Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz warnt vor dem Zusammenbruch der humanitären Hilfe im Gazastreifen aufgrund israelischer Blockaden.
Israelische BlockadeHumanitäre Hilfe im Gazastreifen steht kurz vor dem Zusammenbruch

Vertriebene Palästinenser drängeln sich, um Mahlzeiten von der Rafah Charitable Kitchen (Tekia) in Chan Jounis zu erhalten.
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Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat am Freitag vor einem „vollständigen Zusammenbruch“ der humanitären Hilfe im Gazastreifen gewarnt. Ohne sofortige Lieferungen von medizinischen Hilfsgütern und Lebensmitteln könne das IKRK einen Großteil seiner Arbeit nicht länger aufrechterhalten, erklärte die Hilfsorganisation. Seit dem 2. März blockiert Israel alle Hilfslieferungen in den Gazastreifen. Ein Schiff mit Hilfsgütern, das die israelische Blockade umgehen sollte, wurde am Freitag vor Malta nach Angaben von pro-palästinensischen Aktivisten von Drohnen beschossen.
„Für die Zivilisten in Gaza ist jeder Tag ein harter Überlebenskampf“, sagte der stellvertretende IKRK-Leiter für die Einsätze des Roten Kreuzes, Pascal Hundt. „Wir können nicht zulassen, dass sich diese bereits kritische Situation noch weiter verschlechtert.“ Die in Genf ansässige Hilfsorganisation warnte vor konkreten Konsequenzen, sollte die Blockade nicht bald gelüftet werde, etwa die Einstellung von Gemeinschaftsküchen zur Ausgabe von Essen: „Es muss dringend gehandelt werden, sonst wird Gaza noch tiefer ins Chaos stürzen, aus dem keine humanitären Bemühungen mehr heraushelfen können.“
Angriff auf Hilfsschiff verschärft Lage
Am Freitag berichteten zudem internationale Aktivisten der pro-palästinensischen Hilfsorganisation Freedom Flottilla Coalition (Freiheitsflotte) von einem Drohnenangriff auf ein Schiff mit Hilfslieferungen, das die israelische Blockade umgehen sollte. In internationalen Gewässern vor Malta sei das Schiff „Conscience“ um 0.23 Uhr (MESZ) zweimal von „bewaffneten Drohnen“ angegriffen worden, erklärte die Organisation und schrieb die Angriffe Israel zu. Israel äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen.
Die Aktivisten waren nach eigenen Angaben auf dem Weg in den Gazastreifen, um „dringend benötigte, lebensrettende Hilfe zu liefern“. Die Regierung Maltas erklärte am Freitag, sie habe auf einen Notruf des Schiffes reagiert. Alle Besatzungsmitglieder seien unversehrt. Informationen über einen Angriff erwähnte die maltesische Regierung jedoch nicht.
Hintergrund des Konflikts und dramatische Folgen
Die Hamas und mit ihr verbündete Islamisten hatten am 7. Oktober 2023 einen Großangriff auf Israel ausgeführt, etwa 1200 Menschen getötet und damit den Gaza-Krieg ausgelöst. Israel geht seitdem massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden bislang nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums mehr als 52.000 Menschen getötet. Nach dem Ende einer zweimonatigen Waffenruhe im März hat Israel seine intensiven Militäroperationen in dem Gebiet wieder aufgenommen und alle Hilfslieferungen in den Gazastreifen seither blockiert.
Wiederholt haben die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen vor einer drohenden Hungerkatastrophe und Gesundheitskrise im Gazastreifen gewarnt. Vor wenigen Tagen gab das Welternährungsprogramm bekannt, dass alle seine Lebensmittelvorräte im Gazastreifen aufgebraucht seien. (afp)