Glosse zum FestChristbaum, Gendern, N-Wort – so funktioniert unsere deutsche Leitkultur an Weihnachten

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Weihnachtsbaum mit Deutschlandflagge

Ein echter deutscher Weihnachtsbaum.

Weihnachten feiern wir die Leitkultur. Dies ist der Leitfaden für Friedrich Merz und alle anderen, die auch nicht wissen, was das sein soll.

Weihnachten ist das Fest der Lie... pardon, der Leitkultur. Und zwar der deutschen. Unserer. Sie wissen nicht, was das sein soll? Sie Amateur! Aber hier können Sie es lernen. Legen wir los.

Klar, Sie gehen in die Kirche. Auch wenn die Ihnen sonst egal ist und Sie längst ausgetreten sind, um Steuern zu sparen. Richtig spaßig wird es aber erst, wenn Sie den Quatsch hinter sich haben und wieder zu Hause sind.

Um das Drumherum haben Sie sich hoffentlich schon gekümmert. Die Geschenke sind gekauft, die Lichterketten hängen, Plätzchenduft liegt in der Luft, und natürlich steht auch der hübsch-hässlich geschmückte Weihnachtsbaum im Wohnzimmer, wie Friedrich Merz selbst es uns gelehrt hat: „Wenn wir von Leitkultur sprechen, von unserer Art zu leben, dann gehört für mich dazu, vor Weihnachten einen Weihnachtsbaum zu kaufen.“ Ich rate Ihnen außerdem zu echten Kerzen. Wenn etwas schiefgeht, soll es lichterloh brennen – nur Pseudo-Deutsche geben sich mit einem harmlosen Kurzschluss zufrieden.

Parkplatz und Gewicht: Tipps für den Gesprächseinstieg

Für die Konversation mit der Verwandtschaft ist die Suche nach einem Parkplatz ein guter Einstieg: Flotte Sätze wie „Wir haben sofort einen gefunden“ oder, wenn Sie weniger Glück hatten, „Ich bin fast verzweifelt“ geben Ihrem Charisma Ausdruck. Alternativ geht auch: „Du bist aber groß geworden“ zur Nichte oder: „Hast du abgenommen?“, an die Schwester gerichtet.

Außerdem gilt, gerade an den Feiertagen: Bloß nicht gendern! Haben Sie gemerkt, wie ich Sie zu Beginn Amateur genannt habe? Sollten Sie eine Frau sein, sind Sie selbstverständlich mitgemeint. Kommen Sie klar damit.

Witze übers Gendern gehören zum Fest

Witze übers Gendern gehören hingegen zum guten Ton. Die bleiben immer frisch. Genau wie das N-Wort. Eherne Grundsätze des Weihnachtsfests sind, es mindestens einmal beim Essen zu benutzen und dann zwischen zwei Happen Gans oder Raclette-Käse oder Bockwurst mit Kartoffelsalat zu ergänzen: „Ich weiß gar nicht, was daran so schlimm sein soll. Ich habe das doch schon immer gesagt. Nichts darf man mehr sagen. Lächerlich!“ Sollte Ihnen Ihr Onkel zuvorkommen, sichern Sie ihm mit einem Nicken Ihre Unterstützung zu. Noch klüger können Sie nur wirken, wenn Sie ergänzen: „Das ist ja auch Teil unserer christlich-abendländisch geprägten kulturellen Identität.“ Ob Sie wissen, wovon Sie da reden, ist völlig egal.

Hendrik  Geisler

Hendrik Geisler

Hendrik Geisler ist Leiter und Head of Digital der Redaktion NRW/Story.

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Reichlich Rotwein gab es schon beim Kochen oder, wenn Sie der Herr im Haus sind, beim Rumsitzen. Jetzt kommt der Obstler auf den Tisch, der Gute, der war im Angebot. Steigt der Pegel, steigt auch die Freude, sich mit Ihrer Mutter zu fetzen. Hach, schön! Wer später nicht besoffen unter dem Leitkultur-Christbaum liegt, entpuppt sich als Weichei. Sollten Sie dann am nächsten Morgen einen dröhnenden Schädel haben und nicht zu gebrauchen sein, schieben Sie es auf die Heizungsluft.

Heben Sie die Quittungen auf!

Mein Ratschlag für die Bescherung: Während Ihre Geschenke ausgepackt werden, müssen Sie unbedingt versichern, dass diese umgetauscht werden können, sollten sie nicht gefallen. Sie können jetzt schon üben, damit Sie auftrumpfen, noch bevor das Geschenkpapier aufgerissen ist. Sagen Sie vor dem Spiegel: „Ich habe noch die Quittung, wenn du was anderes willst.“

So, Weihnachten kann kommen. Sie können es aber auch ganz anders halten. Weiß auch Friedrich Merz, der schon vor drei Jahren bekundete: „Es geht den Staat nichts an, wie ich mit meiner Familie Weihnachten feiere. Da kann er mir Ratschläge geben, aber er mischt sich bitte nicht ein.“

Und nächste Woche erfahren Sie, wie Sie sich die Gegner unserer Leitkultur an Silvester mit Böllern vom Leib halten.

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