Das Treffen von Trump mit Putin dürfte die Zukunft der Ukraine maßgeblich bestimmen. Das heikelste Thema sind die „territorialen Fragen“.
Alaska-TreffenAlles hängt davon ab, ob Trump sich von Putin beeindrucken lässt

Donald Trump und Wladimir Putin im Juli 2018 bei einem Treffen in Helsinki.
Copyright: afp
Sie sitzen nicht mit am Tisch und können nun nur noch hoffen. Die europäischen Verbündeten und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj haben dem Mann im Weißen Haus Warnungen, Hinweise und Bitten mit auf den Weg nach Alaska gegeben. Aber es ist nicht sicher, ob Donald Trump sie alle richtig und wichtig findet - oder ob er sich mehr vom russischen Kriegsführer Wladimir Putin beeindrucken lässt.
In der Nacht zum Samstag wird die Welt es erfahren. Kreml-Angaben vom Donnerstagvormittag zufolge kommen der US-Präsident und der russische Staatschef um 11.30 Uhr lokaler Zeit am Freitag auf einem Militärstützpunkt in Anchorage in Alaska (21.30 Uhr MESZ) zusammen. Danach sei eine gemeinsame Pressekonferenz geplant.
Allerdings hatte Trump in dem Telefonat am Mittwoch mit Bundeskanzler Friedrich Merz und mehrere europäischen Amtskollegen sowie Selenskyj noch versichert, er werde nach dem Gespräch zuerst den ukrainischen Präsidenten und danach die Europäer informieren.
Heikles Thema sind „territoriale Fragen“
Trump will mit Putin über eine Waffenruhe in der Ukraine sprechen. Zusagen kann er ihm ohne Selenskyj nicht machen, aber er kann ihn im Nachhinein zu Zusagen zwingen. Denn ohne die Hilfe der USA kann sich das überfallene Land nicht lange erfolgreich gegen Moskau wehren. Druck auf Putin wiederum kann Trump mit weiteren Sanktionen gegen Russland machen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei einem Besuch in der Downing Street in London. In Alaska geht es um das Schicksal seines Landes.
Copyright: afp
Als Ausgangslage haben die Europäer fünf zentrale Punkte genannt: An Folgetreffen müsse die Ukraine beteiligt werden und ein Waffenstillstand am Anfang stehen, Verhandlungen müssten Sicherheitsgarantien für Kiew umfassen und Teil einer gemeinsamen transatlantischen Strategie sein.
Zu den dramatischsten Themen zählt der fünfte Punkt: „territoriale Fragen“. Merz spricht dabei nur von der ukrainisch-russischen „Kontaktlinie”. Er betonte: „Eine rechtliche Anerkennung russischer Besetzungen steht nicht zur Debatte.“ Allerdings hatte Trump schon von „Gebietstausch“ gesprochen. Die Europäer haben ihm aber verdeutlicht, was Abtretungen von russisch besetzten Gebieten bedeuten würde: Freie Fahrt für Putin wie auf einer Autobahn nach Kiew.
Strack-Zimmermann warnt vor Appeasement-Politik
Nach dem Gespräch hatten die europäische und die ukrainische Seite dem Vernehmen nach das Gefühl, Trump habe aufmerksam zugehört. Die ukrainische Delegation applaudierte sogar. Merz und Großbritanniens Premier Keir Starmer äußerten Hoffnungen auf Waffenruhe und Frieden.
Die FDP-Europaabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann warnte eindringlich vor einer EU-Politik der Zugeständnisse an den Aggressor Putin. Es dürfe keine Appeasement-Politik (Beschwichtigungspolitik) geben, wie sie einst der britische Premier Arthur Neville Chamberlain gegenüber Nazi-Deutschland betrieben habe: „Was Europa braucht, ist kein weiterer Neville Chamberlain. Was Europa braucht, ist ein Winston Churchill.“
Chamberlain war wesentlich am Münchner Abkommen 1938 beteiligt, das Deutschland das Recht gab, das Sudetenland zu annektieren. Er sah den Frieden in Europa damit gesichert. 1939 überfiel Deutschland Polen und löste den Zweiten Weltkrieg aus. Churchill führte Großbritannien dann mit großer Stärke durch diesen Krieg.