Der Eichstätter Bischof Hanke tritt zurück. Er begründet diesen Schritt mit Sehnsucht nach der Seelsorge. Doch das ist wohl nicht der einzige Grund.
„Umfang des Grauens“ zu spät erkanntEichstätter Bischof Hanke zurückgetreten – Franziskus nahm Gesuch an

Der Bischof des Bistums Eichstätt, Gregor Maria Hanke, legt sein Amt nieder.
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Der katholische Bischof von Eichstätt, Gregor Maria Hanke, ist am Pfingstsonntag auf eigenen Wunsch von seinem Amt zurückgetreten. Wie das Bistum mitteilte, hatte noch der damalige Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des 70-Jährigen kurz vor Ostern ohne Terminfestlegung angenommen. Nun sei der Rücktritt durch den aktuellen Papst Leo XIV. bestätigt worden.
Im Vordergrund für seine Entscheidung stand laut dem Bistum der Wunsch des Bischofs, „wieder unmittelbarer für die Menschen da zu sein - als Priester und geistlicher Begleiter, nicht mehr als Entscheidungsträger“. Hanke verwies dabei auch auf Herausforderungen seiner Amtszeit durch Missbrauchsfälle, einen Finanzskandal und weitere Konflikte. „Ich will nicht verhehlen, dass ich nach den vielen Herausforderungen, Skandalen und ungelösten Konflikten eine innere Ermüdung spüre“, erklärte der Bischof.
Hanke: Erschütternde Gespräche mit Missbrauchsopfern
Besonders erschütternd seien für ihn die Gespräche mit Betroffenen sexuellen Missbrauchs gewesen: „Manches in mir hat sich dadurch verändert“, fügte er hinzu. Hanke war seit 2006 Bischof von Eichstätt. Zuvor war er Abt der Benediktinerabtei Plankstetten gewesen.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, würdigte das langjährige Wirken Hankes, unter anderem auch in den DBK-Kommissionen für Ehe und Familie sowie für Wissenschaft und Kultur. Er erwähnte auch einen vierwöchigen Einsatz des Eichstätter Bischofs als deutscher Vertreter bei der Bischofssynode über den Nahen Osten.
Hanke war gegen den Synodalen Weg
Bätzing ging auch auf die kritische Haltung Hankes zu den Reformberatungen des Synodalen Weges in der katholischen Kirche ein. „Bei allen Spannungen, die Du ja auch kürzlich wieder einmal benannt hast, möchte ich Dir für Dein Mitgehen auf dem Synodalen Weg der Kirche in Deutschland danken“, schrieb er in einem Brief, auch wenn er wisse, „dass Du Dich damit zunehmend schwergetan hast“. Hanke war einer von vier konservativen Bischöfen gewesen, die finanzielle Mittel für das Gremium des Synodalen Ausschusses verweigert hatten.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx würdigte Hanke in einer Erklärung zu dessen Rücktritt als „engagierten Seelsorger“. Besondere Anliegen seien ihm „die Bewahrung der Schöpfung, der Einsatz für Ökologie und Nachhaltigkeit sowie die Anliegen der Landwirtschaft“ gewesen. Marx erinnerte ebenso wie Bätzing auch an den besonderen Einsatz Hankes für die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, für die er zuständig war.
Missbrauchs-Aufklärung: Kritik an Hanke
In Verbindung mit Missbrauchsfällen hatte es Kritik an Hanke im Fall eines Diözesanpriesters gegeben, der sich nach schweren, wiederholten Missbrauchsvorwürfen ins Ausland abgesetzt hatte und dem später nach seiner Rückkehr erneut sexuelle Übergriffe vorgeworfen wurden. Der Bischof hatte eingeräumt, er hätte hier schneller und anders reagieren müssen, doch habe er „den Umfang des Grauens“ zu spät erkannt. Vertuschungsvorwürfe gibt es in diesem Fall allerdings vorrangig gegen den früheren Eichstätter Bischof Alois Brems, der dem Priester zur Flucht verholfen haben soll.
Im Regelfall bieten Bischöfe ihren Rücktritt erst mit Erreichen des 75. Lebensjahrs an. Hanke hatte gesundheitsbedingt im vergangenen Jahr längere Zeit seine Aufgaben als Bischof nicht wahrnehmen können. Er will als einfacher Pater weiter in der Kirche tätig sein. Eine größere Abschiedsfeier soll es auf seinen Wunsch hin nicht geben.
Über die Ernennung eines neuen Eichstätter Bischofs entscheidet der Papst unter Mitwirkung des Domkapitels. Fristen gibt es dafür nicht. Zur Leitung der Amtsgeschäfte wird zunächst vom Domkapitel innerhalb einer Woche ein Diözesanadministrator gewählt. (afp)