In der Stadt Dschenin im Westjordanland feuern israelische Soldaten bei einem Besuch von Diplomaten Schüsse ab. In der EU wird das Vorgehen als inakzeptabel bezeichnet. Und es gibt erste Konsequenzen.
Internationale EmpörungIsraelische Schüsse bei Diplomatenbesuch – Deutscher Teil von Delegation

Israelische Soldaten im Flüchtlingslager Dschenin im Westjordanland.
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Schüsse israelischer Streitkräfte in Richtung einer Delegation ausländischer Diplomaten im besetzten Westjordanland sorgen in der Europäischen Union für Empörung. Unter der beschossenen Diplomatengruppe befand sich auch ein deutscher Diplomat. Zudem sei ein Fahrer aus dem Vertretungsbüro Ramallah vor Ort gewesen, teilte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes am Mittwoch in Berlin mit. Zugleich verurteilte sie „diesen unprovozierten Beschuss“.
„Wir können von Glück reden, dass nichts Schlimmeres passiert ist“, erklärte die Sprecherin weiter. Die Diplomatengruppe sei „im Rahmen ihrer diplomatischen Tätigkeit und in Koordinierung mit der Palästinensischen Behörde und der israelischen Armee im Westjordanland“ unterwegs gewesen.
„Israelische Regierung muss umgehend die Umstände aufklären“
„Die unabhängige Beobachterrolle der Diplomatinnen und Diplomaten vor Ort ist unverzichtbar und stellt in keinster Weise eine Bedrohung für israelische Sicherheitsinteressen dar“, betonte die Sprecherin des Auswärtigen Amtes. „Die israelische Regierung muss umgehend die Umstände aufklären und die Unverletzlichkeit von Diplomatinnen und Diplomaten respektieren.“ Dies wolle Bundesaußenminister Johann Wadephul auch gegenüber seinem israelischen Amtskollegen zum Ausdruck bringen.
Während die israelische Armee von „Warnschüssen“ sprach, verurteilte das Auswärtige Amt den „unprovozierten Beschuss“ der Diplomaten-Delegation. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas forderte Israel in einer ersten Reaktion nachdrücklich auf, den Vorfall zu untersuchen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. „Jegliche Bedrohung des Lebens von Diplomaten ist inakzeptabel“, sagte sie.
Der französische Außenminister Jean-Noël Barrot bezeichnete das Geschehen als „nicht hinnehmbar“ und kündigte die Einbestellung des israelischen Botschafters in Frankreich an. Ähnliche Reaktionen kamen aus Ländern wie Italien, Spanien und Belgien.
Israel: Diplomaten-Konvoi wich von Route ab
Nach bislang vorliegenden Angaben hatte die israelische Armee zuvor bei einem Besuch von rund 20 Diplomaten in der Stadt Dschenin Schüsse in der Nähe der Delegation abgefeuert. Nach Angaben des belgischen Außenministers Maxime Prévot befand sie sich auf einem offiziellen Besuch in der Stadt, der mit der israelischen Armee koordiniert war. Die Delegation war demnach in einem Konvoi von etwa zwanzig deutlich erkennbaren Fahrzeugen unterwegs.
Israels Militär teilte mit, die Delegation sei von einer zuvor genehmigten Route für den Besuch von Dschenin abgewichen und habe ein Gebiet betreten, in dem sie sich nicht hätten aufhalten dürfen. Israelische Soldaten hätten Warnschüsse abgegeben, um die Gruppe auf Distanz zu halten, hieß es. Nachdem sich herausgestellt habe, dass es sich um die Diplomaten handelte, habe die Armee eine Untersuchung eingeleitet. (dpa,afp)