sehr ihn die Zeit gezeichnet hat und er spricht auch über seine Befreiung im Zuge des Gefangenen-Austauschs. „Plötzlich ging alles so schnell. Innerhalb von 48 Stunden kam ich aus der Isolation mit Zuständen, die eines Hundes nicht würdig waren, in ein Flugzeug mit Leuten, die mir nicht wehtun wollten.“ (mit dpa)

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