Eklat bei Auftritt von Strack-Zimmermann„Ihr seid zu blöd, um eine Pfeife in den Mund zu stecken“

Lesezeit 4 Minuten
Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) spricht bei einer Sitzung des Bundestags. In Ravensburg geriet die FDP-Politikerin nun mit einer Gruppe von Störern aneinander. (Archivbild)

Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) spricht bei einer Sitzung des Bundestags. In Ravensburg geriet die FDP-Politikerin nun mit einer Gruppe von Störern aneinander. (Archivbild)

Marie-Agnes Strack-Zimmermann liefert sich ein hitziges Wortgefecht. Es gibt Lob und Kritik – AfD-Chefin Weidel unterläuft ein „Fäkal-Fauxpas“. 

Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) gilt als eine der streitbarsten deutschen Politikerinnen – auch hitzigen Debatten geht die Düsseldorferin selten aus dem Weg. Bei einem Wahlkampfauftritt in Ravensburg zeigte Strack-Zimmermann nun erneut, dass sie bereit ist, auch mit harten Bandagen zu kämpfen. Als eine Gruppe von Menschen den Auftritt der FDP-Politikerin störte, gab es eine deutliche Reaktion von Strack-Zimmermann. „Wenn ihr wirkliche Demokraten wärt, dann würdet ihr zuhören und dann würden wir diskutieren“, entgegnet sie der Gruppe von der Bühne aus.

Dabei blieb es nicht. „Aber ihr seid zum Teil zu blöd, um eine Pfeife in den Mund zu stecken“, polterte Strack-Zimmermann schließlich. Laut „T-Online“ soll die Gruppe hauptsächlich aus Anhängern der rechten Partei „Die Basis“ und der AfD zusammengesetzt haben. Mit Pfiffen und Zwischenrufen wie „Kriegstreiber“ unterbrach die Gruppe den Auftritt Strack-Zimmermanns – und die teilte selbst weiter aus.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann kontert Störer: „Du wärst schneller im Knast, als du gucken könntest“

„Sei froh, dass du nicht in Moskau bist, du wärst schneller im Knast, als du gucken könntest“, rief sie einem der Störer entgegen. „Weil du naiv bist, weil du gar nichts mehr auf die Kette bekommst – so ist das in Russland“, fügte die FDP-Politikerin an.

Videos der Auseinandersetzung, die sich am Dienstag in Ravensburg ereignet hat, bekamen in den sozialen Netzwerken schnell viel Aufmerksamkeit. Für ihre rabiate Reaktion auf der Bühne gab es Unterstützung für die FDP-Politikerin aus der Ampel-Koalition. Mit Agnieszka Brugger (Grüne) und Michael Roth (SPD) stellten sich zwei Abgeordnete hinter Strack-Zimmermann, die wie die Düsseldorferin zu den stärksten Unterstützern der Ukraine in Deutschland gehören.

Unterstützung für Strack-Zimmermann aus der Ampel

„Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist immer zu harten Diskussionen bereit, aber wenn eine kleine Minderheit das Ziel hat, Dialog zu zerstören, dann habe ich dafür null Verständnis“, schrieb Brugger im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter) zu einem der Videos. „Es galt schon immer: Geschrei und Wut können niemals Argumente ersetzen. Und gerade jetzt sollten wir uns gegenseitig zuhören und es einfach mal mit Respekt versuchen“, schrieb derweil SPD-Politiker Roth. 

Ein weiteres Video aus Ravensburg brachte Strack-Zimmermann jedoch auch scharfe Kritik ein. Dort ist die FDP-Politikerin offenbar nach der Wahlkampfveranstaltung auf dem Marktplatz zu sehen – und wird dort von einem Mann angesprochen, der mit ihr laut eigener Aussage „über Demokratie“ sprechen möchte und Strack-Zimmermann vorwirft, „Arbeitsplätze zu zerstören“.

Wirbel um Frage von Strack-Zimmermann: „Weiß ihr Chef, was sie hier machen?“

Die FDP-Politikerin reagiert mit einer Gegenfrage: „Wo arbeiten Sie denn?“ Nachdem der Mann erklärt, er arbeite im Bereich Maschinenbau bei einem Autozulieferer, folgt die nächste Frage von Strack-Zimmermann: „Weiß ihr Chef, was sie hier machen?“ Auch den Namen der Firma des Mannes wollte Strack-Zimmermann wissen. Eine Antwort bekam sie nicht, das Gespräch endete schließlich.

Die Identität des Mannes ist nicht bekannt. Laut dem Rechtsanwalt Markus Haintz, der in der Vergangenheit viele Akteure aus der „Querdenker“-Szene juristisch vertreten hat, soll der Mann während der Veranstaltung in Ravensburg Anzeige wegen Beleidigung gegen Strack-Zimmermann erstattet haben. Bestätigt sind diese Angaben nicht. 

Kritik an Frage nach Arbeitgeber: „Einer demokratischen Politikerin unwürdig“

Der ehemalige FDP-Politiker und NRW-Fraktionschef, Gerhard Papke, kritisierte die Wortwahl Strack-Zimmermanns bei X unterdessen. „Der Versuch von Frau Strack-Zimmermann, einen kritischen Bürger einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen, ist einer demokratischen Politikerin unwürdig und eine Schande für die gesamte FDP“, schrieb Papke, der zwischen 2005 und 2012 Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen und bis Mai 2017 der dritte Vizepräsident des Landtags in NRW war.

Mittlerweile ist Papke ehrenamtlicher Präsident der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft in Deutschland – und stützt in seiner Funktion den rechtspopulistischen und kremlfreundlichen Kurs von Ungarns Regierungschef Viktor Orbán. Innerhalb der FDP wurde Papke bereits 2021 der Parteiaustritt nahegelegt. 

AfD-Chefin Alice Weidel leistet sich einen „Fäkal-Fauxpas“

Scharfe Kritik an Strack-Zimmermanns Auftritt in Ravensburg kam unterdessen auch von AfD-Chefin Alice Weidel. „Strack-Zimmermann, Spitzenkandidatin der FDP, scheint ein Fäkalproblem zu haben. Anders ist es nicht zu erklären, dass sie große Teile der Wählerschaft regelmäßig mit Beleidigungen in Fäkalsprache überzieht“, schrieb Weidel bei X – erlaubte sich dabei allerdings selbst einen „fäkalen Fauxpas“ und legte Strack-Zimmermann ein falsches Zitat in den Mund.

Die FDP-Politikerin hatte in Ravensburg davon gesprochen, dass einer der Störer in Russland „schneller im Knast“ wäre, als er „gucken“ könne. Bei Weidel und in einem von ihr verlinkten Artikel der „Weltwoche“ wurde daraus kurzerhand: „Schneller im Knast, als du pupsen könntest.“

KStA abonnieren