Ein neuer Angriff auf Zivilisten zeigt dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj, dass Moskau kein Interesse an Frieden hat.
„Zynischer Angriff“Neun Tote bei russischer Attacke auf ukrainischen Bus – Kreml nennt Bedingung für Treffen

Ukraine, Bilopillya: Auf diesem vom ukrainischen Katastrophenschutz zur Verfügung gestellten Foto bergen Retter die Leichen von Fahrgästen, nachdem eine russische Drohne einen Passagierbus in der Region Sumy getroffen hat.
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Bei einem russischen Drohnenangriff auf einen Bus im Norden der Ukraine sind ukrainischen Angaben zufolge am Samstag mindestens neun Menschen getötet worden. Die Militärverwaltung der nordukrainischen Region Sumy erklärte, bei dem „zynischen Angriff“ auf einen Bus mit Zivilisten habe es neun Tote und vier Verletzte gegeben.
Wie die Militärverwaltung mitteilte, war der Bus auf dem Weg in die Regionalhauptstadt Sumy, als er nahe der Stadt Bilopillja beschossen wurde. Die Militärverwaltung verbreitete im Onlinedienst Telegram Fotos eines zerstörten Kleinbusses auf einer Straße. Russland greift die Grenzregion Sumy wieder verstärkt an, seitdem die ukrainische Armee im März aus der benachbarten russischen Region Kursk vertrieben worden war.
„Alle Verstorbenen waren Zivilisten. Und den Russen konnte nicht entgangen sein, auf welche Art von Fahrzeug sie gezielt haben“, schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf der Plattform X. Er veröffentlichte Bilder von einem völlig zerstörten blauen Transporter - ohne Fensterscheiben und mit aufgerissenem Dach.
Der Angriff erfolgte am Tag nach russisch-ukrainischen Gesprächen, bei denen es um eine Beendigung des Krieges in der Ukraine gehen sollte, den Russland vor mehr als drei Jahren begann. Selenskyj machte deutlich, dass der Angriff für ihn ein weiterer Beweis ist, dass Russland kein Interesse an einer Waffenruhe hat, und forderte stärkeren Druck in Form von Sanktionen gegen Moskau, damit das Töten aufhöre.
Kreml: Treffen von Putin und Selenskyj erst nach „Vereinbarung“ mit Ukraine „möglich“
Der Kreml knüpft ein Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj unterdessen an die Bedingung, dass beide Länder zuvor eine „Vereinbarung“ erzielen. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am Samstag bei einer Pressekonferenz, Moskau halte ein solches Treffen für „möglich“ - aber nur als „Ergebnis der Arbeit“ beider Seiten und nach Abschluss einer „Vereinbarung“.
Russland und die Ukraine hatten am Freitag zum ersten Mal seit mehr als drei Jahren direkte Gespräche geführt. Dabei sprachen die Delegationen unter anderem über ein mögliches Treffen zwischen Putin und Selenskyj. Die Ukraine war mit der Forderung nach einem solchen Treffen in die Gespräche gegangen. Der russische Chefunterhändler sagte nach dem Ende des Treffens, Moskau habe den Vorschlag „zur Kenntnis genommen“. Beide Seite vereinbarten zudem, jeweils 1000 Kriegsgefangene auszutauschen. Fortschritte hin zu einer Waffenruhe wurden nicht erzielt.
Eine Fortsetzung der Gespräche zieht der Kreml nach Angaben von Peskow erst in Betracht, wenn der vereinbarte Gefangenenaustausch abgeschlossen ist. Erst einmal müsse das umgesetzt werden, „was die Delegationen gestern vereinbart haben“, sagte der Kreml-Sprecher. Das sei „in erster Linie“ der Gefangenenaustausch. (afp)