DienstleistungswüsteDer Kunde ist kein König

In der Dienstleistungswüste Deutschland ärgert man sich immer häufiger.
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„Vielen Dank für Ihre Bestellung“ steht auf dem Computer-Bildschirm. Ich klicke auf das „Drucker“-Symbol. Ein paar Sekunden später halte ich auch schon mein Bahnticket in der Hand. Das war’s – ein paar Klicks hier, ein paar Häkchen da! Keine persönliche Beratung im Kunden-Center, kein Telefonat. Um mein Ticket zu erhalten, musste ich noch nicht einmal das Haus verlassen. Zum Glück, wie ich mittlerweile denke.
Ich bin in den vergangenen Jahren dazu übergegangen, persönliche Beratungen vor Ort, sofern es möglich ist, zu vermeiden. Warum? Weil ich immer häufiger auf schlecht gelaunte und zum Teil auch unzureichend informierte Mitarbeiter getroffen bin. Ganz egal, um welche Dienstleistung es sich handelte. Natürlich kann nicht jeder alles wissen, und klar, jeder Mensch kann mal einen schlechten Tag haben. Aber die negativen Vorkommnisse häufen sich in letzter Zeit, was auch Schilderungen von Bekannten und Freunden belegen.
„Hier, machen Sie es selbst“
Erst vor kurzem wollte ich mir an einem Ticketschalter eine ermäßigte Konzertkarte kaufen. Dafür musste die Dame am Schalter ein Formular ausfüllen. Ich nannte ihr bereitwillig meine Adresse, wollte ihr gerade den Straßennamen buchstabieren, da ließ sie den Kugelschreiber fallen, schob mir das Papier hin und sagte: „Hier, machen Sie es selbst.“
Ein Einzelfall? Für mich jedenfalls nicht. Was ist denn aus dem guten, alten Leitsatz „Der Kunde ist König“ geworden? Ist er dem immer weiter steigenden Leistungsdruck oder der Beschäftigung von ungelernten Aushilfskräften zum Opfer gefallen?
Das wäre schade, denn eigentlich ist mir der direkte Kontakt zu meinen Mitmenschen lieber als das Ausfüllen von irgendwelchen elektronischen Formularen. Da kann man auch mal ein Wort über den Einkauf hinaus wechseln. Aber die Entwicklung scheint in eine andere Richtung zu gehen, wenn man sich nun bereits Lebensmittel nach Hause liefern lassen oder den Bauch-Beine-Po-Kurs mit Hilfe einer DVD im heimischen Wohnzimmer absolvieren kann. Ist das einfach nur der viel gerühmte Fortschritt oder sind auch viele andere vom zwischenmenschlichen Umgang im Laufe der vergangenen Jahre enttäuscht und frustriert worden?
Die Autorin (25) gehört zum „Junge Zeiten“-Team der Redaktion Rhein/Berg. Die Mitarbeiter gestalten in ihrer Freizeit die Jugendseite des „Kölner Stadt-Anzeiger“, die jeden Donnerstag erscheint.