NRW-Ministerpräsident Laschet„Flutkatastrophe von historischem Ausmaß“

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in von der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen via Twitter veröffentlichtes Bild zeigt Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am 15.07.2021 mit Bürgermeister Patrick Haas (li., SPD) in Stolberg bei Aachen.

Die Folgen des Unwetters sorgen in ganz Deutschland für Aufruhr. Besonders schlimm ist es in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Das NRW-Kabinett trifft sich deshalb am Freitag zu einer Sondersitzung.

 Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat die Überschwemmungen in Westdeutschland als „Flutkatastrophe von historischem Ausmaß“ bezeichnet. „Ein Jahrhundertunwetter hat unser Land getroffen“, sagte Laschet am Freitag nach einer Sitzung seines Landeskabinetts in Düsseldorf. Die Wassermassen hätten „undenkbare Schäden verursacht“ und „weiträumige Evakuierungen“ nötig gemacht. Insgesamt sind in Nordrhein-Westfalen nach Regierungsangaben 25 Städte und Landkreise von Überschwemmungen betroffen.

Im bevölkerungsstärksten Bundesland kamen mindestens 43 Menschen ums Leben. „Und es steht zu befürchten, dass es mehr werden“, sagte Laschet. Er dankte den viele Helfern für ihren Einsatz und kündigte den Wiederaufbau der überschwemmten Gebiete an. Die eigentlichen Räumarbeiten könnten jedoch erst beginnen, wenn die Wassermassen abgeflossen seien. Es werde „große finanzielle Anstrengungen brauchen“.

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Konkret soll es laut Laschet zuerst eine Direkthilfe „für alle, die ohne alles auf der Straße stehen“, geben. Zusätzlich soll es Hilfen für Härtefälle und Strukturhilfen für die betroffenen Kommunen geben. Auch der Bund habe Unterstützung zugesagt. „Um die Folgen der Flut zu bewältigen wird Deutschland solidarisch zusammenstehen müssen.“

Steinmeier zur Katastrophe

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will sich selbst einen Eindruck von der Lage im Hochwassergebiet im Westen Deutschlands machen. „Ich werde mir zu gegebener Zeit ein Bild der Lage vor Ort machen, vor allem das Gespräch mit Helferinnen und Helfern und den Betroffenen suchen“, sagte Steinmeier am Freitag in Berlin. Er nannte die Überschwemmungskatastrophe mit zahlreichen Todesopfern eine Tragödie. „Das macht mich fassungslos“, sagte der Bundespräsident. In Gedanken sei er bei den Hinterbliebenen der Opfer. „Ihr Schicksal trifft mich ins Herz.“

Steinmeier betonte auch, der Kampf gegen den Klimawandel müsse entschieden aufgenommen werden, um solche Extremwetterlagen in Grenzen halten zu können. Jetzt komme es auf Solidarität und schnelle Unterstützung für die Flutopfer an. „In der Stunde der Not steht unser Land zusammen“, betonte Steinmeier.

Wenn das Wasser zurückgehe, werde das ganze Ausmaß der Katastrophe erst richtig sichtbar werden. Wichtig sei, dass den Menschen in den Überschwemmungsgebieten auch dann noch geholfen werde, wenn die Bilder nicht mehr die Nachrichten beherrschten. „Enttäuschen wir ihre Hoffnung nicht“, forderte Steinmeier.  

Schulze fordert schnelle Hilfe für Betroffene

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat schnelle Hilfe für die Betroffenen der Unwetter-Katastrophe im Westen Deutschlands angekündigt. Das müsse sofort und unbürokratisch geschehen, sagte die SPD-Politikerin im rbb-Inforadio am Freitag. „Bund und Länder müssen schnell eine Lösung finden, wie den Betroffenen dort in den Regionen geholfen werden kann“, sagte sie.

Die Unwetter zeigten, dass der Klimawandel in Deutschland angekommen ist. „Das sind historische Wassermengen, die wir jetzt sehen“, sagte Schulze. Sie unterstrich die bedeutende Rolle der Kommunen in Deutschland. Diese müssten das nötige Geld bekommen, um jetzt den Betroffenen zu helfen.

„Länder und Kommunen wissen am besten, was getan werden muss, und deshalb ist es so wichtig (...) dafür zu sorgen, dass sie das nötige Geld haben, um zu investieren, jetzt in der Notlage und später, wenn es um die Vorsorge und den Wiederaufbau geht“, so Schulze. Deutschland könne es sich nicht leisten, nicht in Klimaschutz zu investieren.

Dreyer: „Da könnte man eigentlich nur noch weinen.“

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat nach eigenen Angaben derzeit keine verlässlichen Angaben zur Lage der Vermissten in den Hochwassergebieten. Es gebe „ganz unterschiedliche Zahlen zu den Vermissten, wir können sie im Moment auch nicht verifizieren“, sagte Dreyer am Freitag in Trier. Sie hoffe und bete, dass viele Vermisste wegen der Störung des Mobilfunks und der Telefonleitungen lediglich nicht erreichbar seien.

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Rheinland-Pfalz-Ministerpräsdentin Malu Dreyer (SPD)

Dreyer sagte, in einigen Gemeinden seien allerdings mit zurückgehendem Wasser Vermisste nur noch tot gefunden worden. „Das ist ein Horror“, sagte die Ministerpräsidentin. „Da könnte man eigentlich nur noch weinen.“ Dass so viele Menschen bei dieser Katastrophe sterben, sei „wirklich ganz furchtbar“. Alleine in Rheinland-Pfalz sind mehr als 50 Menschen als Folge der Unwetterkatastrophe gestorben. Der Kreis Bad Neuenahr-Ahrweiler gab die Zahl der Vermissten Donnerstagabend mit 1300 an - viele sind aber womöglich telefonisch nicht erreichbar.

Bundeskanzlerin Angela Merkel dankt den Helfern

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dankte den Helfern. „Ich bin erschüttert über die Katastrophe, die so viele Menschen in den Hochwasser gebieten durchleiden müssen“, erklärte Merkel laut einem Tweet von Regierungssprecher Steffen Seibert am Donnerstag. „Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen der Toten und Vermissten. Den vielen unermüdlichen Helfern und Einsatzkräften danke ich von Herzen.“ EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte den von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Ländern Hilfe zu. (red, afp, dpa)

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