Über soziale Netzwerke verbreiten sich Videos aus dem Iran, in dem junge Frauen tanzen – unverschleiert und bauchfrei.
Protest mit KonsequenzenMutige Iranerinnen tanzen für die Freiheit – Regime erzwingt Entschuldigung

Junge Iranerinnen in Teheran (Symbolbild)
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Der Protest der Frauen im Iran gegen das Mullah-Regime drückt sich auf sehr unterschiedliche Art aus. Viele gehen auf die Straße und protestieren lauthals – auch auf die Gefahr hin, festgenommen, misshandelt zu werden und im Gefängnis zu landen. Immer mehr meist jüngere Frauen und Mädchen haben das Kopftuch abgelegt, sie tragen modische Kleidung und drücken so ihre Ablehnung der strengen islamischen Sitten aus.
Westliche Lebensart wird immer offener gelebt, und durch die sozialen Medien zieht die Protestbewegung weite Kreise. Im Ausland verbreiten sich durch iranisch-stämmige Menschen und Unterstützerinnen und Unterstützer Videos und Bilder von Aktionen. Zuletzt erregten Tanzvideos internationale Aufmerksamkeit. Zu sehen ist in einem Video eine Gruppe junger Frauen, die zwischen Hochhäusern tanzt.
Die Frauen haben die Haare offen, sie tragen weite Jogginghosen oder Jeans und bauchfreie Oberteile. Dabei machen sie ihre Moves zum populären Song „Calm Down“ des Nigerianers Rema, zu dem auch andere Tanz-Videos entstanden. Die Idee, zu „Calm Down“ auf den Straßen zu tanzen, geht ursprünglich auf den TikToker und Influencer NoelgoesCrazy zurück.
Nach Informationen des französischsprachigen Twitter-Kanals „Lettre de Teheran“ und anderer Medien entstand das Video in Ekbatan, einem Viertel im Westen Teherans. In den sozialen Medien wurde der Clip zehntausendfach geteilt, es fanden sich Nachahmerinnen wie hier eine junge Frau im Ghadir-Park in Isfahan.
Iran: Tänzerinnen von Ekbatan müssen sich entschuldigen
Die Behörden reagierten allerdings offenbar auf das Video. Die jungen Frauen mussten sich per Video entschuldigen, es ist von „erzwungenen Geständnissen“ die Rede, wie es bei „Lettres des Teheran“ heißt“. Ein Bild, das aus dem entsprechenden Video stammen soll, zeigt fünf Frauen nun in langer Kleidung mit Kopfbedeckung vor den Hochhäusern von Ekbatan.
Im Iran gilt ein Auftritt dieser Art als Form des zivilen Ungehorsams. Tanzen für Frauen ist strafbar, Verstöße gegen die Kopftuchpflicht ebenso.
Deutsch-Iraner entführt und von Todesurteil bedroht
Die Proteste hatten Mitte September nach dem Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini begonnen. Die 22-Jährige war wegen Verstoßes gegen die Kopftuchpflicht von den Sittenwächtern festgenommen worden und starb in Polizeigewahrsam. Das Regime versuch seitdem, mit Unterdrückung und immer mehr Gewalt der Lage wieder Herr zu werden. Es fielen mehrere Todesurteile in politisch motivierten Prozesse, einige wurden bereits vollstreckt.
Nach Angaben von Amnesty International vom Februar droht mindestens 14 Personen im Iran in Verbindung mit den Protesten unmittelbar die Hinrichtung. „Seit Dezember 2022 wurden im Zusammenhang mit den Protesten mindestens vier junge Männer nach grob unfairen Gerichtsverfahren willkürlich hingerichtet“, heißt es bei der Menschenrechtsorganisation weiter.
Von der Todesstrafe bedroht ist auch der Deutsch-Iraner Djamshid Sharmahd, der vom iranischen Regime 2020 aus Dubai entführt wurde und der seitdem unter menschenunwürdigen Bedingungen in einem Gefängnis in Teheran sitzt. Seine Tochter Gazelle Sharmahd setzt sich für eine Freilassung ihres Vaters ein und fordert von der Bundesregierung härtere Maßnahmen gegen das Regime im Iran.