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„Fantastisch“Bundeskanzler Merz macht Trump im Weißen Haus ein besonderes Geschenk

Lesezeit 3 Minuten
Merz übergab das Gastgeschenk im Oval Office.

Merz übergab das Gastgeschenk im Oval Office.

Treffen mit US-Präsident Trump im Oval Office sind unberechenbar. Doch schnell wurde am Donnerstag klar: Der neue Kanzler bekommt eine überraschend herzliche Behandlung.

Bundeskanzler Friedrich Merz hat sich bei einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus um eine Annäherung zu dem wesentlichen Partner bemüht. „Wir haben so viele Gemeinsamkeiten in unserer Geschichte. Wir haben den Amerikanern viel zu verdanken, das werden wir nie vergessen“, sagte Merz bei einer Begegnung mit Trump im Oval Office in Washington und ging auch auf dessen deutsche Herkunft ein.

Trump schmeichelte seinem Gast, bezeichnete ihn als „respektierten“ und „guten Mann“ und versprach: „Wir werden eine großartige Beziehung zu Ihrem Land haben.“

Trump gab sich bei der Begegnung betont freundlich, machte Merz Komplimente für sein gutes Englisch und klammerte mögliche strittige Themen weitgehend aus. Bei den wichtigen Themen des Treffens - etwa Ukraine und Verteidigungsausgaben - schlug er versöhnliche Töne an.

Der Kanzler habe „eine tolle Wahl“ gewonnen, sagte der Republikaner. Merz sei „schwierig“, scherzte Trump, aber er sei ein großartiger Vertreter Deutschlands. Der sonst angriffslustige US-Präsident, der sich oft mit Provokationen oder abfälligen Kommentaren über sein Gegenüber hervortut, präsentierte sich besonders zahm.

Merz schenkt Trump Geburtsurkunde seines deutschen Vorfahren

Und so passte es ins Bild, dass Friedrich Merz dem US-Präsidenten eine Kopie der historischen Geburtsurkunde von dessen Großvater Friedrich überreichte. Dieser war 1869 in Kallstadt in der Pfalz geboren worden und später in die USA ausgewandert.

Merz erläuterte auf Englisch, der Großvater sei in der Nähe von Bad Dürkheim geboren worden. „That's serious German“ („Das ist ernsthaftes Deutsch“), kommentierte Trump den Ortsnamen, und wiederholte ihn. Er zeigte sich erfreut über das Geschenk: „Fantastisch“, sagte er. Er sicherte zu, es irgendwo aufzuhängen, und blickte sich dabei suchend im Oval Office um, was für Gelächter sorgte. 

Das Faksimile der Geburtsurkunde von Trumps Großvater, der in der Pfalz zur Welt kam.

Das Faksimile der Geburtsurkunde von Trumps Großvater, der in der Pfalz zur Welt kam.

Einladung in die Pfalz

Beurkundet wurde die Geburt von Trumps Großvater von bayerischen Behörden – die Pfalz gehörte damals zum Königreich Bayern. In einem auf X veröffentlichten Video erklärte Merz, das Auswärtige Amt habe das Geschenk inklusive einer englischen Übersetzung so angefertigt, „mit dieser Kalligrafie – wirklich sensationell“. 

Merz hatte schon im Mai gesagt, er habe Trump bei einem Telefonat eingeladen, nach Deutschland zu kommen und den Heimatort seiner Vorfahren zu besuchen. Ob der Präsident die Einladung annehmen will, verriet er im Oval Office nicht – zumindest nicht vor laufenden Kameras. 

Rückkehr verweigert

In Kallstadt wuchs Trumps Großvater auf, bevor er 1885 in die USA ging. Er arbeitete dort unter anderem als Friseur, wurde 1892 amerikanischer Staatsbürger und nannte sich Frederick. Als er sich wieder in Kallstadt niederlassen wollte, verweigerten ihm dies die dortigen Behörden. Er habe sich bei seiner Abreise 1885 nicht ordnungsgemäß abgemeldet, hieß es.

Friedrich und seine Frau Elisabeth bestiegen 1905 ein Schiff in die USA, wenige Monate später wurde Donald Trumps Vater in New York geboren. Dort starb Friedrich 1918. Seine Frau Elisabeth, die 1880 auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Trump-Hauses in Kallstadt geboren worden war, starb 1966.

Auch Merkel brachte Geschenk mit Bezug zu Kallstadt mit

Als „deutsche Heimat von Donald Trump“ steht Kallstadt bereits seit dem Sieg des Republikaners bei der Präsidentschaftswahl 2016 im Fokus internationaler Medien. Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) brachte Trump bei einem Besuch im Weißen Haus einen Kupferstich von 1705 mit – mit einer Karte der Pfalz, auf der der Winzerort zu sehen ist. Zu einem Besuch kam es nicht.

Kommt es während Trumps zweiter Amtszeit dazu? Er würde die Aufgabe annehmen, dem US-Präsidenten das „schmucke Winzerdorf“ zu zeigen, und mit ihm in die Kirche gehen, in dem seine Großeltern getauft wurden, sagt Kallstadts Bürgermeister Thomas Jaworek (CDU). Ob Trump dies aber überhaupt wünsche und was es ihm bedeute, wisse er nicht. (dpa)