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Häusliche GewaltZahlreiche Anzeigen schon vor dem Angriff auf Herdecker Bürgermeisterin

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2 min
Einsatzkräfte stehen neben einem Rettungshubschrauber. Die neu gewählte Bürgermeisterin von Herdecke, Iris Stalzer (SPD), ist lebensgefährlich verletzt in ihrer Wohnung gefunden worden. Sie habe mehrere Messerstiche erlitten, hieß es aus Sicherheitskreisen. Foto: Alex Talash/dpa

Rettungseinsatz nach dem Messerangriff auf Iris Stalzer in Herdecke

Im Fall des Messerangriffs auf die gewählte Bürgermeisterin von Herdecke kommen neue Details ans Licht.

Zum Fall der Messerattacke auf die Herdecker Bürgermeisterin Iris Stalzer durch ihre 17 Jahre alte Adoptivtochter am 6. Oktober werden weitere Hintergründe bekannt. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Sicherheitskreisen erfuhr, sollen bei der Polizei im Ennepe-Ruhr-Kreis im Vorfeld des lebensgefährlichen Angriffs zahlreiche Anzeigen wegen häuslicher Gewalt eingegangen sein. Von einer zweistelligen Zahl ist die Rede. Immer wieder, so war zu erfahren, hätten Beamte der 57-jährigen Rechtsanwältin Hilfe angeboten. Auch stand zur Diskussion, die Kinder anderweitig unterzubringen. Stalzer soll dies abgelehnt haben.

Die Polizeipressestelle in Hagen wollte diese Informationen weder bestätigen noch dementieren. Ein Sprecher verwies auf die Staatsanwaltschaft. Die erklärte am Montag auf Anfrage, sie wolle sich nicht äußern und verwies auf das jugendliche Alter der Beschuldigten. Auch Stalzer oder ihre Anwältin nahmen auf Anfrage keine Stellung.

Kontakt mit Polizei am Tag vor dem Angriff

Der Hintergrund des seit längerer Zeit schwelenden Familienkonflikts ist offenbar vielschichtig: So soll die Tochter aggressiv geworden sein, weil sie sich benachteiligt fühlte. Offenbar eskalierten diese Konflikte in gewaltsame Übergriffe. Im Sommer 2025 meldete Stalzer einen Angriff ihrer Tochter. Am 6. Oktober dann soll die Jugendliche ihre Adoptivmutter über Stunden im Keller gequält haben. Mit zwei Messern soll sie 13-Mal auf die Politikerin eingestochen und ihr lebensgefährliche Verletzungen zugefügt haben.

Bereits am 9. Juni 2025 hatte die angehende Bürgermeisterin die Polizei im Enneppe-Ruhr-Kreis schriftlich erneut um Hilfe gebeten. Mit welchem Ergebnis, ist noch unbekannt. Einen Tag vor dem mutmaßlichen Messerangriff hatte sich die neu gewählte Bürgermeisterin von Herdecke erneut an die Polizei gewandt. „Wir hatten am Montag zweimal persönlichen Kontakt zu ihr“, sagte ein Sprecher der Polizei im Ennepe-Ruhr-Kreis. Einmal sei sie persönlich auf der Wache in Wetter an der Ruhr vorstellig geworden.

Vorgehen der Polizei wird geprüft

Zu dem konkreten Inhalt ihrer Aussagen könne die Polizei mit Blick auf die nun laufenden Ermittlungen nichts bekannt geben, so die weiteren Ausführungen. „Ein Vorgang wurde angelegt, alle notwendigen Maßnahmen wurden getroffen“, erklärte der Sprecher. Von diesem Vorgang habe auch die Staatsanwaltschaft Kenntnis erhalten.

Inzwischen prüft das Landeskriminalamt in Düsseldorf und das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste den Vorgang. Dabei geht es vor allem um die Frage, wie die Polizei Eneppe-Ruhr-Kreis mit der Vielzahl an Anzeigen von häuslicher Gewalt im Hause Stalzer umgegangen ist.

Bei Stalzer lebten zwei Adoptivkinder, das Jugendamt hat beide aus der Familie genommen. Die mutmaßliche Messerstecherin kam in eine jugendpsychiatrische Klinik.