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IslandViele Mediziner flüchten

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Viele Mediziner kehren Island den Rücken.

Kopenhagen – Von allen Europäern leben die Isländer im Schnitt am längsten, was nicht nur der frischen Luft und dem Lebertran zu verdanken ist, sondern auch einem hervorragenden öffentlichen Gesundheitsdienst, der sich bis in die letzten Winkel der spärlich bewohnten Insel erstreckt. Doch Kreppa, die Wirtschaftskrise, die Island 2008 an den Rand des Bankrotts trieb, bedroht nun die stolze Statistik. Um volle sieben Prozent hat die Inselrepublik laut OECD in den auf den Einbruch folgenden Jahren sein Gesundheitsbudget gekürzt.

Besonders hart betroffen sind die Kliniken und Ärztestationen in den kleinen Siedlungen, denen die Mittel um bis zu 80 Prozent gekürzt wurden. Die 22 Hospitäler außerhalb der Hauptstadt Reykjavik sollen im Rahmen einer Spar-Reform auf sechs reduziert werden, teilweise haben sie schon zugesperrt. Der Eigenanteil, den es bei einem Arztbesuch zu zahlen gilt, wurde drastisch erhöht, auch für Arzneimittel oder Zahnarztbesuche muss mehr entrichtet werden.

In der zweitgrößten Stadt Akureyri gilt die Lage als so angespannt, dass die Gesundheit der Bevölkerung in Gefahr ist. Frustriert verlassen die Ärzte das Land: 617 von 1777 ausgebildeten Medizinern sind ins Ausland abgewandert, das ist mehr als jeder Dritte, und nur unzureichend füllen polnische und indische Ärzte die Lücke.

Zwar wächst die Wirtschaft Islands wieder. Dennoch soll auch in diesem Jahr im Gesundheitswesen nochmals gespart werden: die Ausgaben sollen um 0,4 Prozent sinken, auch wenn die Krankenhäuser von weiteren Schockkuren ausgenommen werden.Die Unzufriedenheit ist auch so groß. Die 300 Krankenschwestern in Islands größtem Krankenhaus Landspitalinn haben aus Protest gegen ihre niedrigen Löhne und unzumutbaren Arbeitsbedingungen kollektiv ihre Kündigung deponiert. Wenn es keine Lösung gibt, steht die Klinik ab 1. März ohne Pflegepersonal da. „Ich liebe meine Arbeit“, sagt die Krankenschwester Harpa Gisladottir, „aber ich muss auch meine Miete zahlen, das Auto tanken und Wintermäntel für die Kinder kaufen können.“