„Wolf im Schafspelz“Der AfD-Sieger von Sonneberg – Wer ist Robert Sesselmann?

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Robert Sesselmann (AfD) steht im Graten des Restaurants Frankenbaude bei der AfD-Wahlparty. Sesselmann hatte in der ersten Runde die meisten Stimmen erhalten.

Robert Sesselmann (AfD) steht im Graten des Restaurants Frankenbaude bei der AfD-Wahlparty. Sesselmann hatte in der ersten Runde die meisten Stimmen erhalten.

Mit Robert Sesselmann hat ein ruhiger, lokal verwurzelter, aber auch radikaler Höcke-Weggefährte den Landkreis gewonnen.

Er ist der erste kommunale AfD-Wahlbeamte der Republik, aber nennt sich selbst nur ein „ganz kleines Rädchen“ im Gefüge der Rechtspartei: Der 50-Jährige Robert Sesselmann war bisher ein eher blasser Hinterbänkler im Thüringer Landtag. Nach seiner Wahl zum Landrat von Sonneberg ist er ein Hoffnungsträger auf dem Weg der Normalisierung in Regierungsverantwortung, den die AfD nur zu gerne antreten würde.

Im Landkreis Sonneberg ist Sesselmann tief verwurzelt. Er wurde in Sonneberg geboren, wuchs in Steinach und Chemnitz auf. Als Skilangläufer fiel er dem DDR-Leistungssportsystem auf, wurde an die Sportschule in Oberhof delegiert und startete für den SC Motor Zella-Mehlis.

Sesselmann wird Arbeitsrechtskanzlei in Sonneberg aufgeben müssen

Aus einer Leistungssportlerkarriere wurde nichts – sein Schulabschluss fiel in die Wirren der Wendezeit. Sesselmann schrieb sich in Leipzig für Jura ein, belegte nach seinem Staatsexamen in Frankfurt am Main einen Fachanwaltslehrgang im Arbeitsrecht und führt in Sonneberg eine Arbeitsrechtskanzlei. Dass er diese als Landrat aufgeben muss, schmerze ihn, sagt Sesselmann dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Sesselmann spricht das gemütliche Fränkisch seiner Region, trägt gerne Karo- und Kurzarmhemden und versucht auch in den Interviews nach seinem Wahlsieg jeden Siegestaumel zu vermeiden. Er wolle jetzt keinen „Widerstand gegen die Landesregierung“ von Bodo Ramelow leisten, er sei ja nur ein „kleiner Landrat“ und habe zudem ein Neutralitätsgebot.

AfD- und CDU-Kontrahenten werden im Landratsamt zusammenarbeiten

Auf die Frage, was er er als Landrat zuerst tun würde, antwortet er ausführlich und sachlich: „Einen Kassensturz machen. Wir müssen den Landkreis sanieren, um ihn zu erhalten. Da müssen alle Fraktionen einbezogen werden.“

Björn Höcke, Vorsitzender der AfD Thüringen (l) und Tino Chrupalla, AfD-Bundesvorsitzender (r) gratulieren im Garten des Restaurants Frankenbaude dem Wahlsieger des Thüringer Kreis Sonneberg, Robert Sesselmann.

Björn Höcke, Vorsitzender der AfD Thüringen (l) und Tino Chrupalla, AfD-Bundesvorsitzender (r) gratulieren im Garten des Restaurants Frankenbaude dem Wahlsieger des Thüringer Kreis Sonneberg, Robert Sesselmann.

Sein Konkurrent Jürgen Köpper von der CDU ist als hauptamtlicher Erster Beigeordneter gewählt bis 2025, mit ihm wolle er zusammenarbeiten. Am Montagmorgen teilt der unterlegene CDU-Kandidat mit: „Ich gehe davon aus, dass ich Kreisbeigeordneter bleibe.“

Mit Sesselmann ist also nicht nur der erste AfD-Landrat gewählt worden, sondern auch gleich die erste Zusammenarbeit mit der CDU in der Kreisverwaltung.

Sesselmann auf ideologischer Wellenlänge mit Höcke

Auch wenn Sesselmann mit seiner ganzen südthüringer Gemütlichkeit wie ein Gegenbild zu seinem aggressiv seine rechtsextreme Agenda verfolgenden Landeschef Björn Höcke wirkt – ideologisch sind beide auf einer Wellenlänge. Am Wahlabend spricht Sesselmann von „Staats- und Systemmedien“, die zur Polarisieurng im Landkreis beigetragen hätten.

Auf Montagsdemos in Sonneberg bezeichnete er die Bundesrepublik einen „Marionettenstaat der USA“. Die CDU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Beate Meißner nennt ihn einen „Wolf im Schafspelz“.

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